Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Belastung aushalten, es würde zuviel Treibstoff verbrauchen – es ist noch jede Menge Zeit. Wäre es nicht besser, eine Genehmigung einzuholen, um sicherzugehen? Wenn dann
etwas schiefginge – dann wäre es nicht Ihre Schuld.«
»Nun …« Van Atta wurde noch langsamer. Wie typisch für Yeis windelweiche, schwächliche Unentschlossenheit. In seiner Vorstellung konnte er sie fast hören: Jetzt setzen wir uns mal alle hin und diskutieren die Sache wie vernünftige Leute … Es war ihm zuwider, sich von ihr beeinflussen zu lassen; jedoch war an dem, was sie sagte, durchaus etwas dran: Sich nach jeder Seite abzusichern war eine elementare Regeln für das Überleben sogar des Tüchtigsten.
»Nun … nein, verflucht! Was ich verdammt sicher garantieren kann, ist, daß GalacTech dieses ganze Fiasko geheimhalten möchte. Das Allerletzte, was die wollen, sind eine Menge Gerüchte darüber, daß ihre netten Mutanten durchgehen. Es ist besser für uns alle, daß diese Geschichte ausschließlich im Lokalraum von Rodeo erledigt wird.« Er wandte sich an Bannerji. »Das hat die höchste Priorität, dann – Sie und Ihre Leute müssen dieses Sprungschiff zurückholen, oder es zumindest betriebsunfähig machen.«
»Das«, bemerkte Bannerji, ohne ihn auch nur anzublicken,
»wäre Vandalismus. Außerdem, wie schon zuvor ausgeführt
wurde – der Sicherheitsdienst von Shuttlehafen Drei untersteht nicht Ihrem Befehl, Mr. Van Atta.« Er warf seiner Chefin einen bedeutsamen Blick zu. Chalopin stand da, hörte zu und zog nervös an einer Haarsträhne, die sich aus ihrer eleganten Frisur gelöst hatte.
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»Das ist wahr«, pflichtete sie ihm bei. »Das Habitat mag Ihr Problem sein, Mr. Van Atta, aber diese Entführung des Sprungschiffes unterliegt ohne Zweifel meiner Jurisdiktion, ohne Rücksicht auf etwaige Verbindungen. Und dort oben ist auch immer noch ein Frachtshuttle angedockt, das mir gehört, obwohl die Transferstation gemeldet hat, daß man seine Crew aus einem Rettungspod geholt hat.«
Van Atta stand da, wütend und blockiert. Blockiert von den verdammten Frauen. Plötzlich erkannte er, daß es Yeis Absicht gewesen war, Chalopin zu beeinflussen, und das war ihr auch gelungen. »Das ist es dann also«, zischte er schließlich. »Wir reichen die Sache weiter an die Zentrale. Und dann werden wir ja sehen, wer hier das Sagen hat.«
Dr. Yei schloß für einen Moment erleichtert die Augen. Auf Anweisung von Chalopin begann ein Nachrichtentechniker, sein System für die Übertragung einer verschlüsselten Notfallnachricht an die Distriktszentrale vorzubereiten; diese Nachricht würde mit Lichtgeschwindigkeit zur Wurmlochstation gefunkt werden, dort würde man sie aufzeichnen und mit dem nächsten verfügbaren Sprungschiff durch das Wurmloch transportieren, und dann wieder über Funk an ihren Bestimmungsort übertragen.
»Was machen Sie inzwischen«, fragte Van Atta Chalopin, »mit Ihrer«, er dehnte das Wort sarkastisch, »Entführung?«
»Wir werden vorsichtig vorgehen«, erwiderte sie gleichmütig.
»Wir glauben, daß schließlich eine Geisel dabei ist.«
»Wir sind auch nicht sicher, ob das gesamte GalacTech-Personal schon vom Habitat herunter ist«, warf Dr. Yei ein.
Van Atta knurrte, aber er konnte ihr nicht widersprechen. Aber wenn da noch Planetarier an Bord festgehalten wurden, dann 278
mußte das höhere Management doch sicher die Notwendigkeit
einer schnellen und energischen Reaktion erkennen. Er mußte als nächstes die Transferstation anrufen und sich die endgültige Zahl durchgeben lassen. Wenn all diese unentschlossenen Idioten ihn zwingen sollten, die nächsten paar Tage untätig herumzuhocken, dann konnte er wenigstens seine Aktionspläne für die Zeit festlegen, wo er wieder freie Hand hatte.
Und er war sich sicher, daß er früher oder später wieder freie Hand haben würde. Apmads unterschwelliger Horror vor den
Quaddiemutanten war ihm nicht entgangen. Wenn die Nachricht von diesem Schlamassel schließlich auf ihrem Schreibtisch landete, dann würde sie drei Meter hoch in die Luft springen, Geiseln hin oder her – Van Atta kniff die Augen zusammen. »He«, sagte er plötzlich, »wir sind nicht so hilflos, wie Sie meinen. Dieses Spiel können zwei spielen – ich habe auch eine Geisel!«
»Sie?«, sagte Dr. Yei verdutzt. Dann griff sie sich an den Hals.
»Ganz recht. Und wenn ich daran denke, daß ich das fast vergessen hätte. Dieser vierarmige Kriecher Tony ist hier unten!«
Tony war Grafs
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