Vorkosigan 13 Komarr
Geschlechtsgenossinnen begann allmählich wieder anzusteigen.
»Hmm… da gab es Rowan. Das war… das war nur
kurz.«
»Und sie war…?«
»Praktisch eine Leibeigene des Hauses Fell. Jetzt ist sie allerdings eine Chirurgin für Kryo-Wiederbelebung an einer unabhängigen Klinik auf Escobar. Ich freue mich, das sagen zu können. Sie ist sehr angetan von ihrer neuen Staatsbürgerschaft.«
Tien hatte sie, überlegte Ekaterin, stolz in der kleinen Vor-Lady-Festung ihres Haushalts geschützt. Tien hatte zehn Jahre damit zugebracht, sie so streng zu schützen, besonders vor allem, was nach Wachstum aussah, dass Ekaterin sich mit dreißig kaum größer vorkam, als sie mit zwanzig gewesen war. Was immer Vorkosigan dieser außerordentlichen Reihe von Liebhaberinnen angeboten hatte, Schutz war es jedenfalls nicht gewesen.
»Beginnen Sie in all dem einen Trend zu erkennen, Lord Vorkosigan?«
»Ja«, erwiderte er düster. »Keine von ihnen wollte mich heiraten und nach Barrayar kommen, um dort mit mir zu leben.«
»Also … wie steht es dann mit der unerwiderten ver584
rückten Schwärmerei?«
»Ach, das war Rian. Ich war damals jung, nur ein frisch gebackener Leutnant auf einer diplomatischen Mission.«
»Und was macht sie jetzt?«
Er räusperte sich. »Jetzt? Sie ist Kaiserin.« Ekaterin starrte ihn mit großen Augen an. Dieser Druck veranlasste ihn zu der Ergänzung: »Von Cetaganda. Dort gibt es mehrere, wissen Sie.«
Schweigen legte sich zwischen sie und dehnte sich. Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her, und sein Lächeln erschien und verschwand wie an-und ausgeknipst.
Sie stützte ihr Kinn auf die Hand, betrachtete ihn und zog verblüfft-vergnügt die Augenbrauen zusammen. »Lord Vorkosigan. Kann ich eine Nummer bekommen und mich einreihen?«
Was immer er erwartet hatte – das war es nicht; er war so überrascht, dass er beinahe von seinem Stuhl fiel. Warte, sie hatte nicht gewollt, dass es ganz so klang als ob… Sein Lächeln blieb in der Stellung Eingeschaltet hängen, aber es war ausgesprochen schief.
»Die nächste Nummer, die dran ist«, hauchte er, »ist die Eins.«
Jetzt war es an ihr, überrascht zu sein; versengt von dem Lodern in seinen Augen fielen ihr fast die ihren heraus. Er hatte sie zur Leichtfertigkeit verführt. Sein Fehler, dass er so… verführerisch war. Sie schaute sich aufs Geratewohl im Zimmer um und suchte dabei nach einer passenden neutralen Bemerkung, mit der sie ihre Fassung wieder585
finden konnte. Sie befanden sich auf einer Raumstation: da fiel das Wetter als Thema aus. Du meine Güte, das Vakuum ist heute aber rau dort draußen … Das passte auch nicht.
Sie blickte flehentlich zu Tante Vorthys. Vorkosigan beobachtete ihr unwillkürliches Zurückschrecken, und sein Lächeln wurde irgendwie gepresst entschuldigend; auch er blickte vorsichtig zur Professora.
Die alte Dame fuhr sich mit einem Finger nachdenklich über das Kinn. »Reisen Sie auf einem kommerziellen Linienschiff zurück nach Barrayar, Lord Vorkosigan?«, fragte sie ihn freundlich. Die beiderseitige beunruhigten Parteien blinzelten sie mit zerstreuter Dankbarkeit an.
»Nein«, erwiderte Vorkosigan. »Mit einem Schnellkurier. Genau genommen wartet er schon auf mich.« Er räusperte sich, sprang auf die Beine und blickte demonstrativ auf sein Chrono. »Ja, er wartet schon.
Professora, Madame Vorsoisson, ich hoffe, ich sehe Sie beide wieder in Vorbarr Sultana.«
»Ja. sicher«, sagte Ekaterin, in einer Mischung aus Sprachlosigkeit und Hoffnung.
»Ich freue mich sehr darauf«, erklärte die Professora scheinheilig.
Sein Lächeln wurde schief, da er ihren Ton präzis
einzuschätzen wusste. Er zog sich mit einer schwungvollbefangenen Verbeugung zurück; die höfische Wirkung wurde leicht dadurch beeinträchtigt, dass er gegen den Türpfosten prallte. Dann verhallten seine schnellen Schritte im Korridor.
»Ein netter junger Mann«, bemerkte Tante Vorthys in 586
ein Zimmer hinein, das plötzlich viel leerer zu sein schien.
»Schade, dass er so klein ist.«
»Er ist nicht so klein«, entgegnete Ekaterin abwehrend.
»Er ist bloß … konzentriert.«
Das Lächeln ihrer Tante wurde aufreizend sanft. »Das habe ich gesehen, meine Liebe.«
Mit einem letzten Rest an Würde hob Ekaterin das Kinn.
»Ich sehe, dass es dir schon sehr viel besser geht. Soll ich mich einmal nach dieser Führung durch die Hydroponik-Treibhäuser erkundigen?«
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