Vorkosigan 11 Spiegeltanz
zumindest, bis wir dich und die Kryokammer beim 208
Galaktischen Hauptquartier der Kaiserlichen Sicherheit auf Komarr abliefern können. Dann ist die Sache aus meinen Händen.«
»Wie, zum Teufel, glaubt ihr, daß ihr all dies unter Verschluß halten könnt?«, fragte Mark verächtlich. »Dutzende von Leuten wissen, was wirklich geschehen ist.«
»›Zwei können ein Geheimnis bewahren, wenn einer von ihnen tot ist‹?« Quinn schnitt eine Grimasse. »Ich weiß es nicht. Die Dendarii werden den Mund halten. Sie haben Disziplin. Die Klons kann ich isoliert halten. Wir werden sowieso alle in diesem Schiff eingesperrt bleiben, bis wir Komarr erreichen. Später … Damit werde ich mich später befassen.«
»Ich möchte meine … die … meine Klons sehen. Was habt ihr mit ihnen gemacht?«, fragte Mark plötzlich.
Quinn sah aus, als würde sie gleich explodieren, aber Bothari-Jesek warf ein: »Ich werde ihn nach unten mitnehmen, Quinnie.
Ich möchte mir meine Passagiere auch anschauen.«
»Na gut … solange du ihn zu seiner Kabine zurückbringst, wenn ihr fertig seid. Und stell eine Wache vor seine Tür. Wir können es nicht brauchen, daß er im Schiff herumgeistert.«
»Wird gemacht.« Bothari-Jesek schob ihn schnell nach draußen, bevor Quinn beschließen konnte, ihn zu fesseln und zu knebeln.
Die Klons waren in drei hastig freigeräumten Frachträumen an Bord der Peregrine untergebracht, in zweien die Jungen, in einem die Mädchen. Mark trat hinter Bothari-Jesek geduckt durch die Tür in einen der Räume der Jungen und sah sich um. Drei Reihen von Bettrollen, die sicher von der Ariel herübergeschickt worden waren, bedeckten den Boden. Eine geschlossene Feldlatrine war in einer Ecke festgebunden, in einer anderen war schnell eine Felddusche angebracht worden, damit die Klons sich so wenig wie möglich im Schiff herumbewegen mußten. Halb Gefängnis, halb 209
Flüchtlingslager, dicht belegt – als er zwischen zwei Reihen von Bettrollen entlangging, schauten die Jungen mit den eingefallenen Gesichtern von Gefangenen düster zu ihm empor.
Ich habe euch alle befreit, verdammt noch mal. Wißt ihr nicht, daß ich euch befreit habe?
Es war eine harte Rettung gewesen, das stimmte. Während dieser häßlichen Nacht der Belagerung hatten die Dendarii reichlich die schrecklichsten Drohungen ausgestoßen, um ihre Schutzbefohlenen unter Kontrolle zu halten. Einige Klons schliefen jetzt erschöpft. Diejenigen, die betäubt worden waren, wachten desorientiert auf. Ihnen war übel. Eine Dendarii-Sanitäterin ging zwischen ihnen umher und verabreichte ihnen Synergin und beruhigende Worte. Sie waren … unter Kontrolle. Unterdrückt. Stumm.
Nicht jubilierend. Nicht dankbar. Wenn sie unseren Drohungen geglaubt haben, warum glauben sie dann nicht unseren Versprechungen? Selbst die aktiven Jungen, die in der Aufregung der Belagerung und des Schußwechsels begeistert kooperiert hatten, starrten ihn jetzt mit erneuten Zweifeln an.
Zu ihnen gehörte der blonde Junge. Mark hielt an seiner Bettrolle inne und kauerte sich nieder. Bothari-Jesek wartete und beobachtete ihn. »All das«, Mark zeigte mit einer unbestimmten Geste in den Raum, »ist nur vorübergehend, weißt du. Später wird es besser.
Wir werden euch von hier wegbringen.«
Der Junge, der auf den Ellbogen gestützt dalag, wich etwas zurück. Er kaute an seiner Unterlippe. »Welcher von beiden sind Sie?«, fragte er mißtrauisch.
Der Lebendige, schoß Mark als Antwort durch den Kopf, aber er wagte nicht, dies vor Bothari-Jesek zu sagen. Sie könnte es für Schnoddrigkeit halten. »Das spielt keine Rolle. Wir werden euch trotzdem von hier wegbringen.« Wahr oder nicht? Er hatte jetzt 210
keine Kontrolle über die Dendarii, und noch weniger über die Barrayaraner, falls Barrayar tatsächlich ihr neues Ziel war, wie Quinn gedroht hatte. Eine trübselige Depression überkam ihn, als er aufstand und Bothari-Jesek in den Mädchenraum auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors folgte.
Die Ausstattung war mit Bettrollen und sanitären Einrichtungen genauso wie bei den Jungen; mit nur fünfzehn Mädchen war es hier allerdings etwas weniger eng. Eine Dendarii-Kämpferin teilte einen Stapel abgepackter Mahlzeiten aus. Dadurch herrschte im Raum eine Stimmung von positiver Aktivität und Interesse. Die Kämpferin war – selbst von hinten unverkennbar – Sergeantin Taura; sie trug die graue Schiffsuniform und Friktionsslipper und saß im Schneidersitz da, um ihre
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