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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ging täglich zum KMK, dem ausgedehnten Komplex des Krankenhauses der kaiserlichen Streitkräfte auf der anderen Seite des steilen Flußtals, das die Altstadt durchschnitt. Am ersten Tag hieß man ihn wie jeden anderen Veteran, der zur Behandlung kam, auf den Korridoren warten; er ließ beiläufig eine Bemerkung über seinen neuen Status als amtierender Kaiserlicher Auditor fallen, und dann passierte ihm dies nie wieder. Tja, Gregors Würgehalsband war doch zu etwas gut gewesen.
    Am zweiten Abend kam Duv Galeni vorbei. Daß Illyan jetzt in den Gemächern des alten Grafen residierte, schien Galeni zu überraschen; er versuchte die Einladung zum Abendessen auszuschlagen, aber Miles ließ es nicht zu. Der auf Komarr geborene Offizier war steif und verlegen, als er mit seinem respekteinflö ßenden früheren Chef dinierte; vermutlich, so vermutete Miles, lastete die ganze Geschichte auf seinem Gemüt. Galeni gab diplomatisch vor, die häufigen Unzulänglichkeiten und Fehler in Illyans Erinnerung und Aufmerksamkeit nicht zu bemerken, und übernahm schnell Miles’ Technik, kleine Bemerkungen als Gedächtnishilfen in seine Konversation einzustreuen, um Illyan zu helfen, im Geleise zu bleiben oder zumindest die Illusion aufrechtzuerhalten, er tue es.
    Wie versprochen kam Lady Alys oft zu Besuch, obwohl ihr Alltag hektischer wurde, je mehr die Verlobungszeremonie des Kaisers näherrückte; sie hatte nicht einen, sondern zwei neue Sekretäre für gesellschaftliche Angelegenheiten in der Residenz installiert. Ivan kam vorbei, und zwar immer gerade so, daß er zu einer Mahlzeit eingeladen wurde. Ein halbes Dutzend alternder militärischer Bekannter aus Illyans Generation sprach vor, um ihm Guten Tag zu sagen; sie lernten schnell immer zur Teezeit aufzutauchen. Zu ihnen gehörte auch Guy Allegre, der Sektionschef für Komarranische Angelegenheiten im KBS, aber glücklicherweise war er so vernünftig zu vermeiden, daß Illyan sich aufregte, indem sie vom Dienst redeten.
    Die Ehrenwache, die der KBS zur Residenz des abwesenden Vizekönigs von Sergyar abgeordnet hatte, wurde von einem Mann pro Schicht auf ernsthaftere drei verstärkt; das hatte den unangenehmen Nebeneffekt, daß Korporal Kostis private Mahlzeiten aus der Schachtel nicht mehr möglich waren, doch er schaute jetzt routinemäßig nach Schichtende in der Küche vorbei, so daß Miles annahm, er befinde sich nicht in der Gefahr zu verhungern. Die Lebensmittelrechnungen von Palais Vorkosigan wurden ziemlich eindrucksvoll; allerdings waren sie noch weit von denen des früheren Haushalts des Grafen entfernt.
    Miles rief täglich Admiral Avakli an, um sich über die Fortschritte des Teams zu unterrichten. In seinen Ausführungen war Avakli wissenschaftlich vorsichtig, aber Miles konnte sie so deuten, daß man zumindest in der Eliminierung negativer Hypothesen stetig Fortschritte machte. Miles drängte Avakli nicht zu entschiedeneren Aussagen. Dies war ein Fall, wo man sich wirklich keine Fehler aus Voreiligkeit leisten konnte, und zwar in beide Richtungen. Und es bestand keine Notwendigkeit zur Eile. Welcher Schaden auch immer beabsichtigt gewesen war, er war an gerichtet, und es gab keine Möglichkeit, daß Miles, Avakli oder sonst jemand ihn jetzt noch ungeschehen machen konnte.
    Der medizinische Durchbruch, auf den Miles ungeduldig wartete, kam am sechsten Tag, jedoch nicht von Avaklis Team. Dem Kryoniker und dem Neurologen des KMK, die sich zusammengetan hatten, um seinen Fall anzugehen, gelang es endlich, in ihrem Labor einen von Miles’ Anfällen auszulösen.
    Als Miles aus dem allzu vertrauten bunten Konfetti und der Schwärze wieder zu sich kam, lag er immer noch auf dem Untersuchungstisch. Sein Kopf steckte in einem Scanner, der halb so groß war wie der ganze Raum, und sein Körper war über und über verdrahtet. Die drei wachsamen Medtechs, die um ihn herum postiert waren, hatte man vielleicht aufgestellt, um ihn davon abzuhalten, in Krämpfen vom Tisch zu fallen, aber wahrscheinlicher noch, um dafür zu sorgen, daß die Monitore korrekt justiert blieben. Oberst Dr. Chenko, der Neurologe und Hauptmann Dr.
    D’Guise, der Kryoniker, hüpften auf und ab und glucksten, wobei sie einander laut auf faszinierende Meßwerte aufmerksam machten. Es war anscheinend die beste Show, seit der fahrradfahrende Bär auf den Markt von Hassadar gekommen war und den Pferden einen Schrecken eingejagt hatte. Miles stöhnte, doch dies brachte ihm keine sofortige Aufmerksamkeit ein;

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