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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Hände unter Miles’ Achselhöhlen gleiten und hob an. Galeni nahm Miles’ Füße, wie geheißen.
    »Er ist leichter, als ich dachte«, bemerkte Galeni.
    »Ja, aber Sie sollten jetzt einmal Mark sehen«, erwiderte Ivan.
    Die beiden trugen ihn über die schmale Dienstbotenstiege zwischen dem dritten und dem zweiten Stock hinunter. Vielleicht wollten sie ihn ins Bett legen. Das würde ihm eine Menge Schwierigkeiten ersparen. Vielleicht würde er dort einschlafen.
    Vielleicht würde er, wenn er Glück hätte, erst im nächsten Jahrhundert wieder aufwachen, wenn von seinem Namen und seiner Welt nichts mehr übrig wäre als verzerrte Legenden in den Köpfen der Menschen.
    Doch sie gingen an Miles’ Schlafzimmertür vorbei und trugen ihn bis in ein altes Bad unten am Ende des Gangs, das nie reno viert worden war. Es enthielt eine antike Eisenwanne, die groß genug war, daß kleine Jungen darin schwimmen konnten. Sie war mindestens hundert Jahre alt.
    Sie haben vor, mich zu ertränken. Noch besser. Ich lasse sie gewähren.
    »Eins, zwei, drei, auf drei?«, fragte Ivan Galeni.
    »Einfach drei«, sagte Galeni.
    »In Ordnung.« Sie schwangen ihn über den Rand. Zum ersten Mal riskierte Miles einen Blick, was ihn unten erwartete. Sein Körper versuchte sich zusammenzukrampfen, doch seine unbenutzten verkrampften Muskeln machten ihm einen Strich durch die Rechnung, und seine trockene Kehle blockierte seinen empörten Aufschrei.
    Ungefähr hundert Liter Wasser. In denen etwa fünfzig Kilo Eiswürfel schwammen.
    Er stürzte in knirschende Kälte. Ivans lange Arme tauchten ihn ganz unter.
    Schreiend kam er wieder hoch. »Eis-Wass…« Ivan schob ihn wieder hinunter.
    Mit dem nächsten Atemzug stieß er hervor: »Ivan, du gottverdammter blö…« Als er zum dritten Mal auftauchte, gab er ein wortloses Geheul von sich.
    »Aha!«, gluckste Ivan zufrieden. »Hab mir doch gedacht, daß dich das auf die Palme bringen würde!« An Galeni gewandt, der sich aus der Reichweite der wilden Spritzerei zurückgezogen hatte, fügte er hinzu: »Seit der Zeit, wo er Wetteroffizier auf Camp Permafrost war, haßt er nichts mehr als Kälte. Wieder hinunter, alter Junge!« Miles kämpfte sich aus Ivans Griff frei, spie Eiswasser aus, kletterte hoch und fiel über die Wand der Wanne nach draußen.
    Eiswürfel hingen hier und da an der Außenseite seiner tropfnas sen Uniformjacke und rutschten ihm am Hals hinab. Seine Hand ballte sich zur Faust und schoß zum grinsenden Gesicht seines Cousins empor.
    Sie traf mit einem befriedigend fleischigen Knall auf Ivans Kinn auf; der Schmerz war köstlich. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß er Ivan erfolgreich einen harten Schlag verpaßt hatte.
    »Heh!«, schrie Ivan und zuckte zurück. Miles’ zweiter Schwinger verfehlte sein Ziel, denn Ivan hielt ihn jetzt auf Armlänge von sich weg, weiter als Miles reichen konnte. »Ich dachte, so etwas bricht dir den Arm!« »Nicht mehr«, keuchte Miles. Er hörte auf zu boxen und stand zitternd da.
    Ivan rieb sich den Kieferknochen und zog die Augenbrauen hoch. »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte er nach einer Weile.
    Miles antwortete mit einem Schwall von Flüchen, sammelte ein paar letzte Eiswürfel auf, die noch an seiner Jacke hingen und warf sie zusammen mit den Flüchen Ivan an den Kopf.
    »Freut mich zu hören«, sagte Ivan freundlich. »Jetzt werde ich dir sagen, was du tun wirst, und du wirst es tun. Zuerst gehst du in dein Zimmer und ziehst diese nasse Uniform aus. Dann rasierst du dir diese abscheulichen Bartstoppeln und nimmst eine heiße Dusche. Und dann ziehst du dich ordentlich an. Und dann gehen wir mit dir zum Essen.« »Ich will nicht ausgehen«, brummte Miles mürrisch.
    »Habe ich um einen Disput gebeten? Haben Sie gehört, daß ich eine Abstimmung nach Art der Betaner verlangt habe, Duv?« Galeni, der fasziniert zuschaute, schüttelte den Kopf.
    »Ganz recht«, fuhr Ivan fort. »Ich möchte nichts davon hören, und du hast keine Wahl. Ich habe in der Gefrierkammer drunten noch weitere fünfzig Kilo Eis, und du weißt, ich werde nicht zögern, sie zu verwenden.« Auf Ivans Gesicht konnte Miles die restlose, wirklich begeisterte Ehrlichkeit dieser Drohung ablesen. Seine schlimmen Worte versickerten zu einem unliebenswürdigen, aber nicht widersprechenden Gezischel. »Das hat dir gefallen«, grummelte er schließlich.
    »Da hast du verdammt recht«, erwiderte Ivan. »Los jetzt, zieh dich an!« Ivan verlangte nur wenig von Miles, bis er ihn

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