Vorhang
wird sehr unterhaltsam werden. Deshalb, mon cher Hastings, dépê-chez-vous, eilen Sie hierher, so schnell Sie können. Ich habe für Sie ein Zimmer mit Bad reservieren lassen (unser gutes altes Styles ist modernisiert worden, müssen Sie wissen) und mit Mrs Luttrell über den Preis verhandelt, bis sich eine Einigung ergeben hat, très bon marché.
Die Franklins und Ihre reizende Judith sind bereits seit ein paar Tagen hier. Alles ist arrangiert, machen Sie also keine Geschichten.
A bientôt
Ihr Hercule Poirot
Die Aussicht war verlockend, und ich folgte ohne Widerspruch dem Wunsch meines alten Freundes. Ich hatte kein festes Heim und keine Verpflichtungen. Meine Kinder führten ihr eigenes Leben. Der eine Sohn diente bei der Navy, der andere war verheiratet und betrieb die Ranch in Argentinien. Meine Tochter Grace war mit einem Soldaten verheiratet und lebte zurzeit in Indien. Meine Tochter Judith schließlich war dasjenige meiner Kinder, das ich insgeheim immer am meisten geliebt, wenn auch nie verstanden habe. Sie war ein seltsames, verschlossenes Wesen, das seinen eigenen Kopf hatte, was mich zuweilen verletzte und bekümmerte. Meine Frau hatte mehr Verständnis für sie gehabt. Ihrer Ansicht nach handelte es sich in Judiths Fall nicht um Mangel an Vertrauen, sondern um eine Art Zwang. Doch sie machte sich genau wie ich manchmal Sorgen um das Kind. Sie sagte, Judiths Gefühle seien zu intensiv und zu konzentriert, und ihre Verschlossenheit lasse ihr kein Sicherheitsventil. Das Mädchen hatte merkwürdige Phasen brütenden Schweigens und konnte heftig, fast fanatisch Partei ergreifen. Sie war die Begabteste in der Familie, und wir waren deshalb mit ihrem Wunsch nach einer Universitätsausbildung einverstanden. Vor etwa einem Jahr hatte sie ihr naturwissenschaftliches Diplom erworben und daraufhin eine Assistentenstellung bei einem Arzt angenommen, der sich mit der Erforschung tropischer Krankheiten beschäftigte. Er hatte eine Frau, die kränklich war.
Ich hatte mir zuweilen Sorgen gemacht, ob Judiths Arbeitseifer und ihre Aufopferung für ihren Chef nicht Anzeichen einer Verliebtheit seien, aber die sachliche Art ihrer Beziehung hatte meine Bedenken zerstreut.
Ich glaube, dass Judith mich gern mag, doch es lag nicht in ihrer Natur, ihre Gefühle zu zeigen, und sie begegnete meinen, wie sie es nannte, sentimentalen und altmodischen Ideen oft mit Spott und Ungeduld. Ich sah dem Wiedersehen mit meiner Tochter, ehrlich gesagt, mit etwas Nervosität entgegen!
An diesem Punkt wurden meine Gedanken dadurch unterbrochen, dass der Zug auf dem Bahnhof von Styles St. Mary hielt. Dieser zumindest hatte sich nicht verändert. Die Zeit war spurlos an ihm vorbeigegangen. Anscheinend ohne Daseinsberechtigung, lag er noch immer inmitten grüner Felder und Wiesen.
Als ich mit dem Taxi durchs Dorf fuhr, bemerkte ich allerdings, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Styles St. Mary hatte sein Gesicht völlig verändert. Hinzugekommen waren Tankstellen, ein Kino, zwei weitere Gastwirtschaften und Reihen von Sozialwohnungen.
Jetzt bogen wir durch das Tor von Styles. Hier schien die moderne Zeit wieder hinter uns zu bleiben. Der Park war im Großen und Ganzen so, wie ich ihn in Erinnerung hatte, aber die Auffahrt war in schlechtem Zustand, und Unkraut überwucherte den Kies. Wir bogen um eine Kurve und sahen das Haus vor uns liegen. Es war äußerlich unverändert und hatte dringend einen Anstrich nötig.
Wie bei meiner Ankunft damals vor vielen Jahren beugte sich auch jetzt eine Frauengestalt über eins der Beete. Mein Herzschlag stockte einen Augenblick. Dann richtete sich die Gestalt auf und kam auf mich zu, und ich lachte über mich selbst. Man konnte sich keinen größeren Gegensatz zu der kräftigen Evelyn Howard vorstellen, die mich damals als Erste auf Styles begrüßt hatte.
Dies hier war eine zartgebaute ältere Dame mit einem Kopf voll weißer Löckchen, mit rosa Wangen und kalten blassblauen Augen, die einen Kontrast zu ihrer ungezwungenen Herzlichkeit bildeten, welche für meinen Geschmack eine Spur zu überschwänglich war.
»Das ist bestimmt Captain Hastings, nicht wahr?«, sagte sie. »Und ich kann Ihnen nicht einmal die Hand geben, weil meine Hände so schmutzig sind. Wir sind entzückt, Sie bei uns zu haben – wir haben schon so viel von Ihnen gehört! Ach, ich sollte mich wohl vorstellen. Ich bin Mrs Luttrell. Mein Mann und ich haben dieses Gut in einem Anfall von geistiger Umnachtung gekauft und
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