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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gesehen«, erinnerte sich Silver. »Ist sie echt?«
    Madame Minchenko lächelte und zog ihren Bogen mit einer
    schnellen Folge von Tönen über die Saiten. Die Musik lief hinauf und hinab wie … wie Quaddiekinder im Turnsaal, das war der einzige Vergleich, der Silver einfiel. Die Lautstärke war erstaunlich.
    »Wo sind diese Drähte da oben an die Lautsprecher angeschlossen?«, wollte Silver wissen, stützte sich mit ihren oberen Händen hoch und reckte den Hals.
    »Es gibt keine Lautsprecher. Der Klang kommt ganz allein aus dem Holz.«
    »Aber er hat den ganzen Raum ausgefüllt!«
    Madame Minchenko lächelte. »Dieses Instrument könnte einen ganzen Konzertsaal ausfüllen.«
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    »Spielen Sie … in Konzerten?«
    »Einst, als ich jung war – in deinem Alter, vielleicht … Ich bin auf eine Schule gegangen, wo man solche Fertigkeiten gelehrt hat.
    Die einzige Musikschule auf meinem Planeten. Eine Kolonialwelt, weißt du, wo man wenig Zeit für Künste hatte. Es gab einen Wettbewerb – der Gewinner sollte zur Erde reisen dürfen und Schallaufzeichnungen machen. Was er im Folgenden auch tat.
    Aber die Tonträgergesellschaft, die diese Sache durchführte, war nur an dem allerbesten interessiert. Ich war die zweite. Es gibt nur für so wenige Platz …« Sie seufzte. »Ich blieb zurück mit einer erfreulichen persönlichen Leistung, die keiner hören wollte. Nicht, wenn sie nur eine Diskette auflegen mußten, um nicht nur den Besten meiner Welt, sondern den Besten der ganzen Galaxis zu hören. Glücklicherweise begegnete ich etwa um diese Zeit Warren.
    Mein dauernder Mäzen, mein ständiges Publikum. Wahrscheinlich war es gut, daß ich damals keine Karriere daraus machen wollte, wir zogen damals so oft um, als er sein Studium beendete und bei GalacTech zu arbeiten begann. Ich habe hier und da Unterricht gegeben, für Liebhaber alter Künste …« Sie neigte den Kopf Silver zu. »Und hat man euch Musik gelehrt, bei all den Dingen, die man euch auf diesem Satelliten beigebracht hat?«
    »Wir haben einige Lieder gelernt, als wir klein waren«, sagte Silver scheu. »Und dann waren da noch die Blasflöten. Aber die gab es nicht lange.«
    »Die Blasflöten?«
    »Kleine Plastikdinger, in die man hineinblies. Die waren echt.
    Eine der Krippenmütter brachte sie mit herauf, als ich etwa …
    oh … acht war. Aber dann gelangten sie über das ganze Habitat, und die Leute beschwerten sich über das … hm … Geflöte. So mußte sie alle wieder mitnehmen.«
302
    »Ich verstehe. Warren hat die Blasflöten nie erwähnt.« Madame Minchenkos Augenbrauen zuckten. »Ach … was für Lieder waren das?«
    »Oh …« Silver holte Luft und sang: »Rog G. Biv, Rog G. Biv, er ist der Farbenquaddie, der das Spektrum ergibt: Rotorangegelb, grün und blau, indigo und violett, das ist nett …« Sie brach ab und errötete. Ihre Stimme klang so zittrig und schwach, im Vergleich zu dieser erstaunlichen Violine.
    »Ich verstehe«, sagte Madame Minchenko mit einer seltsam
    verkrampften Stimme. Ihre Augen tanzten jedoch, so daß Silver nicht dachte, sie wäre beleidigt. »O Warren«, seufzte Madame Minchenko, »die Dinge, für die du verantwortlich bist …«
    »Darf ich …?«, sagte Silver und brach ab. Sicher würde sie diese wertvolle Antiquität nicht berühren dürfen. Was, wenn sie für einen Moment vergaß, sie zu halten, und die Schwerkraft ihr die Violine aus der Hand zog?
    »Einmal versuchen?«, beendete Madame Minchenko ihren
    Gedanken. »Warum nicht? Wir scheinen uns hier ein bißchen Zeit vertreiben zu müssen.«
    »Ich habe Angst …«
    »Ach was! Oh, auf die hier habe ich immer gut achtgegeben. Sie wurde jahrelang nicht gespielt, lag eingesperrt in einem Gewölbe mit Klimaanlage … tot. Dann habe ich in letzter Zeit mich zu fragen begonnen, wofür ich sie denn aufhebe. Hier, jetzt. Heb dein Kinn, so, klemm sie darunter, so«, Madame Minchenko legte
    Silvers Finger um den Hals der Violine. »Was für hübsche lange Finger du hast, meine Liebe. Und … hm … so viele. Ich überlege …«
    »Was?«, fragte Silver, als Madame Minchenko verstummte.
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    »Hm? Oh. Ich sah gerade vor meinem geistigen Auge ein Bild von einem Quaddie in der Schwerelosigkeit mit einer zwölfsaitigen Gitarre. Wenn du nicht so in einen Sessel gequetscht wärst wie jetzt, dann könntest du mit dieser unteren Hand nach oben greifen …«
    Es war vielleicht ein Trick des Lichts von Rodeos im Westen stehender Sonne, die auf den gezackten Horizont herabsank und

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