Vorsicht, frisch verliebt
Katzen.
Eventuell würden, auch wenn er im Grunde nichts als eine zweite Zigarette wollte, ein Espresso und die Tageszeitung ihn beruhigen. Er stieg in seinen Maserati, sah vor seinem geistigen Auge das Bild von einem roten Fiat, steckte den Zündschlüssel ins Schloss und schoss die Einfahrt zur Straße hinunter.
Kaum war er dort eingebogen, als er sie entdeckte, abrupt bremste und von seinem Sitz sprang. »Was zum Teufel tun Sie da?«
Sie funkelte ihn unter dem Rand ihres Strohhuts hinweg an. Trotz ihrer Arbeitshandschuhe stellte sie die Würde einer Königin zur Schau. »Ich sammle Müll.« Sie warf eine leere Limonadenflasche in den Plastiksack, mit dem bewaffnet sie losgezogen war.
»Weshalb in Gottes Namen machen Sie denn so was?«
»Bitte rufen Sie den Namen des Allmächtigen nicht im Arger an. Das mag er nämlich nicht. Und Müll ist, egal in welchem Land, eine Plage für die Umwelt.«
Ihr goldenes Armband schimmerte im Licht der Sonne, als sie eine zerknüllte Zigarettenschachtel aus einem Büschel wilden Kümmel klaubte. Ihr makelloses weißes Top steckte in adretten, hellbraunen Shorts, die ihre wohlgeformten Beine vorteilhaft betonten. Alles in allem wirkte sie für eine Müllsammlerin etwas zu elegant.
Er kreuzte die Arme vor der Brust und sah sie grinsend an. »Sie können sich wirklich nicht entspannen, oder?«
»Natürlich kann ich mich entspannen. Das hier ist sogar sehr entspannend, weil man während der Arbeit die Gedanken schweifen lassen kann.«
»Die Gedanken schweifen lassen, Himmel. Sie sind derart angespannt, dass Sie regelrecht vibrieren.«
»Tja, nun, wenn einem noch nicht einmal die grundlegendsten Errungenschaften der modernen Technik zur Verfügung stehen, hat man sicher alles Recht der Welt, etwas angespannt zu sein.«
Nicht umsonst galt er als hervorragender Mime - er beehrte sie mit einem verständnislosen Blick, riss dann die Augen auf und runzelte die Stirn. »Wollen Sie etwa behaupten, Sie hätten immer noch keinen Strom? Ich kann es einfach nicht glauben. Verdammt, ich habe Anna gesagt, sie soll sich darum kümmern. Warum haben Sie mich bloß nicht wissen lassen, dass das Problem noch nicht gelöst ist?«
Sie musterte ihn forschend, biss jedoch am Ende an. »Ich dachte, Sie wüssten darüber Bescheid.«
»Na, vielen Dank. Ich schätze, das macht deutlich, was Sie von mir halten.«
Jetzt hatte er wohl etwas übertrieben, denn sie kniff argwöhnisch die Augen zusammen, als er eilig sein Handy aus der Hosentasche zerrte, die Nummer der Villa wählte und Anna Vesto auf Englisch erklärte: »Anna, ich spreche gerade mit Isabel Favor. Sie sagt, sie hätte in ihrem Haus nach wie vor keinen Strom. Sorgen Sie dafür, dass das Problem, egal zu welchem Preis, bis spätestens heute Abend gelöst ist.«
Er drückte den Aus-Knopf und lehnte sich lässig gegen seinen Wagen. »Das wäre erledigt. Lassen Sie uns einen kleinen Ausflug machen, um Ihnen die Wartezeit ein wenig zu verkürzen. Und wenn wir wieder da sind, werde ich persönlich überprüfen, ob meinen Anweisungen Folge geleistet worden ist.«
Zögernd blickte sie auf den Maserati. »Okay, aber nur, wenn Sie mich fahren lassen.«
»Vergessen Sie‘s. Sie sind schon letztes Mal gefahren.«
»Ich fahre aber gerne.«
»Ich auch, und das hier ist mein Wagen.«
»Sie werden bestimmt rasen.«
»Dann werde ich mich kampflos verhaften lassen. Aber steigen Sie, um Himmels willen, endlich ein.«
»Blasphemie ist nicht nur ein Sakrileg«, erklärte sie genüsslich. »Es ist ein Zeichen dafür, dass man die Muttersprache nur unzulänglich beherrscht.«
»Egal, was. Der Grund dafür, dass Sie fahren wollen, ist dagegen, dass Sie dauernd alles unter Kontrolle haben müssen.«
»Die Welt funktioniert halt besser, wenn man sie beherrscht.«
Ihr selbstzufriedenes Lächeln entlockte ihm ein Grinsen. Wahrscheinlich hatte sie sogar tatsächlich Recht. Wenn Dr. Favor die Welt beherrschen würde, wären zumindest Sauberkeit und Ordnung garantiert.
»Erst müssen Sie mir helfen, den Müll hier aufzusammeln«, erklärte sie entschieden, und er wollte gerade erwidern, das könne sie getrost vergessen, denn keine Frau auf Erden wäre eine solche Mühe wert. Doch da beugte sie sich wieder nach vorne, was ihren wohlgeformten Hintern in der eng anliegenden, kurzen Hose vorteilhaft betonte, worauf er, ohne zu wissen, wie ihm geschah, ein Stück Reifengummi und eine zerbrochene Flasche in ihre Plastiktüte warf.
Schließlich fuhr er mit ihr
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