Vorsicht, frisch verliebt
Bauernhäuschen war. Er hatte sich tadellos benommen, war liebenswürdig gewesen und hatte auf eine unaufdringlich schmeichelhafte Art mit ihr geflirtet. Er hatte ihr erklärt, seine heutigen Kunden hätten die gebuchte Tour storniert, und hatte darauf bestanden, dass sie mit ihm zusammen in das winzige Städtchen Monteriggioni fuhr. Während sie über die reizende kleine Piazza geschlendert waren, hatte er mit keinem Wort versucht, sie dazu zu bewegen, dass sie ihr Haus verließ. Trotzdem war es ihm gelungen, sie für ein paar Stunden von dort fortzulocken, und Isabel stellte sich die Frage, was während ihrer Abwesenheit hier vorgefallen war.
Statt also ins Haus zu gehen, lief sie den Weg hinunter zum Olivenhain, wo nichts darauf hinwies, dass gegraben worden war. Spuren vor der Holztür eines an den Hügel gebauten, kleinen, steinernen Lagerhäuschens wiesen darauf hin, dass sich jemand dort aufgehalten hatte, doch konnte sie nicht sagen, ob jemand das Haus betreten hatte. Und als sie die Tür aufzuschieben versuchte, musste sie entdecken, dass diese abgeschlossen war.
Sie hörte das Knirschen von Kies, drehte sich um und merkte, dass Marta am Rand des Gartens stand und sie argwöhnisch beobachtete. Sofort fühlte sie sich schuldig, als hätte man sie beim Herumschnüffeln ertappt. Marta starrte sie so lange düster an, bis sie schließlich aufgab und ins Haus zurückkehrte.
Abends wartete sie, bis die alte Frau in ihrem Zimmer verschwunden war, und machte sich dann auf die Suche nach dem Schlüssel zu dem Schuppen. Ohne Strom jedoch konnte sie weder in den Schubladen noch in den hinteren Ecken der Schränke etwas erkennen, weshalb sie nach kurzer Zeit die Suche auf den nächsten Vormittag verschob.
Sie ging in ihr Schlafzimmer und fragte sich, was Ren wohl gerade machte. Wahrscheinlich war eine der schönen Frauen aus dem Dorf in seinem Bett zu Gast. Die Vorstellung war deprimierend.
Sie lehnte sich aus dem Fenster, um die Läden aufzuklappen, die Marta starrsinnig jeden Abend schloss, und bemerkte das Licht, das durch die Ritzen der Fensterläden von Martas Zimmer fiel. Bei ihr schien die Stromversorgung demnach nicht ausgefallen zu sein.
Die ganze Nacht hindurch wurde sie von Gedanken an Strom, an Ren und an schöne Italienerinnen gequält, weshalb sie nicht vor neun erwachte, wodurch ihr Terminplan wie bisher an jedem Morgen völlig durcheinander kam. Sie stellte sich kurz unter die Dusche, rief entnervt oben in der Villa an und verlangte nach Ren.
»Signore Gage ist gerade nicht zu sprechen«, erklärte Anna in herablassendem Ton.
»Dann können Sie mir vielleicht sagen, was wegen des fehlenden Stroms in meinem Häuschen unternommen wird.«
»Es wird sich darum gekümmert.« Nach dieser knappen Antwort legte Signora Vesto unsanft den Hörer wieder auf.
Am liebsten wäre Isabel schnurstracks zur Villa hinaufgelaufen, um Ren zur Rechenschaft zu ziehen, doch er war ein hinterhältiger Bursche, und sie war sich sicher, dass er versuchte, sie zu manipulieren. Genau wie Jennifer Lopez, die ebenfalls am Ende arglos in die Falle gegangen war.
Also marschierte sie entschlossen in den Garten, füllte eine kleine Wanne mit Seifenwasser, fing eine der Katzen und setzte das total verdutzte Tier hinein. Sie musste sich beschäftigen, sonst würde sie verrückt.
Ren tastete in seiner Tasche nach seiner Notfall-Zigarette, doch er hatte sie bereits geraucht, was um elf Uhr morgens kein gutes Zeichen war. Er musste zugeben, dass Dr. Isabel Favor nicht leicht zu knacken war. Vielleicht hätte er ihre Ausbildung zur Psychologin in seine Berechnungen mit einbeziehen sollen. Aber, verdammt, er wollte, dass sie zu ihm kam, statt dass er wie ein verliebter Teenager an ihrer Türschwelle scharrte.
Entweder könnte er noch länger warten, was er kaum ertrüge, oder er gäbe sich für dieses Mal geschlagen. Der Gedanke war ihm unerträglich, aber was machte diese eine Niederlage langfristig schon aus? Früher oder später landete sie doch in seinem Bett.
Er beschloss, einen Spaziergang zu seinem Olivenhain zu unternehmen. Einen einfachen Spaziergang. Das war schließlich völlig normal. Wenn sie dann zufällig in ihrem Garten wäre, würde er etwas sagen wie: Hey, Fifi, haben Sie inzwischen wieder Strom? Nein? Tja, verdammt... wissen Sie was, warum kommen Sie nicht mit mir in die Villa, und wir reden dort mit Anna?
Doch er hatte kein Glück. Alles, was er in ihrem Garten sah, waren drei fauchende, nasse
Weitere Kostenlose Bücher