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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Befehl verweigern oder ansonsten einen Akt des Verrats begehen wollen. Aber ich weiß, daß man etwa vier Minuten braucht, um sich höchstpersönlich vom Büro des Chefs zum Vordereingang zu begeben. Dann werden Ihre Probleme vorbei sein.« Der Sergeant zog sich in sein Kabäuschen zurück und sprach eindringlich in seinen Kommunikator, wobei er interessante Gesten des Haareausreißens vollführte. Als er wieder herauskam, schaute Miles auf sein Chrono und merkte sich die Zeit. »Jetzt wollen wir mal sehen, was passiert, wie Gregor sagen würde.« Ivan saugte an seiner Unterlippe und hielt den Mund.
    Schließlich erschienen Gestalten in Uniform auf der übergro ßen Vortreppe des Hauptquartiers; Haroche marschierte schnell über die regennassen Pflastersteine voran, ihm folgte ein bedeutender Lakai: Illyans Sekretär. »Vier Minuten, neunundzwanzig Sekunden«, murmelte Miles Ivan zu. »Nicht schlecht.« »Darf ich jetzt hinter die Büsche gehen und kotzen?«, murmelte Ivan zurück, als er sah, wie die Macht des KBS auf sie zugestürzt kam.
    »Nein. Hör auf, wie ein Untergebener zu denken.« Miles nahm Rührt-euch-Stellung ein und wartete darauf, daß Haroche schnaubend vor ihm anhielt. Er gestattete sich einen kurzen, glorreichen Augenblick des Vergnügens an dem Entsetzen, das sich im Gesicht des Generals abzeichnete, als Haroche die Einzelheiten wahrnahm, dann schob er ihn beiseite. Er konnte die Erinnerung mitnehmen und sie später hegen. Jetzt trieb ihn seine innere Vorstellung vom medizinisch gefolterten Illyan voran. »Guten Tag, General.« »Vorkosigan, ich habe Ihnen gesagt, Sie sollten nicht mehr hierherkommen.« »Versuchen Sie es noch einmal«, erwiderte Miles grimmig.
    Haroche starrte auf die Kette, die auf Miles’ Brust glitzerte.
    Trotz der flankierenden Vorbarra-Gefolgsleute, die ihm beide persönlich bekannt waren, würgte er hervor: »Die kann doch nicht echt sein.« »Die Strafe für die Fälschung der Insignien eines Kaiserlichen Auditors ist der Tod«, stellte Miles lakonisch fest.
    Es war ihm, als könnte er fast die Zahnrädchen in Haroches Kopf knirschen hören. Einige lange Sekunden krochen vorüber, dann korrigierte Haroche sich mit einer leicht brüchigen Stimme: »… Mylord Auditor.« »Danke«, antwortete Miles heiser. Jetzt hielten sie sich ans Szenario, seine neue Autorität war formal erkannt und anerkannt, und sie konnten fortfahren. »Mein kaiserlicher Herr Gregor Vorbarra wünscht, daß ich den Umgang des KBS mit der derzeitigen Situation untersuche. Ich verlange Ihre volle Mitarbeit bei dieser Untersuchung. Setzen wir dieses Gespräch in Ihrem Büro fort?« Haroche zog die Augenbrauen herunter; in seinen Augen glomm ein schwach ironisches Licht auf. »Ja, ich glaube, das sollten wir, Mylord Auditor.« Miles entließ seine Vorbarra-Eskorte – Martin sollte die beiden in die kaiserliche Residenz zurückfahren – und ging Haroche voran ins Gebäude.
    Die schale, gefilterte Luft in Illyans Büro war mit Erinnerungen geschwängert. Hier hatte Miles hundertmal gestanden oder gesessen, um Befehle entgegenzunehmen oder Ergebnisse abzuliefern.
    Er war fasziniert gewesen, erregt, sicher herausgefordert, gelegentlich hatte er triumphiert, manchmal war er erschöpft gewesen, manchmal niedergeschlagen, manchmal von Schmerzen ge plagt. Manchmal von großen Schmerzen. Dieser Raum war das Zentrum gewesen, von dem sein Leben ausgestrahlt hatte. All das war nun verschwunden. Miles’ Platz gegenüber Illyans Komkonsolenpult war derselbe wie früher, doch der Fluß der Autorität war umgekehrt. Er würde sich vor alten Reflexen hüten müssen.
    Haroche holte ihm mit eigenen Händen einen Stuhl von der Seitenwand; Ivan suchte sich einen für sich und setzte sich neben Miles. Haroche ließ seine Körperfülle auf Illyans Stuhl niedersinken, legte die Fingerspitzen über dem schwarzen Glas zusammen und wartete vorsichtig.
    Miles beugte sich vor. »Also gut. Wie Sie inzwischen eingesehen haben sollten, ist Gregor ernstlich unzufrieden mit der Art und Weise, wie diese Organisation Simon Illyans Zusammenbruch behandelt hat. Somit möchte ich folgendes haben, und zwar in dieser Reihenfolge. Erstens möchte ich Illyan sprechen«, begann er, die Finger der rechten Hand auf die kalte Oberfläche drückend, aufzuzählen. »Dann möchte ich eine Unterredung mit seinem kompletten medizinischen Stab abhalten. Ich möchte, daß sie alles auf den Tisch legen, was sie bis jetzt in Erfahrung gebracht haben, und

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