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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Vorberg.« Eine Stunde später schritt Miles im Morgengrauen durch den Seiteneingang des Hauptquartiers des KBS. Wolken wurden von Osten herangeweht und dämpften das Versprechen der frühen Sonne; Miles roch Regen in der Luft. Die granitenen Dämonen schauten trüb und mürrisch in das schattenlose Licht. Das Gebäude über ihnen ragte groß und verschlossen und massiv empor.
    Und häßlich.
    Haroches erstes Anliegen war gewesen, Wachen mit der höchsten Sicherheitsstufe um Illyan zu postieren. Kein Wort von den Ärzten mit der höchsten Sicherheitsstufe, oder Sanitätern, oder –was Gott verhüten möge – die bestmöglichen Experten, ob mit sicherheitsrelevanter Unbedenklichkeitsbescheinigung oder nicht.
    Er behandelte Illyan nicht so sehr als Patient wie als Gefangenen.
    Ein Gefangener seiner eigenen Organisation – wußte Illyan die Ironie zu schätzen? Vermutlich nicht.
    War also Haroche von Natur aus paranoid und dumm, oder war er nur aufgrund seiner neuen Verantwortlichkeiten vorübergehend in Panik geraten? Wenn er dumm gewesen wäre, hätte Haroche seine derzeitige Position nicht erreichen können, aber seine neue und komplizierte Aufgabe war ihm plötzlich und überraschend in den Schoß gefallen. Haroche hatte seine Karriere als Militärpolizist beim Sicherheitsdienst der Streitkräfte begonnen.
    Als Assistent in der Abteilung H.A. und später deren Chef war er großenteils an der Nahtstelle nach unten und innen tätig gewesen und hatte mit kalkulierbaren militärischen Untergebenen zu tun gehabt. Illyan war das Gesicht des KBS nach oben und außen gewesen und hatte sich geschmeidig mit dem Kaiser, den Vor-Lords und all den ungeschriebenen und manchmal nicht anerkannten Regeln des idiosynkratischen Vor-Systems beschäftigt, lllyans Umgang mit Alys Vorpatril zum Beispiel war geschickt und brillant gewesen und hatte ihm einen weit offenen Informationskanal zur privaten Seite der Vor-Gesellschaft in der Hauptstadt geboten, der sich mehr als einmal als enorm wertvolle Ergänzung der mehr offiziellen Beziehungen erwiesen hatte. Bei seiner ersten Begegnung mit ihr hatte Haroche diese potentielle Verbündete tief beleidigt, als bedeute die Tatsache ihres Fehlens auf dem Organogramm der Regierung, daß ihre Macht nicht existierte. Ein dicker Punkt für die Hypothese von der Dummheit.
    Doch was die Paranoia anging – da mußte Miles zugeben: Illyans Kopf war mit den heißesten Geheimnissen Barrayars aus den letzten dreißig Jahren so vollgestopft, daß es fast einem Wunder gleichkam, daß er nicht schon längst geschmolzen war.
    Man konnte ihn nicht auf der Straße herumwandern lassen, wenn er nicht wußte, welches Jahr man schrieb. Haroches Vorsicht war eigentlich lobenswert, aber sie hätte noch einen Anflug von … was? haben sollen. Respekt? Höflichkeit? Trauer?
    Miles holte Luft und marschierte durch die Tür. Martin, der ungewöhnliches Glück gehabt und ganz in der Nähe einen ausreichend großen Parkplatz für den gepanzerten Bodenwagen des Grafen gefunden hatte, folgte ihm unsicher, trotz seiner familiären Beziehung sichtlich eingeschüchtert von dem düsteren Gebäude. Miles pflanzte sich vor dem Sicherheitsschalter auf und blickte den Korporal finster an, denselben Burschen, der auch vergangene Woche Dienst gehabt hatte.
    »Guten Morgen, hier bin ich wieder. Ich möchte Simon Illyan besuchen.« »Äh …« Der Mann tippte etwas in seine Komkonsole ein. »Sie stehen immer noch nicht auf meiner Namensliste, Lord Vorkosigan.« »Nein, aber ich stehe vor Ihrer Tür. Und ich habe vor, hier stehenzubleiben, bis sich etwas tut. Rufen Sie Ihren Chef.« Der Korporal zögerte, gab dann aber nach und überließ jemand anderem mit höherem Rang die Machtprobe mit einem Vor-Lord, selbst wenn es sich um einen so kleinen und merkwürdigen wie Miles handelte. Sie blieben kurz auf der Ebene von Haroches, früher Illyans, Sekretär hängen, aber Miles vertrieb schließlich den Korporal von seinem Stuhl und kämpfte sich zu Haroche persönlich durch.
    »Guten Morgen, General. Ich bin hier, um Illyan zu besuchen.« »Schon wieder? Ich dachte, ich hätte das geregelt. Illyan ist nicht in der Verfassung für gesellschaftlichen Verkehr.« »Das habe ich auch nicht angenommen. Ich ersuche Zugang, um ihn zu besuchen.« »Ersuchen abgelehnt.« Haroche hob die Hand, um die Verbindung abzubrechen.
    Miles zügelte sein Temperament und versuchte sanfte Worte und wieselhafte Argumente aufzubieten. Er war willens, den ganzen Tag

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