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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gedacht, dass du…«
    »Jedoch«, sein Cousin hob die Stimme, um Ivans
    Einwand zu übertönen, »alle Indizien, die das beweisen, sind jetzt so geheim, wie es nur geht. Daraus folgt: Sollte eine solche Beschuldigung gegen mich vorgebracht werden, dann kann ich nicht in der Öffentlichkeit auf die Tatsachen oder Zeugenaussagen verweisen, um es zu widerlegen. Denk mal eine Minute lang über die Konsequenzen aus dieser Sachlage nach, falls es dir gefällt.
    Besonders falls… falls meine Werbung Erfolg hat.«
    Zum Schweigen gebracht, saugte Ivan einen Moment
    lang an seiner Zunge. Dann erhellte sich sein Gesicht.
    »Aber… Gregor hat Zugang zu den Fakten. Wer könnte
    ihm widersprechen? Gregor könnte dich freisprechen.«
    »Mein Pflegebruder, der Kaiser, der mich zum Auditor
    ernannt hat, um meinem Vater einen Gefallen zu tun? Wie jedermann behauptet?«
    Ivan rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her.
    Also hatte Miles dieses Gerücht schon gehört, oder? »Die Leute, die wirklich zählen, wissen es besser. Wo schnappst du eigentlich diese Sachen auf, Miles?«
    Ein kurzes Achselzucken und eine kleine Geste mit der
    Hand war die einzige Antwort, die er erntete. Miles wurde dieser Tage entnervend politisch. In die kaiserliche Politik verwickelt zu werden interessierte Ivan nur ein bisschen weniger, als sich einen Plasmabogen an den Kopf zu halten und dann den Abzug zu betätigen. Nicht, dass er schreiend davonrannte, wann immer die Reizthemen zur Sprache - 67 -
    kamen; das hätte zu viel Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt.
    Seine Art war, langsam davonzuschlendern. Miles… Miles der Maniker hatte vielleicht die Nerven für eine politische Karriere. Der Zwerg hatte immer diese selbstmörderische Ader. Besser du als ich, alter Junge.
    Miles, der angestrengt seine Halbstiefel betrachtet hatte, blickte wieder auf. »Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, von dir etwas zu verlangen. Ivan. Ich stehe noch in deiner Schuld wegen … wegen der Ereignisse im letzten Herbst. Und wegen der Dutzend anderer Male, wo du mir den Hals gerettet oder es zumindest versucht hast. Alles, was ich kann, ist, dich zu bitten. Bitte. Ich bekomme nicht viele Chancen, und diese ist mir unheimlich wichtig.« Er lächelte schief.
    Zum Teufel mit diesem Lächeln. War es Ivans Schuld, dass er unversehrt geboren wurde, während sein Cousin verkrüppelt zur Welt gekommen war? Nein, verdammt.
    Eine verflucht stümperhafte Politik hatte ihm das zugefügt, und man sollte eigentlich annehmen, dass ihm dies eine Lehre wäre, doch nein. Erwiesenermaßen konnte nicht einmal Feuer von Heckenschützen den hyperaktiven kleinen Kerl stoppen. Während er einen dazu inspirierte, ihn mit bloßen Händen zu erwürgen, konnte er einen noch so stolz machen, dass einem die Tränen kamen. Zumindest hatte Ivan dafür gesorgt, dass niemand sein Gesicht sehen konnte, als er im Rat der Grafen beobachtet hatte, wie am vergangenen Winterfest Miles vor der ganzen versammelten Creme von Barrayar mit dieser erschreckenden Eindringlichkeit seinen Auditoreneid geleistet hatte. So klein, so verkrüppelt, so verletzlich. So strahlend. Gib den - 68 -
    Menschen ein Licht, und sie werden ihm überallhin folgen.
    Wusste Miles, wie gefährlich er war?
    Und der kleine Paranoiker glaubte wirklich, Ivan
    verfüge über die Magie, jede Frau, die Miles wirklich
    haben wollte, von ihm wegzulocken. Seine Befürchtungen waren für Ivan schmeichelhafter, als der jemals zugegeben hätte. Doch Miles hatte so selten Gefühle der Bescheidenheit, dass es einem fast als Sünde vorkam, ihm dieses hier zu nehmen. Das wäre für seine Seele schlecht gewesen, jawohl.
    »In Ordnung«, seufzte Ivan. »Aber ich lasse dir nur den ersten Schuss, denk daran. Wenn sie sagt, du solltest dich aus dem Staub machen, dann müsste ich meiner Meinung nach genauso viel Recht haben, der Nächste zu sein, wie jeder andere auch.«
    Miles entspannte sich ein wenig. »Um mehr bitte ich ja nicht.« Dann verkrampfte er sich wieder. »Dein Ehrenwort als Vorpatril, denk daran.«
    »Mein Wort als Vorpatril«, gestand ihm Ivan nach einer Weile Schweigens widerstrebend zu.
    Miles entspannte sich völlig und blickte viel fröhlicher drein. Ein paar Minuten oberflächlichen Gesprächs über die Tagesordnung für Lady Alys' Planungsbesprechung ging in eine Aufzählung von Madame Vorsoissons mannigfaltige Tugenden über. Falls es etwas gab, das noch schlimmer war, als die präventive Eifersucht seines Cousins zu ertragen, dann

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