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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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sich ab. »Das ist noch niemand nahegegangen.«
    Das war das einzige Mal gewesen, daß sie ihn hatte verführen wollen. Er wußte, daß es auch das letzte Mal gewesen war. Jetzt schliefen sie so, daß Timmys Bettchen zwischen den Vorhang und seine Liegestatt gezwängt war. Wenn er nachts aufwachte, weil sich das Kind gerührt hatte, streckte er die Hände aus, umklammerte die Gitterstäbe und sehnte sich danach, diese kümmerliche Barriere niederzureißen, die die unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen beiden symbolisierte. Da lag sie, wohlgeformt und anmutig wie ein Fisch oder eine Möwe, so nahe, daß er neben dem Rauschen des Meeres auch ihre leisen Atemzüge vernahm. Sein Körper sehnte sich nach ihr. Dann drückte er das Gesicht ins zerwühlte Kopfkissen und stöhnte auf, weil sein Verlangen unerfüllbar war.
    Was war denn schon an ihm, daß sie ihn hätte begehren können? Hatte sie es nicht in jener Nacht nur aus Dankbarkeit, Mitleid, Neugierde oder Langeweile getan? Er haßte seinen Körper, seine mageren Beine mit den – als seien es Wucherungen – hervortretenden Kniescheiben, seine kleinen, ständig blinzelnden, viel zu nahe beieinanderstehenden Augen, den schütteren Bart, der die Ausdruckslosigkeit seines Mundes, seines Kinns nicht kaschieren konnte. Manchmal quälte ihn auch Eifersucht. Ohne Beweise zu haben, argwöhnte er, daß es da jemand anders gab. Sie sagte hin und wieder, daß sie mal allein am Strand spazierengehen wolle. Wenn er ihr dann nachblickte, war er überzeugt, daß sie sich mit ihrem Liebhaber traf. Kehrte sie zurück, bildete er sich ein, schon allein der Glanz ihrer Haut, ihr erinnerungsseliges Lächeln, ihr Geruch verrieten, daß sie mit jemand geschlafen hatte.
    Von seiner Universität war ihm mitgeteilt worden, daß man sein Forschungsstipendium nicht verlängern werde. Das war nicht weiter überraschend; man hatte ihn vorgewarnt. Deswegen hatte er von seinem Stipendium soviel wie möglich beiseite gelegt, um mit den Ersparnissen die Zeit zu überbrücken, bis er hier in der Nähe einen Job fand. Was für einen, war ihm gleich. Wenn er nur hier auf der Landzunge leben und die Kampagne weiterführen konnte. Er meinte zwar, daß er die PANUP-Bewegung auch anderswo in England vorantreiben könnte, aber er fühlte sich unwiderruflich an die Landspitze von Larksoken gebunden, an den Wohnwagen, an den acht Kilometer weiter nördlich gelegenen Betonklotz, der seinen Willen ebenso herausforderte wie seine Phantasie.
    Er hatte schon bei mehreren Arbeitgebern in der Gegend vorgesprochen, aber die mochten keinen notorischen Agitator einstellen, selbst wenn manche mit der Anti-Atomkraft-Kampagne sympathisierten. Sie befürchteten wohl, er könne ein gut Teil seiner Energie allein darauf verwenden. Und nun zehrten die Extraausgaben für Amy, Timmy und die Katzen auch noch an seinem kleinen Kapital. Hinzu kam noch die drohende Verleumdungsklage, was schon keine Bedrohung mehr, sondern eher eine Gewißheit war.
    Als er nach zehn Minuten den Caravan betrat, hatte auch Amy die Arbeit beiseite geschoben. Sie lag – Smudge und Whisky zusammengerollt auf ihrem Bauch – auf ihrem Bett und schaute zur Decke empor.
    »Wenn Hilary Robarts den Prozeß durchdrückt, brauchen wir Geld«, sagte er. »So können wir nicht weiterleben. Wir müssen uns was einfallen lassen.«
    Sie setzte sich mit einem Ruck auf und schaute ihn an. Fauchend flohen die aufgescheuchten Katzen. »Heißt das, wir müssen weg von hier?«
    Das »Wir« hätte ihn glücklich stimmen müssen, aber jetzt nahm er es kaum wahr.
    »Kann schon sein«, antwortete er.
    »Wieso denn? Was Billigeres als den Caravan findest du nicht. Versuch erst mal, ein Einzelzimmer für zwei Pfund die Woche aufzutreiben! Wir haben verdammtes Glück, daß wir das hier haben.«
    »Aber hier gibt es keine Arbeit, Amy. Wenn ich zu einer hohen Geldstrafe verurteilt werde, brauche ich einen Job. Und das bedeutet London.«
    »Was für einen Job?«
    »Irgendeinen. Ich habe ja ein Uni-Diplom.«
    »Ich sehe nicht ein, warum du wegziehen mußt, selbst wenn es hier keine Arbeit gibt. Wende dich doch an die Sozialfürsorge. Die Stütze ist dir sicher.«
    »Aber für ein Bußgeld reicht auch sie nicht.«
    »Wenn du fortziehst, bleibe ich da. Die Miete bringe ich schon auf. Dem Besitzer wird’s gleich sein, oder? Er bekommt seine zwei Pfund, egal, von wem.«
    »Hier kannst du doch nicht allein leben.«
    »Warum nicht? Ich habe schon unter mieseren Umständen

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