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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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KBS-eigenen Klinik besucht, hatte erfolglos damals Miles aus dem Weg zu gehen versucht, als er zweifellos die ursprüngliche Version seines Komplotts geplant hatte, und er hatte darauf geachtet, die kaiserliche Residenz erst dann zu betreten, als Galeni verhaftet und weggebracht worden war. Er war vielleicht kein böser Mensch, sondern nur ein gewöhnlicher schlauer Mann, der der Versuchung zu einer bösen Tat erlegen war und dann erdrückt wurde, als die Konsequenzen dieser Tat sich unkontrolliert vermehrten. Wenn du dich für eine Tat entscheidest, entscheidest du dich für die Konsequenzen dieser Tat.
    »Hallo, Lucas«, sagte Illyan. Seine Augen waren erstaunlich kalt.
    »Sir …« Haroche rappelte sich hoch und stand mit leeren Händen da.
    »Oberst, Dr. Weddell, würden Sie bitte …« Miles winkte die beiden nach vorn und gab dem Forensiker ein Zeichen, er solle ihnen unmittelbar folgen. Er selbst trat ein wenig zurück, von Haroche aus gesehen auf die entgegengesetzte Seite der Gruppe.
    Als er aufblickte, trafen sich zufällig ihre Blicke, und beide schauten schnell beiseite, um eine unpassende Vertrautheit zu vermeiden. Das ist der Moment meines Triumphs. Warum macht das nicht mehr Spaß?
    Inzwischen waren alle Bewegungen so choreographiert und eingeübt wie ein Tanz. Der Oberst nahm das Gitter ab, Weddell sprühte. Ein paar quälende Sekunden Wartezeit. Dann glühte die rote Fluoreszenz auf, hell und bösartig, als das Ultraviolett-Licht das Unsichtbare in etwas verwandelte, das wie Blut aussah.
    »General Allegre«, seufzte Miles, »Sie sind jetzt amtierender Chef des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes, vorbehaltlich Kaiser Gregors Zustimmung. Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, daß Ihre erste Amtspflicht in der Verhaftung Ihres Vorgängers, General Haroche, besteht. Auf meinen Befehl als Kaiserlicher Auditor, aufgrund der ernsten Beschuldigung …« Wovon? Sabotage? Verrat? Dummheit? Insgeheim möchte der Verbrecher gefangen werden, so lautete die Volksweisheit. Das stimmt nicht, dachte Miles; der Verbrecher möchte einfach davonkommen … Es war der Sünder, der ans Licht gebracht werden wollte, auf dem langen Kriechweg über das Geständnis zur Absolution und einer Art Gnade, wie sehr er auch dabei zerschmettert werden mochte. War Haroche ein Verbrecher oder ein Sünder?
    »Aufgrund der schweren Beschuldigung des Hochverrats«, schloß Miles. Die Hälfte der Männer im Raum zuckte bei dem letzten Wort zusammen.
    »Nicht Hochverrat«, flüsterte Haroche heiser. »Niemals Hochverrat.« Miles öffnete die Hand. »Aber … wenn er bereit ist zu gestehen und zu kooperieren, vielleicht unter der geringeren Beschuldigung des Angriffs auf einen vorgesetzten Offizier. Ein Militärgerichtsverfahren, ein Jahr im Gefängnis, eine einfache unehrenhafte Entlassung. Ich denke … ich werde das Militärgericht das klären lassen.« Nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, erfaßten sowohl Haroche wie auch Allegre die Nuancen dieser Worte. Allegre war schließlich Galenis Vorgesetzter, und zweifellos hatte er den Fall seines Untergebenen im Detail verfolgt. Haroche biß die Zähne zusammen; Allegre lächelte in bissiger Würdigung der Ironie.
    »Darf ich vorschlagen«, fuhr Miles an Allegre gerichtet fort, »daß Sie ihn nach unten bringen und ihn den Platz mit Ihrem Topanalytiker tauschen lassen, einstweilen, während Sie sich einarbeiten.« »Ja, Mylord Auditor.« Allegres Stimme klang fest und entschlossen, obwohl er einen Moment lang zögerte, als ihm bewußt wurde, daß er keine stämmigen Sergeanten zur Verfügung hatte, um die offizielle Defacto-Verhaftung vorzunehmen. Miles dachte, acht zu eins sei wohl ein ausreichendes Übergewicht, aber er unterließ es, Vorschläge zu machen. Das war jetzt Allegres Job.
    Nachdem ein schneller Blick auf Illyan ihm keinen Aufschluß gab, löste Allegre das Problem, indem er Ivan – was war nur an Ivan dran? –, den Oberst und den Kommodore abkommandierte.
    »Lucas, werden Sie mir Schwierigkeiten machen?« »Ich glaube … nicht«, seufzte Haroche. Seine Augen wanderten im Zimmer umher, doch hier gab es keine praktischen hohen Fenster, die zu einem schnellen Entschluß einluden: aus dem dritten Stockwerk kopfüber auf das Pflaster. »Ich bin zu alt und nicht mehr so athletisch.« »Gut. Ich auch.« Allegre eskortierte ihn hinaus.
    Illyan sah zu, wie sie fortgingen. »Das ist eine verdammt traurige Geschichte«, bemerkte er mit einem Unterton Miles gegen über. »Der

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