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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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ausladen, an der Uni in Northampton anrufen und ihnen sagen, dass ich es mir anders überlegt hatte. Ich könnte Mags anrufen und sie bitten, Sara die Schlüssel für mein Büro noch nicht zu übergeben. Ich könnte Sam eine E-Mail schreiben und ihm sagen … Was sollte ich ihm sagen? Dass ich gerade jemanden kennengelernt hatte … dass ich wieder zurück nach … dass ich etwas anderes …
    Ich küsste Devin ein letztes Mal.
    »Ich werde dich immer lieben, Dev, und ich werde dir immer dankbar sein.«
    »David«, korrigierte er mich wieder, dieses Mal noch verletzter als beim ersten Mal. Er hielt immer noch meine Hand.
    Und ich wiederholte, noch verletzter als beim ersten Mal: »Ich kenne keinen David.«
    »Ich möchte, dass du ihn kennenlernst«, flüsterte er fast.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und sagte ihm ins Ohr: »Dann fang an, David zu sein.«
    Er hielt meine Hand fest. Ich benutzte meine freie, um mich von ihm zu lösen, dann ging ich auf das Auto zu.
    »Kommst du denn gut in die Stadt nach Hause?«, fragte ich ihn. Er nickte mit glasigen Augen. Ich stieg ins Auto und winkte.
    »Auf Wiedersehen.«
    Er hob die Hand und ließ sie ganz schnell wieder sinken. »Auf Wiedersehen«, sagte er kaum hörbar.
    Auf der Fahrt hörte ich mir ein Hörbuch an und brach immer wieder in Tränen aus. Wegen eines Autounfalls auf der Throgs Neck Bridge, dem Berufsverkehr durch Hartford und einer Baustelle hinter Providence, kam ich erst um Mitternacht bei meiner neuen Wohnung an. Sam wartete dort auf mich, hellwach, mit einem Picknick auf dem Teppich. Sowohl seine Anwesenheit als auch seine Aufmerksamkeit beruhigten mich auf der Stelle.
    »Willkommen zu Hause, Herzchen«, sagte er warm.
    Ich war physisch und psychisch erschöpft und brachte nur noch einen Seufzer heraus.

Kapitel achtundzwanzig

OKTOBER
SECHZEHN MONATE SPÄTER
    Sex mit Sam ist so was von supergeil.
    Ich habe zwar außer Devin keinen Vergleich, aber ich glaube auch nicht, dass man es überhaupt vergleichen kann. Auf jeden Fall war es vom ersten Tag an so. Oder von der vierten Nacht an, das hängt davon ab, wie man es betrachtet.
    Nacht eins, der Nacht meiner Ankunft in Northampton, bin ich auf der Luftmatratze, die Sam für mich vorbereitet hatte, abgestürzt. Und er mit mir. In Nacht zwei stürzte ich wieder ab, dieses Mal auf meiner eigenen Matratze, nachdem ich den ganzen Tag damit zugebracht hatte, Kisten auszupacken und Möbel zu verrücken, mit Sams Hilfe natürlich. Und er mit mir.
    In Nacht drei hatte ich eine kurzfristige Kernschmelze, einen dieser Momente, in denen einem die Größe und Dummheit dessen, was man gerade getan hat, bewusst wird – in eine neue Stadt und einen neuen Staat umgezogen zu sein (selbst wenn es ein Staat war, in dem man schon einmal gelebt hat); seinen bequemen und vertrauten Job und seine Freunde und seine Familie hinter sich gelassen zu haben; genau wie einen Typen, mit dem man irgendwie befreundet war und irgendwie vielleicht zusammen, aber auch nicht wirklich, und mit dem man geschlafen hatte, mit dem es hätte klappen können, wenn man es versucht hätte. Plötzlich sah ich Sam an, als wäre er ein Fremder, und beschloss, dass ich einen Fehler gemacht hatte, denn vor meinem geistigen Auge sah ich Devin niedergeschlagen in der Einfahrt vor meiner Wohnung in East Meadow stehen. »Geh weg«, sagte ich zu Sam, oder etwas in der Art. Erverstand mich, weil er so ein wunderbarer Mensch ist, und ließ mich alleine in dem plötzlich so großen, leeren Bett schlafen. Er war noch nicht einmal wütend. Er lächelte nur, nahm mich in den Arm und ging.
    In Nacht vier war ich wieder bei Verstand. Es war geschehen, als ich alleine in meiner Wohnung war, und meinen Schreibtisch eingeräumt hatte. Ich brauchte nur an Sams Umarmung zu denken: Entweder er hält mich ganz fest auf eine beruhigende Art und Weise oder er drückt mich, als ob er mit mir kuscheln wollte. Als ich ihn am Abend zuvor weggeschickt hatte, hatte er beides zugleich getan. Jetzt rief ich ihn an: »Mach, dass du herkommst.« Er kam, und ich zerrte ihn über die Schwelle, bevor er überhaupt klingeln konnte, zog ihn ins Schlafzimmer und verabschiedete mich von allen Hemmungen. Einfach so. (Ich konnte nicht anders, ich musste denken, dass Devin, der Callboy, stolz auf mich gewesen wäre.) Klar, Sam und ich hatten davon gesprochen seit der Nacht vor dem Kamin, als ich ihn in den Frühlingsferien besucht und er mir gesagt hatte, dass wir warten sollten.

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