Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
die Monitore waren offenbar viel fesselnder.
    Erst als er angezogen war und in Dr. Chenkos Büro auf sie wartete, begannen die Ärzte wirklich wieder mit ihm, anstatt miteinander zu reden. Diesmal gelang es nicht einmal seinem Status als Kaiserlicher Auditor, sie anzutreiben. Chenko, ein energischer Mann mittleren Alters, der recht fit war und somit eine lebende Reklame für den Arztberuf zu sein schien, kam endlich herein, einen Stapel Datendisketten in der Hand. Seine ursprüngliche Miene freudiger Erregung war inzwischen zu reiner Selbstzufriedenheit geworden. »Wir wissen, was mit Ihnen geschieht, Lord Vorkosigan«, verkündete er und setzte sich an seine Komkonsole.
    »Wie wir schon vermutet hatten, war der Mechanismus Ihrer Anfälle idiosynkratisch. Aber wir haben ihn jetzt!« »Wunderbar«, sagte Miles mit dünner Stimme. »Und was bedeutet das?« Unbeeindruckt von Miles’ Ton schob Chenko die Datendiskette in seine Komkonsole und ließ das Holo-Vid Modelle und Graphen anzeigen, die seine Ausführungen illustrierten, während er sprach. »Anscheinend begann Ihr Gehirn nach Ihrer kryonischen Wiederbelebung ein ungewöhnlich hohes Maß an Neurotransmittern hervorzubringen. Diese stauen sich im Laufe der Zeit in ihren neuralen Reservoirs zu einem ganz abnorm hohen Niveau auf, wie Sie hier sehen können. Gegenüber zum Kontrast die Darstellung eines normalen Reservoirs. Sehen Sie den Unterschied?
    Dann geschieht etwas und löst eine ungewöhnlich heftige Gehirnaktivität aus – zum Beispiel Stress oder irgendeine Erregung – und die Reservoirs geben in einer Kaskade alles auf einmal ab.
    Das ist die Spitze in dieser Kurve hier. Das unterbricht vorübergehend Ihre normalen neuralen Funktionen und ist übrigens für die halluzinatorischen Effekte verantwortlich, über die Sie berichten. Nach ein oder zwei Minuten leeren sich Ihre Neurotransmitterreservoirs auf ein normales – eigentlich unternormales – Niveau. Daher die wenigen Minuten Bewußtlosigkeit, die dann folgen. Dann beginnt das Gleichgewicht sich wiederherzustellen, und Sie kommen wieder zu Bewußtsein, wenn auch etwas erschöpft. Und der Zyklus beginnt von neuem. Es handelt sich also eher um eine biochemische statt phasenelektrische Form von Epilepsie. Ganz faszinierend und einzigartig. Dr. D’Guise möchte darüber für das Medizinische Journal des KMK schreiben – Ihre Anonymität als Patient wird dabei natürlich gewahrt.« Stumm verdaute Miles die Neuigkeit über seinen bevorstehende Platz in der Geschichte der Medizin. »Also«, sagte er schließlich, »was können Sie dagegen tun?« »Mm. Die Ursache ist global, das heißt über große Teile Ihres Gehirns verbreitet. Allerdings wirkt sie – vielleicht zum Glück – eher in den vorderen Großhirnlappen als im Hirnstamm, und so bringen die Anfälle Sie nicht ganz und gar um. Die Sache eignet sich offensichtlich nicht für chirurgische Behandlungen.« Niemand schnetzelt an meinem Gehirn herum, Sie Hauruckmediziner. »Freut mich, das zu hören. Für welche Behandlung eignet es sich denn?« »Ah.« Dr. Chenko zögerte. Genaugenommen verstummte er.
    »Äh … hm«, fügte er nach einer Weile hinzu.
    Miles wartete und hielt sich krampfhaft an seiner fragilen Geduld fest. Dr. Chenkos medizinische Kreativität würde sicherlich nicht dadurch verbessert werden, daß ein Kaiserlicher Auditor über die Komkonsole hinweg auf ihn zuhechtete und ihn zu erdrosseln versuchte. Miles war sich auch nicht sicher, ob seine gesetzliche Immunität als Auditor sich auch auf tätliche Angriffe erstreckte.
    »Eine Vorgehensweise bei phasenelektrischen epileptischen Defekten«, sagte Dr. Chenko nach einer Weile, »besteht darin, im Gehirn des Patienten einen Destabilisierungschip zu installieren.
    Wenn ein Anfall sich vorbereitet, dann spürt der Biochip dies und erzeugt einen Gegenstoß aus elektrischen Impulsen, um das offensive Feedbackmuster der Gehirnwellen zu dephasieren. Eine Art Umkehrung der Unterdrückung eines Spannungsstoßes. Genaugenommen keine Heilung, aber es mildert die hauptsächlichen Symptome.« »Ich bin mir … nicht so sicher, ob ich Biochips vertraue«, bemerkte Miles. »Besonders neuralen Chips.« »Oh, das ist eine ganz zuverlässige und ausgereifte Technik«, versicherte ihm Dr. Chenko. »Ich glaube nur nicht, daß es das Richtige für Ihren Fall ist.« Es gibt eine Heilung, aber man kann sie nicht haben. Fein.
    »Was ist dann das Richtige?« »Dr. D’Guise und ich werden uns darüber

Weitere Kostenlose Bücher