Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Abteilung scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben, meine Abteilungsleiterin eingeschlossen.«
Leo runzelte die Stirn. »Hatten Sie noch keine Besprechung mit Dr. Yei?«
»Nein …«
»Sie haben sich die Besten für zuletzt aufgehoben«, sagte Dr.
Minchenko grimmig, »aus offenkundigen Gründen.« Er wandte
sich der Krippenmutter zu. »GalacTech hat gerade das Cay-Projekt abgebrochen, Liz. Ohne mich überhaupt zu Rate zu ziehen!« Mit schonungsloser Offenheit skizzierte er ihr das Abbruchszenario.
»Ich war gerade dabei, meinen Protest zu Papier zu bringen, aber Graf hier ist mir zuvorgekommen. Beträchtlich wirkungsvoller, nehme ich an. Die Insassen haben die Anstalt übernommen. Er meint, daß er das Habitat in ein Kolonieschiff umwandeln kann.
Ich glaube … ich ziehe es vor zu glauben, daß er das kann.«
»Sie wollen damit sagen, daß Sie für dieses Durcheinander
verantwortlich sind?« Mama Nilla funkelte Leo an und blickte sich um, sichtlich verdutzt. »Ich dachte, Ciaire würde nur daherplappern …« Die anderen beiden Krippenmütter, Planetarierinnen wie Mama Nilla, die während Dr. Minchenkos Erklärungen herbeigekommen waren, hingen in der Luft und sahen ebenso verblüfft drein. »GalacTech gibt Ihnen das Habitat nicht … oder?«, fragte Mama Nilla Leo matt.
»Nein, Ms. Villanova«, sagte Leo geduldig. »Wir stehlen es.
Nun, ich möchte von Ihnen nicht verlangen, sich in etwas Illegales zu verstricken, wollen Sie mir also einfach zum Rettungspod folgen …«
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Mama Nilla blickte im Turnraum umher. Ein paar Gruppen von Jüngeren wurden schon von einigen älteren Quaddies hinausgeleitet. »Aber diese Kinder können doch nicht für all diese Kinder sorgen!«
»Sie werden es müssen«, sagte Leo.
»Nein, nein … ich glaube, Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wie arbeitsintensiv diese Abteilung ist!«
»Hat er nicht«, bestätigte Dr. Minchenko und rieb sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über die Lippen.
»Es gibt keine Wahl « , sagte Leo und biß die Zähne aufeinander.
»Jetzt, Kinder, laßt Ms. Villanova los«, wandte er sich an die Quaddies, die sich an sie klammerten. »Sie muß gehen.«
»Nein!«, sagte der Kleine, der sich an ihrem linken Knie festhielt.
»Sie muß uns nach dem Essen Geschichten vorlesen, sie hat es versprochen. « Das Kind mit der Schnittwunde begann wieder zu weinen. Ein anderes zupfte sie an ihrem linken Ärmel und flüsterte vernehmlich: »Mama Nilla! Ich muß aufs Klo!«
Leo fuhr sich mit den Händen durchs Haar und zwang sich
sichtlich, sie nicht zu Fäusten zu ballen. »Ich muß jetzt meinen Raumanzug anziehen und draußen sein, Gnädigste, ich habe keine Zeit, mich herumzustreiten. Sie alle …« – sein zorniger Blick umfaßte auch die beiden anderen Krippenmütter –, »raus mit ihnen!«
Mama Nillas Augen funkelten. Sie hielt ihm ihren linken Arm entgegen, an dem das Quaddiekind hing und mit blauen Augen um Mama Nillas kräftigen Oberarm herum Leo erschrocken anguckte.
»Bringen Sie dann dieses kleine Mädchen zur Toilette?«
Das Quaddiemädchen und Leo starrten einander mit gleich
großem Entsetzen an. »Sicher nicht«, würgte der Ingenieur hervor.
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Er blickte sich um. »Eine andere Quaddie wird das machen. Ciaire …?«
Nachdem Andy wie ein Barracuda gesucht hatte, wählte er diesen Moment, um mit seinem Protestgeheul zu beginnen, weil aus den Brüsten seiner Mutter nicht die erwartete Milch kam. Ciaire versuchte ihn zu beruhigen, tätschelte seinen Rücken und war wegen seiner Enttäuschung selbst den Tränen nahe.
»Ich nehme an«, warf Dr. Minchenko sanft ein, »Sie würden
nicht mit uns mitkommen wollen, Liz? Es würde natürlich keinen Weg zurück geben.«
»Mit uns?« Mama Nilla blickte ihn scharf an. »Machen Sie bei diesem Unsinn mit?«
»Ich glaube schon.«
»Na schön, also dann.« Sie nickte.
»Aber Sie können doch nicht …«, begann Leo.
»Graf«, sagte Dr. Minchenko, »hat Ihr kleines Drama mit dem Druckabfall gerade eben diesen Damen Grund zu der Annahme
gegeben, daß sie noch Luft zum Atmen haben würden, wenn sie bei ihren Quaddies blieben?«
»Sollte es eigentlich nicht«, sagte Leo.
»Ich habe darüber nicht einmal nachgedacht«, sagte eine der Krippenmütter und blickte plötzlich entsetzt drein.
»Ich schon«, sagte die andere und schaute Leo finster an.
»Ich wußte, daß im Turnmodul eine Notbelüftung vorhanden
ist«, sagte Mama Nilla, »das gehört schließlich zu den regulären Übungen.
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