Vorsicht, frisch verliebt
Wispern an ihr Ohr: »Hast du eine Ahnung davon, wie sehr ich dich liebe?«
»O ja.« Mit einem Gefühl absoluter Gewissheit presste sie ihren Mund auf seine Lippen und sank dann zurück in ihr Kissen.
Er liebkoste sie mit einer Ehrfurcht, als könnte er immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich seine Frau war. »Du tust es schon wieder, oder?«
Sie hörte die milde Belustigung in seiner Stimme, fuhr aber trotzdem mit dem stummen Beten fort. Ihre Gebete waren für sie so wichtig wie die Luft zum Atmen. Es gab so vieles, wofür sie Dankbarkeit empfand.
Schließlich lenkte sie den Blick auf den Kaminsims, auf dem der goldene Oscar stand, der Ren für seine Rolle in Night Kill verliehen worden war. Er hatte erst angefangen, seine Grenzen zu erforschen, und wenn sie sich nicht irrte, stünde eines Tages ein zweiter Oscar dort.
Auch sie hatte ihre Grenzen noch nicht erreicht. Wie führe ich ein nichtperfektes Lehen war sofort ein Beststeller geworden - so viel dazu, dass sie sich hatte bescheiden wollen -, und Die nichtperfekte Ehe käme in ein paar Monaten heraus. Ihr Verleger wollte so bald wie möglich Die Erziehung des nichtperfekten Kindes von ihr sehen, doch das Buch war bisher lediglich in der Vorbereitungsphase und wäre bestimmt erst in ein paar Jahren fertig.
In ihrer kleinen Praxis hatte sie ausschließlich Klienten, die ihr speziell empfohlen worden waren. Genau, wie sie sich vorgenommen hatte, trug sie dafür Sorge, dass ihr täglich Zeit zum Nachdenken, zum Meditieren und zur Unterhaltung blieb. Die Ehe mit Lorenzo Gage war chaotisch, doch absolut erfüllend. Erfüllender als alles andere, was es je in ihrem Leben gegeben hatte.
Er rollte sich aus dem Bett und fluchte, als er auf ein Plastikspielzeug trat. Morgen waren sie zur Taufe von Giulias und Vittorios Jungen eingeladen, der nur vierzehn Monate nach seiner Schwester geboren worden war. Eine Einladung, die als Grund für eine Reise in die Toskana hochwillkommen war. Im Sommer hatten sie einen Monat zusammen mit Harry, Tracy und den Kindern - einschließlich ihrer jüngsten Tochter Annabelle, die am Tag nach Rens und Isabels Hochzeit auf die Welt gekommen war - in der Villa verbracht. So sehr sie ihr Heim in Kalifornien auch liebten ihre Wurzeln waren hier.
Ren sammelte die Kleider ein, die sie eben ausgezogen hatten, und verstaute sie in der Truhe, die eine ganze Reihe interessanter Kostüme sowie einige teuflische Spielzeuge enthielt.
Danke, Gott, dafür, dass du mich mit einer Schauspielerin gesegnet hast.
Er nahm ihr Nachthemd aus dem Schrank und drückte es ihr mit wehleidiger Miene in die Hand. »So sehr ich es hasse, dir dieses Ding zu geben ...«
Sie zog es sich über den Kopf, während er selbst in eine graue Seidenpyjamahose stieg. Dann ging er zur Tür und schloss sie mit einem abgrundtiefen Seufzer auf.
»Hast du das Drehbuch gelesen?«, fragte er, als er zu ihr unter die warme Decke schlüpfte.
»Ja.«
»Du weißt, dass ich die Rolle nicht übernehmen werde, oder?«
»Ich weiß, dass du sie übernehmen wirst.«
»Himmel, Isabel...«
»Du kannst sie unmöglich ablehnen.«
»Aber ausgerechnet Jesus?«
»Ich gebe zu, dass es nicht einfach werden wird. Er hatte nie eine Liebschaft und predigte Gewaltverzicht. Aber die Liebe zu Kindern hast du mit ihm gemein.«
»Vor allem die zu unseren.«
Sie grinste breit. »Die Zwillinge sind wirklich echte Satansbraten. Du hattest mit deiner damaligen Einschätzung eindeutig Recht.«
»Aber sie gehen brav auf die Toilette. Ich habe also meinen Teil der Abmachung erfüllt.«
»Das hast du zugegebenermaßen hervorragend gemacht ...«
Mit einem liebevollen Kuss brachte er sie zum Verstummen. Sie hielten einander eng umschlungen und flüsterten sich, während der Wind heulend in den Kamin fuhr und an den Fensterläden rüttelte, sanfte Koseworte zu.
Gerade als sie die Augen schließen wollten, öffnete sich knarrend die Tür, und zwei Paar kleine Füße tapsten auf der Flucht vor schrecklichen Monstern, die die Dunkelheit bevölkerten, über den Teppich an ihr Bett. Ren streckte wortlos den Arm aus, hob die beiden Eindringlinge nacheinander hoch und platzierte sie zwischen sich und ihre Mutter. Geborgen und glücklich kuschelten sie sich eng aneinander. Und während der nächsten Stunden herrschte vollkommener Frieden in dem Haus, das bereits von Beginn an zu Recht den Namen Engelsvilla trug.
------ Ende ------
Danksagungen
Ich danke Alessandro Pini und Elena Sardelli dafür,
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