Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
schrecklichen Unfug, der mit Simon getrieben wird?« »Äh … ein paar Wochen.« »Ist keinem von euch drei jungen Flegeln schon einmal der Gedanke gekommen, daß ich darüber gerne informiert werden würde?« Junge Flegel – Ivan, Miles und … Gregor? Sie mußte wirklich erregt sein.
»Es gab nichts, was du tun könntest. Du warst auf halbem Weg nach Komarr. Und du hattest schon eine Aufgabe von höchster Priorität. Aber nein, ich gestehe, ich habe nicht daran gedacht.« »Narren«, keuchte sie. Ihre braunen Augen glühten.
»Hm … wie ist es übrigens gegangen? Auf Komarr.« »Nicht übermäßig gut. Laisa Eltern sind ziemlich aufgeregt. Ich habe getan, was ich konnte, um ihre Ängste zu beschwichtigen, in Anbetracht der Tatsache, daß ich einige ihrer Sorgen für sehr begründet halte. Ich habe deine Mutter gebeten, auf ihrer Heimreise dort haltzumachen und etwas ausführlicher mit ihnen zu reden.« »Mutter ist auf der Heimreise?« »Bald, hoffe ich.« »Äh … bist du dir sicher, daß meine Mutter die beste Person für diese Aufgabe ist? Sie kann mit ihrer Meinung über Barrayar schrecklich offen sein. Und sie ist nicht immer sehr diplomatisch.« »Nein, aber sie ist absolut ehrlich. Und sie hat diesen eigenartigen Trick, mit dem sie die fremdartigsten Dinge vollkommen vernünftig erscheinen läßt, zumindest solange man mit ihr spricht. Leute stimmen am Ende mit ihr überein und wundern sich dann den ganzen folgenden Monat, wie es dazu gekommen ist.
Ich habe auf jeden Fall alle gebührenden Formalitäten und Pflichten als Gregors Baba erfüllt.« »Also … findet Gregors Hochzeit statt oder nicht?« »Oh, sie findet statt, natürlich. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Dingen, die in einem Durcheinander stattfinden, und solchen, die hervorragend abgewickelt werden. Da es genug Spannungen geben wird, die ich nicht glätten kann, habe ich nicht die Absicht, noch solche herrschen zu lassen, die ich beseitigen kann. Guter Wille wird sehr gefragt sein.« Sie runzelte heftig die Stirn. »Da ich gerade von gutem Willen – oder dessen Fehlen – spreche: man hat mir gesagt, daß Simon sich in der Klinik im KBS-Hauptquartier befindet, also bin ich natürlich sofort hingegangen, um ihn zu besuchen. Dieser Idiot von einem General –wie heißt er noch mal? – wollte mich nicht zu ihm lassen!« »Haroche?«, fragte Miles.
»Ja, so heißt er. Kein Vor, der Kerl, und das sieht man. Miles, kannst du nicht etwas tun?« »Ich?! Ich habe doch keinerlei Autorität.« »Aber du hast mit diesen, diesen, diesen … Männern jahrelang zusammengearbeitet. Du verstehst sie vermutlich.« Ich bin der KBS, hatte er einmal zu Elli Quinn gesagt. Er war sehr stolz gewesen, daß er sich mit dieser mächtigen Organisation identifizieren konnte, als sei er mit ihr verschmolzen, um eine Art höheren Cyborg zu bilden. Tja, jetzt war er vom KBS amputiert, und der schien ohne ihn in vollkommener Gleichgültigkeit dahinzustampfen. »Ich arbeite nicht mehr für sie. Leutnants geben Generälen keine Befehle, nicht einmal Vor-Leutnants. Haroche würde mich auch nicht zu Simon lassen. Ich glaube, du mußt mit Gregor reden.« »Das habe ich gerade getan. Er gab sich in der ganzen Sache zum Verrücktwerden Wischiwaschi.« »Vielleicht wollte er dir keinen Kummer bereiten. Wie ich gehört habe, ist lllyan im Augenblick in einem ziemlich beunruhigenden Geisteszustand, er erkennt die Leute nicht und so weiter.« »Nun, wie kann er das, wenn keiner von denen, die er kennt, ihn besuchen darf?« »Hm. Ein gutes Argument. Schau, ich habe nicht vor, Haroche dir gegenüber zu verteidigen. Ich bin selbst über ihn ziemlich verärgert.« »Nicht verärgert genug«, versetzte Lady Alys. »Haroche hatte tatsächlich den Nerv mir zu sagen – ausgerechnet mir! –, das es kein Anblick für eine Dame sei. Ich fragte ihn, was er denn während des Kriegs gegen den Usurpator Vordarian getan habe.« Ihre Stimme wurde zu einem Zischen – Miles traute seinem Ohr nicht ganz, aber er dachte, er habe unterdrückte Kasernenhofausdrücke mitbekommen. »Ich kann verstehen, daß Gregor meint, er müsse vielleicht noch lange Zeit mit Haroche zusammenarbeiten. Er sagte es natürlich nicht mit so vielen Worten, aber ich glaube, Haroche hat Gregor überzeugt, daß sein Status als amtierender Chef des KBS zu neu und zu fragil ist, um Einmischungen von so gefährlich unbefugten – und weiblichen – Personen wie mir zu vertragen. Simon hatte nie solche Bedenken. Ich
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