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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gab sie auf, ließ sich scheiden, nahm eine Stelle außerhalb ihres Planeten bei GalacTech an – und arbeitete sich in der Hierarchie nach oben. Sie hat ein tiefes, emotional begründetes Interesse an ihren Vorurteilen gegen genetische Manipulationen, und das wußte ich. Und habe es vermasselt … Sie könnte immer noch befehlen, daß die Quaddies getötet werden.
    Abspritzen. Vergasen. Vergiften – verstehen Sie? Jeder Bericht über Schwierigkeiten, Unruhen, verstärkt durch ihre genetische Paranoia, und sie …« Sie kniff die Augen zusammen und massierte ihre Stirn mit den Fingerspitzen.
    »Sie könnte es befehlen – wer sagt aber, daß Sie es ausführen müssen? Sie haben gesagt, Ihnen sei an den Quaddies gelegen. Wir müssen etwas tun!«, sagte Leo.
    »Was?« Yei ballte die Hände zu Fäusten, dann öffnete sie sie wieder weit. »Was, was, WAS? – Einen oder zwei – selbst wenn 153
    ich einen oder zwei adoptieren, mit mir mitnehmen könnte – sie irgendwie hinausschmuggeln, wer weiß –, was dann? Mit mir auf einem Planeten leben? Sozial isoliert als Krüppel, Mißgeburten, Mutanten – Früher oder später würden sie erwachsen werden, und was dann? Und was ist mit den anderen? Ein ganzes Tausend, Leo!«
    »Und wenn Apmad die Ausrottung der Quaddies befehlen
    würde, welche Entschuldigung würden Sie dann dafür finden, nichts dagegen zu unternehmen?«
    »Ach, gehen Sie weg « , stöhnte sie. »Sie haben kein Verständnis für die Kompliziertheit der Situation, überhaupt keins. Was glauben Sie denn, was eine einzelne Person tun kann? Ich hatte einmal ein eigenes Leben, bevor dieser Job es auffraß. Ich habe sechs Jahre hingegeben – fünf und dreiviertel mehr als Sie –, ich habe alles gegeben, wozu ich fähig bin. Ich bin ausgebrannt. Wenn ich aus diesem Loch wegkomme, dann möchte ich nie wieder von
    Quaddies hören. Sie sind nicht meine Kinder. Ich habe keine Zeit gehabt, Kinder zu bekommen.«
    Sie rieb sich verärgert die Augen und zog die Nase hoch, unterdrückte Tränen – oder bloß ihre Gereiztheit? Leo wußte es nicht.
    Und es war ihm gleich.
    »Sie sind niemandes Kinder«, knurrte er. »Das ist das Problem.
    Sie sind eine Art … genetischer Waisen oder so etwas.«
    »Wenn Sie nichts Brauchbares zu sagen haben, dann hauen Sie bitte endlich ab!«, schrie sie. Mit einer Handbewegung zeigte sie auf die vielen Folien. »Ich habe zu arbeiten.«
    Seit seinem fünften Lebensjahr hatte Leo kein weibliches Wesen mehr geschlagen. Er entfernte sich, am ganzen Leibe zitternd.
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    Er schwebte langsam durch die Korridore, zurück zu seiner eigenen Unterkunft, und beruhigte sich. Was hatte er sich denn überhaupt von Yei erwartet? Befreiung von seiner Verantwortung?
    Hätte er ihr sein Gewissen auf den Schreibtisch knallen sollen, a la Bruce, und sagen: »Kümmern Sie sich darum …«
    Und doch, und doch, und doch … es mußte hier irgendwo eine Lösung geben. Er konnte sie fühlen, eine greifbare dunkle Gestalt, wie etwas Festes im Bauch, eine hochsteigende, schrille Frustration. Das Problem, das sich weigerte, in die richtigen Einzelteile zu zerfallen, die Lösung, die sich einem entzog – er hatte technische Probleme gelöst, die sich zuerst als solche massive unübersteigbare Mauern präsentiert hatten. Er wußte nicht, woher die Sprünge jenseits der Logik kamen, mit denen man letztlich diese Mauern überwand, außer, daß es sich nicht um einen bewußten Prozeß handelte, wie elegant er das Ganze auch post factum aufzeichnen mochte. Er konnte es nicht lösen, und er konnte es nicht in Ruhe lassen, kratzte nutzlos in einer zunehmenden zwanghaften Besessenheit daran herum, aber das war kontraproduktiv, wie das Herumkratzen an einem Schorf. Die Räder drehten sich, übertrugen aber keine Bewegung.
    »Sie ist hier drinnen«, flüsterte er und berührte seinen Kopf. »Ich spüre sie. Ich kann … sie einfach … nicht sehen …«
    Sie mußten irgendwie aus dem Lokalraum von Rodeo herausgebracht werden, soviel war sicher. Alle Quaddies. Hier gab es für sie keine Zukunft. Schuld daran war die verdammt eigenartige juristische Lage. Was sollte er tun – ein Sprungschiff entführen?
    Aber die Personalsprungschiffe konnten nicht mehr als dreihundert Passagiere befördern. Er konnte sich mit Mühe und Not vorstellen, wie er etwas in Händen hielt – ja, was? Welche Waffe?
    Er hatte keine Schußwaffe, sein Taschenmesser enthielt hauptsächlich Schraubenzieher – richtig, dem Piloten einen

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