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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hatte er einige der extremsten Methoden angewendet, die er jemals einzusetzen gewagt hatte. Alles, was er jetzt noch wollte, war Reißaus zu nehmen und wieder hinauszurennen.
    »Warum ist dieser Mann nackt?«, fragte er den Oberst. »Ist er inkontinent?« »Nein«, erwiderte Ruibal. »Wegen der Prozeduren.« Miles sah keine Schläuche, Sonden oder Maschinen. »Welche Prozeduren?« »Nun, nicht im Augenblick. Aber er ist nicht leicht zu handhaben. Ihn an-und auszuziehen wie auch die anderen … verursacht meinem Personal Probleme.« In der Tat. Der Wächter, der jetzt auf der Innenseite der Tür stand, hatte ein braun-purpurn-blaues Auge. Und Ruibals Mund war gequetscht, seine Unterlippe aufgeplatzt. »Ich … verstehe.« Miles zwang sich, näher heranzugehen, und kniete sich mit einem Bein neben Illyans Kopf nieder. »Simon?«, fragte er unsicher.
    Illyan drehte sein Gesicht ihm zu. Die glasigen Augen flackerten, fokussierten. Erkannten ihn wieder und leuchteten auf. »Miles! Miles, Gott sei Dank, du bist hier.« Seine Stimme schnappte über vor Eindringlichkeit. »Lord Vorvanes Frau und Kinder –habt ihr sie lebend herausgebracht? Kommodore Rivek im Sektor Vier dreht durch.« Miles erkannte die Mission, um die es sich dabei handelte. Es war vor etwa fünf Jahren gewesen. Er befeuchtete die Lippen.
    »Jawohl, wir haben uns um alles gekümmert. Wir haben sie herausgeholt. Unverletzt und im rechten Moment.« Dafür hatte er einen goldenen Stern verliehen bekommen. Der hing jetzt an seiner Jacke als dritter von links in seiner Reihe.
    »Gut, gut.« Illyan seufzte, legte sich zurück und schloß die Augen. Seine von Stoppeln umrahmten Lippen bewegten sich. Er öffnete die Augen, erneut leuchteten sie auf, weil sie ihn wiedererkannten. »Miles! Gott sei Dank, daß du hier bist.« Seine Hände bewegten sich und langten nach den Fesseln. »Was ist das? Mach mich davon los!« »Simon, welcher Tag ist heute?« »Morgen ist Kaisers Geburtstag. Oder ist er heute? Du bist schon dafür angezogen … ich muß dort sein.« »Nein«, erwiderte Miles. »Kaisers Geburtstag war schon vor Wochen. Ihr GedächtnisChip hat eine Fehlfunktion. Sie müssen hier bleiben, bis man herausfindet, was daran nicht stimmt, und es repariert.« »Oh.« Vier Minuten später wandte Illyan den Kopf wieder Miles zu und kräuselte überrascht die Lippen. »Miles, was, zum Teufel, tust du hier? Ich habe dich nach Tau Ceti geschickt. Warum kannst du nicht ein einziges Mal einen Befehl befolgen?« »Simon, Ihr GedächtnisChip hat eine Fehlfunktion.« Illyan zögerte. »Welcher Tag ist heute? Wo bin ich?« Miles wiederholte seine Informationen.
    »Du lieber Gott«, flüsterte Illyan. »Na, das ist ja scheußlich.« Er lag matt da und sah bestürzt aus.
    Fünf Minuten später schaute er wieder zu Miles auf und sagte: »Miles! Was, zum Teufel, tust du hier?« Mist. Miles mußte aufstehen und sich für eine Minute umdrehen. Ich weiß nicht, wieviel ich davon verkraften kann. Er merkte, daß Dr. Ruibal ihn aufmerksam beobachtete.
    »Ist es die ganze Woche so schlimm gewesen?«, fragte er ihn.
    Ruibal schüttelte den Kopf. »Es hat eine eindeutige und meßbare Progression gegeben. Seine … wie soll ich es nennen, seine Momente zeitweiliger Verwirrung folgen in ständig kürzeren Abständen aufeinander. Am ersten Tag glaubte ich sechs Wahrnehmungssprünge festgestellt zu haben. Gestern kamen sechs pro Stunde.« Inzwischen waren es doppelt soviel. Miles wandte sich wieder Illyan zu. Der schaute nach einer Weile zu ihm auf und sein Gesicht erhellte sich, als er Miles erkannte. »Miles! Was, zum Teufel, geht hier vor?« Geduldig erklärte es Miles ihm aufs neue. Wie er bemerkte, spielte es keine Rolle, ob er die Formulierung wiederholte. Illyan wurde ihrer nicht müde. Oder er erinnerte sich ihrer fünf Minuten später nicht mehr.
    In der nächsten Runde blickte Illyan ihn finster an. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« »Miles. Vorkosigan.« »Reden Sie keinen Unsinn! Miles ist fünf Jahre alt.« »Onkel Simon, schau mich an.« Illyan starrte ihn ernst an, dann flüsterte er: »Gib acht! Dein Großvater will dich umbringen. Vertraue Bothari!« »O ja, das tu ich«, seufzte Miles.
    Drei Minuten später: »Miles! Was, zum Teufel, geht hier vor?
    Wo bin ich?« Miles wiederholte seinen Refrain.
    »Wie kommt es, daß er Ihnen die ganze Zeit glaubt?«, meldete sich der Wächter mit dem blauen Auge. »Uns glaubt er nur einmal von fünf. Die anderen viermal versucht er uns

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