Vorsicht, frisch verliebt
rief die Vermutung in ihm wach, dass sie erneut irgendwelche Gebete für andere Menschen sprach. Wirklich anregend, haha. Er sollte packen und zurück in die Staaten fliegen. Aber eigentlich wollte er Italien nicht verlassen.
Vor ihrem Häuschen angekommen, riss er sich aus seinen düsteren Gedanken und sah betont beflissen nach dem Strom. Erwartungsgemäß erstrahlten sämtliche Lichter, doch er inspizierte zusätzlich den Garten - angeblich um zu gucken, ob dort die Außenlampen funktionierten - und meinte mit einem Blick auf all die blühenden Gewächse: »Hier ist es tatsächlich wunderschön.«
»Waren Sie etwa noch nie hier unten?«
»Mein letzter Besuch ist Jahre her. Als Kind war ich ein paar Mal bei meiner Großtante in der Villa, und sie war einmal mit mir hier unten und hat mich dem alten Paolo vorgestellt. Soweit ich mich entsinne, war er ein fürchterlicher Knurrhahn.«
Plötzlich hörte er eine Reihe quiekender Juchzer, hob den Kopf und sah, dass drei Kinder - zwei kleine Mädchen und ein Junge - aus der Richtung seiner Villa direkt auf ihn zugetobt kamen.
»Daddy!«
10
Ren machte einen Schritt zurück, als sich ihm die beiden Mädchen kichernd in die Arme warfen, während wenigstens der Junge einen Meter vor ihm zum Stehen kam.
Isabel spürte, dass ein leichter Schwindel in ihr aufstieg. Daddy? Ren hatte nie ein Wort über Kinder verloren. Er hatte zugeben, dass er in jungen Jahren kurz verheiratet gewesen war, aber drei Kinder kamen ihr eher wie das Zeugnis einer längerfristigen Beziehung vor.
Sie entdeckte auf dem Kamm des Hügels eine Frau. Sie hatte ein Kleinkind auf dem Arm, und die leichte Brise klebte den Rock ihres schlichten Baumwollkleides an einen hochschwangeren Bauch.
»Daddy! Daddy! Hast du uns vermisst?«, kreischte das ältere der Mädchen in amerikanischem Englisch, während das jüngere der beiden giggelnd in sich zusammensank.
Ren riss sich von den beiden los, als verströmten sie radioaktive Strahlung, und starrte Isabel mit panisch aufgerissenen Augen an. »Ich schwöre bei Gott, ich habe diese Kinder noch nie zuvor gesehen.«
Isabel nickte mit dem Kopf in Richtung des Hügels. »Vielleicht sollten Sie ihr das sagen.«
Ren folgte ihrem Blick zu der fröhlich winkenden Gestalt mit dem in der Brise wehenden, langen, dunklen Haar. »Hallo, Liebling.«
Er schirmte seinen Augen gegen das Licht der Sonne ab. »Tracy? Verdammt, Tracy, bist du das?«
»Sie haben ›verdammt‹ gesagt.« Das jüngere der beiden Mädchen, das zwischen vier und fünf zu sein schien, stieß mit dem Hintern gegen seine Beine.
»Er darf das, Blödi«, erklärte ihr der Junge.
»Ihr könnt aufhören, Kinder«, rief die Frau von der Hügelkuppe herunter. »Ich schätze, wir haben ihn genug erschreckt.«
»Er sieht wütend aus, Mami«, sagte das jüngere der Mädchen. »Sind Sie wütend, Mister?«
»Pass lieber auf«, warnte der Junge. »Er bringt nämlich Menschen um. Sogar kleine Mädchen. Er schneidet ihnen die Augäpfel heraus, nicht wahr?«
»Jeremy Briggs!«, rief die Frau, immer noch, ohne sich von der Stelle zu bewegen. »Du weißt, dass du keine solche Filme gucken sollst.«
»Der war ab dreizehn.«
»Du bist aber erst elf!«
Isabel wandte sich an Ren. »Sie haben in einem Film ab dreizehn jemandem die Augäpfel herausgeschnitten? Das finde ich außerordentlich reizend.«
Er sah sie an, als wäre sie sein nächstes Opfer.
»Was wollten Sie damit?«, fragte das kleinste Mädchen. »Haben Sie sie gegessen? Ich habe mir im Flugzeug am Popo wehgetan.«
Die beiden älteren Kinder begannen abermals zu kichern,
Ren jedoch erbleichte.
»Ich habe mich damit an der Armlehne gestoßen«, fuhr sie ungerührt fort. »Wollen Sie vielleicht mal die Delfine auf meiner Unterhose sehen?«
»Nein!«
Doch sie hob bereits den Rock ihres karierten Kleidchens in die Höhe. »Ich habe auch Wale«, fügte sie hinzu.
»Sehr hübsch.« Allmählich begann Isabel sich zu amüsieren. Es war beeindruckend zu sehen, wie Mr. Obercool sich hilflos unter der Attacke dieser Kinder wand. »Dies ist doch sicher nicht das erste Mal, dass Sie eine Dame in Walunterwäsche sehen, Ren.«
Er bedachte sie mit einem der todbringenden Blicke, durch die er berühmt geworden war.
Die Mutter der Kinder setzte sich das Jüngste auf die andere Hüfte. »Die einzige Art, in der ich von diesem Hügel runterkomme, wäre auf dem Hintern, also kommt ihr besser rauf. Brittany, zieh sofort deine Hose wieder an. Du weißt doch,
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