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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Poirot!«
    »Ta-ta-ta – jetzt erinnere ich mich an die melancholischen Seufzer, unter denen Sie Albernheiten über zwei schöne Frauen von sich gaben.«
    »Wissen Sie noch, was Sie zu mir sagten? Sie sagten: ›Und keine von beiden interessiert sich für Sie! Aber co u rage, mon ami! Vielleicht ziehen wir zwei wieder einmal zusammen auf die Jagd, und dann – wer weiß?‹«
    Ich brach ab. Tatsächlich hatte eine neue Verbrecherjagd Poirot und mich nach Frankreich geführt, wo ich der Frau meines Lebens begegnet war…
    Poirot legte mir freundlich die Hand auf den Arm. »Ich weiß, Hastings, ich weiß. Die Wunde ist noch frisch. Aber hören Sie auf zu grübeln. Schauen Sie nicht zurück, sondern nach vorn.«
    Mutlos wehrte ich ab. »Nach vorn? Was ist dort noch zu erwarten?«
    »Eh bien, mein Freund, Arbeit.«
    »Arbeit? Wo?«
    »Hier.«
    Ich starrte ihn erstaunt an.
    »Gerade eben«, sagte Poirot, »haben Sie mich nach dem Grund meines Hierseins gefragt. Es ist Ihnen vielleicht entgangen, dass ich Ihnen die Antwort schuldig geblieben bin. Ich will Ihre Frage jetzt beantworten. Ich bin hier, um einen Mörder zur Strecke zu bringen.«
    Ich sah ihn mit noch größerem Erstaunen an. Einen Moment lang zweifelte ich an seinem Verstand. »Ist das Ihr Ernst?«
    »Aber gewiss. Weshalb hätte ich Sie sonst so dringend hergebeten? Meine Gliedmaßen verweigern mir den Dienst, aber wie ich Ihnen sagte, ist mein Gehirn vollkommen intakt. Sie erinnern sich an meinen Grundsatz – hinsetzen und nachdenken. Dazu bin ich noch immer imstande – tatsächlich ist es das Einzige, wozu ich noch imstande bin. Den aktiveren Teil der Unternehmung überlasse ich meinem trefflichen Hastings.«
    »Ist das wirklich Ihr Ernst?«, wiederholte ich verblüfft.
    »Aber gewiss. Sie und ich, Hastings, ziehen wieder auf die Jagd!«
    Ich brauchte einige Minuten, um zu begreifen, dass Poirot es tatsächlich ernst meinte. So phantastisch seine Erklärung auch klingen mochte, ich hatte keinen Grund, an seiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln.
    »Endlich sind Sie überzeugt«, sagte er mit leisem Lächeln. »Zuerst haben Sie gedacht, ich hätte den Verstand verloren, nicht wahr?«
    »Nein, nein«, versicherte ich hastig. »Nur scheint mir der Ort so ungewöhnlich.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ich habe natürlich noch nicht alle Anwesenden gesehen – «
    »Wen haben Sie denn schon getroffen?«
    »Nur die Luttrells und einen Mann namens Norton, anscheinend ein friedlicher Zeitgenosse, und dann Boyd Carrington – ich muss sagen, er hat mir außerordentlich gefallen.«
    Poirot nickte. »Und wenn Sie die Übrigen kennengelernt haben, Hastings, wird Ihnen meine Behauptung noch immer unglaublich erscheinen.«
    »Wer ist sonst noch alles da?«
    »Dr. Franklin und seine Frau; die Krankenschwester, die Mrs Franklin pflegt, und Ihre Tochter Judith. Dann wohnt noch ein Mann namens Allerton hier, ein rechter Schwerenöter, und eine Miss Cole, eine Frau in den Dreißigern. Ich sage Ihnen, es sind alles sehr nette Leute.«
    »Und einer von ihnen ist ein Mörder?«
    »Und einer von ihnen ist ein Mörder.«
    »Aber warum – wie – warum glauben Sie – «
    In meinem Kopf wirbelten die Fragen durcheinander, und es fiel mir schwer, sie zu formulieren.
    »Beruhigen Sie sich, Hastings! Lassen Sie uns mit dem Anfang beginnen. Reichen Sie mir bitte den kleinen Kasten vom Schreibtisch herüber. Bien. Und jetzt den Schlüssel – so – «
    Er schloss die Kassette auf und entnahm ihr ein Bündel Zeitungsausschnitte und mit Schreibmaschine beschriebene Blätter.
    »Sie können alles in Ruhe durchsehen, Hastings! Im Moment würde ich die Zeitungsausschnitte erst einmal beiseitelassen. Es sind nur Presseberichte über verschiedene tragische Ereignisse, zuweilen ungenau, manchmal ganz aufschlussreich. Um sich ein Bild von den Fällen zu machen, schlage ich vor, Sie lesen meine Zusammenfassung.«
    Gespannt begann ich zu lesen.
     
    Fall A: Etherington
    Leonard Etherington. Schlechte Gewohnheiten – nahm Drogen und trank. Absonderlicher, sadistischer Charakter. Junge, attraktive Frau. Verzweifelt, unglücklich. Etherington starb, dem Anschein nach Fleischvergiftung. Arzt hatte Zweifel. Autopsie ergab Arsenvergiftung. Im Haus Unkrautvertilgungsmittel entdeckt, allerdings schon vor langer Zeit gekauft. Mrs Etherington wurde festgenommen und des Mordes beschuldigt. Sie war kurz zuvor mit einem jungen Mann im Staatsdienst befreundet gewesen, der wieder nach Indien zurückkehrte. Es gab

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