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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Hände bebten, während sie neben ihm in der Luft hing. Er unterdrückte den Impuls, sie ›aufzurichten‹.
    »Du lieber Himmel, Kind, das ist ja über 26 Stunden. Mach jetzt mal Pause. Iß was und geh schlafen.«
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    Sie schaute ihn verwirrt an. »Aber die Schlafraumeinheiten sind alle abgetrennt und mit den Krippen zusammengebündelt. Von hier aus komme ich nicht dahin.«
    »Ist das der Grund …? Schau mal, drei Viertel des Habitats sind im Augenblick unzugänglich. Such dir einen Winkel im Rüstraum oder sonstwo.« Er betrachtete einen Moment lang verblüfft ihre Tränen, dann fügte er hinzu: »Es ist erlaubt. « Sie hatte sichtlich Verlangen nach ihrem eigenen vertrauten Schlafsack, den ihr Leo jetzt aber nicht verschaffen konnte.
    »Ganz allein?«, sagte sie sehr leise.
    Sie hatte wahrscheinlich in ihrem bisherigen Leben nie mit weniger als sieben anderen Kindern im gleichen Raum geschlafen, überlegte Leo. Er holte tief Luft, um seine Beherrschung nicht zu verlieren – er würde jetzt nicht anfangen, sie anzuschreien, ganz egal, wie wunderbar das seine eigenen Gefühle entlasten würde –, wie war er überhaupt in diesen Kinderkreuzzug geraten? Im Augenblick konnte er sich nicht daran erinnern.
    »Komm mit!« Er nahm sie bei der Hand zum Rüstraum, fand
    einen Wäschesack, den er an der Wand aufhängte, und half ihr, zusammen mit einem eingewickelten Sandwich in den Sack zu
    schlüpfen. Ihr Gesicht lugte aus der Öffnung heraus, und einen seltsamen Moment lang kam er sich wie ein Mann vor, der gerade damit beschäftigt war, einen Sack mit kleinen Katzen zu ersäufen.
    »Na dann.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Jetzt ist alles besser, was?«
    »Danke, Leo«, schniefte sie. »Es tut mir leid wegen dem
    Schubschiff. Und dem Treibstoff.«
    »Wir werden uns darum kümmern.« Er zwinkerte heldenhaft.
    »Schlaf jetzt ein bißchen, ja? Es wird noch genug Arbeit da sein, wenn du aufwachst, du versäumst gar nichts. Also … gute Nacht.«
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    »Nacht …«
    Im Korridor rieb er sich mit den Händen über das Gesicht.
    »Nng…«
    Drei Viertel des Habitats unzugänglich? Jetzt waren es eher neun Zehntel. Und alle Modulbündel liefen auf Notstrom und warteten darauf, wieder an die Hauptstromversorgung angeschlossen zu werden, während sie in den Superjumper geladen wurden. Für die Sicherheit und das Wohlergehen derjenigen, die an Bord der verschiedenen Untereinheiten eingeschlossen waren, war es lebenswichtig, daß das Habitat so schnell wie möglich voll rekonfiguriert und einsatzbereit gemacht würde.
    Ganz zu schweigen davon, daß alle beginnen mußten, sich in dem neuen Labyrinth zurechtzufinden. Mehrfache Kompromisse hatten die Gestaltung beeinflußt – die Krippeneinheiten zum Beispiel konnten in ein inneres Bündel kommen; Docks und
    Luftschleusen mußten nach außen, dem Raum zugewandt, positioniert werden; Entsorgungsöffnungen waren unvermeidlicherweise abgeschnitten worden, Energiemodule mußten in einer ganz bestimmten Weise montiert werden, die Ernährungseinheiten, die jetzt etwa dreitausend Essen pro Tag ausgaben, brauchten einen bestimmten Zugang zu den Lagerräumen … Bis jeder seine tägliche Routine angepaßt haben würde, gab es eine Weile ein ziemliches Durcheinander, selbst wenn man davon ausging, daß alle Modulbündel mit der richtigen Seite nach oben eingeladen und mit dem richtigen Ende nach vorn verbunden wurden, wenn Leo nicht persönlich die Aufsicht führte – oder selbst wenn er zuschaute, gestand sich Leo ein. Er blickte starr vor sich hin.
    Und jetzt die knifflige Frage – sollten sie überhaupt mit dem Beladen weitermachen, auf einen Superjumper, der möglicherweise irreparabel beschädigt war? Der Vortex-Spiegel, du lieber 286
    Himmel! Warum hatte sie nicht einen der normalen Triebswerksarme gerammt? Warum nicht einfach Leo selbst umgehauen?
    »Leo!«, rief eine vertraute männliche Stimme.
    Ti Gulik, der Sprungpilot, kam den Korridor herabgeschwebt. Er war verärgert und hatte die Arme gekreuzt. Wie ein Seestern kam Silver von Handgriff zu Handgriff hinter ihm her, gefolgt von Framod. Gulik packte einen Griff und hielt neben Leo an. Leos Augen trafen Silvers Blick in einem frustrierend kurzen und stummen Gruß, bevor der Sprungpilot ihn bedrängte.
    »Was haben Ihre verdammten Quaddies mit meinen Necklinstäben angestellt?«, sprudelte Ti hervor. »Wir machen uns diese ganze Mühe, dieses Schiff zu schnappen, bringen es hierher, und ihr fangt praktisch sofort damit an,

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