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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wünschte, Cordelia wäre hier. Sie war immer besser darin, Macho-Gefasel abzuwürgen.« »Sozusagen«, erwiderte Miles und dachte an Vordarians Schicksal durch die Hand seiner Mutter. Aber Lady Alys hatte völlig recht: lllyan hatte sie immer als ein geschätztes, wenn auch andersartiges, Mitglied des Teams zu Gregors Rückendeckung behandelt. Haroches neue und strikte professionelle Ordnung mußte für sie wie ein Schock gekommen sein. »Haroche ist in einer ausgezeichneten Position, um Gregor zu überreden«, fuhr Miles fort. »Er kontrolliert seinen gesamten Informationsfluß.« Allerdings konnte man das keine Veränderung des Verfahrens nennen; es war immer so gewesen, aber solange Illyan der Schleusenwärter gewesen war, hatte es Miles nie beunruhigt.
    Alys’ dunkle Brauen zuckten; sie äußerte sich nicht zu dieser Feststellung. Unter ihrer nachdenklich gerunzelten Stirn wuchs das Schweigen … spürbar.
    Um das Unbehagen zu durchbrechen, das seine unbedachtsamen Worte ausgelöst hatten, sagte Miles leichthin: »Du könntest in Streik treten. Keine Hochzeit, bis Gregor Haroche den Arm für dich herumdreht.« »Wenn nicht etwas Vernünftiges geschieht, und zwar bald, dann könnte ich das durchaus tun.« »Das habe ich nur als Scherz gemeint«, sagte Miles hastig.
    »Ich nicht.« Sie nickte ihm kurz zu und schaltete ab.
    Kurz nach Tagesanbruch am nächsten Morgen schüttelte Martin Miles vorsichtig wach.
    »Äh … Mylord? Unten wartet ein Besucher auf Sie.« »Zu nachtschlafender Zeit?« Miles rieb sich sein verschlafenes Gesicht und gähnte. »Wer?« »Er sagt, sein Name sei Leutnant Vorberg. Vermutlich wieder einer Ihrer Kumpel vom KBS.« »Vorberg?« Miles blinzelte. »Hier? Jetzt? Warum?« »Er möchte mit Ihnen sprechen, deshalb sollten Sie ihn lieber selber fragen.« »Ganz recht, Martin. Äh … Sie haben ihn nicht auf der Türschwelle stehen lassen, oder?« »Nein, ich habe ihn in den großen Raum auf der Ostseite des Erdgeschosses geführt.« »In den Zweiten Empfangssalon. Das ist gut. Sagen Sie ihm, ich bin in einer Minute unten. Machen Sie etwas Kaffee. Bringen Sie ihn auf einem Tablett mit zwei Tassen und den üblichen Zutaten. Falls in der Küche noch etwas vom Gebäck oder Brot Ihrer Mutter übrig ist, dann legen Sie’s in einen Korb und bringen es ebenfalls, in Ordnung? Gut.« Miles’ Neugier war geweckt. Er zog das erste Hemd und die erste Hose an, die ihm in die Hände kamen, und tappte barfuß zwei Fluchten der geschwungenen Vordertreppe hinab, dann wandte er sich nach rechts und durchquerte drei weitere Räume, bis er zum Zweiten Empfangssalon gelangte. Martin hatte von einem Stuhl für den Gast die Abdeckung abgezogen und sie als weißen Haufen auf dem Boden liegen lassen. Finger aus Sonnenlicht tasteten sich durch die schweren Vorhänge und ließen so den Schatten, in dem Vorberg saß, irgendwie dichter erscheinen. Der Leutnant trug die grüne Interimsuniform, doch sein Gesicht wirkte von zarten Bartstoppeln grau. Mit gerunzelter Stirn schaute er Miles müde an.
    »Guten Morgen, Vorberg«, sagte Miles mit vorsichtiger Höflichkeit. »Was bringt Sie so früh am Tag ins Palais Vorkosigan?« »Für mich ist es spät am Tag«, erwiderte Vorberg. »Ich komme gerade von der Nachtschicht.« Er senkte die Augenbrauen.
    »Man hat für Sie einen Job gefunden, oder?« »Ja. Ich bin Zugführer der Nachtschicht von der Sicherheitswache in der KBS-Klinik.« Miles setzte sich auf einen abgedeckten Stuhl. Plötzlich war er auch ohne Kaffee wach. Vorberg war einer von Illyans Wachen?
    Aber natürlich, als Kurier verfügte er schon über die Sicherheitseinstufung, die dafür nötig war. Er hatte nichts zu tun und konnte leicht für einen körperlich leichten, wenn auch mental anspruchsvollen Dienst abkommandiert werden. Und … er war ein Außenseiter im HQ. Hatte dort keine engen alten Freunde, mit denen er schwatzen würde. Miles bemühte sich um einen ruhigen, neutralen Ton. »So? Was ist los?« Vorbergs Stimme wurde angespannt, fast zornig. »Ich glaube, es sind schlechte Manieren Ihrerseits, Vorkosigan. Fast kleinlich, unter den Umständen. Illyan war viele Jahre der Mann Ihres Vaters. Ich habe Ihnen die Nachricht mindestens viermal geschickt.
    Warum sind Sie nicht gekommen?« Miles saß ganz still. »Verzeihen Sie, ich glaube, mir ist da die erste Hälfte von etwas entgangen. Was … äh … könnten Sie mir bitte genau sagen, was dort los ist? Wie lange haben Sie schon diesen Dienst?« »Seit der

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