Vorsicht, frisch verliebt
die Brust des Hühnchens in der Mitte durch. »Du bleibst brav im Wagen und fährst weiter nach Siena.«
»Okay«
Er zog eine seiner Leinwandhelden-Brauen in die Höhe. »In den Filmen ist das die Stelle, an der die emanzipierte Frau dem Machoheiden deutlich macht, dass er verrückt ist, falls er denkt, dass er sich ohne sie auf diese gefährliche Mission begeben kann.«
»Was der Grund ist, weshalb es dir, dem bösen Buben, stets gelingt, diese tollkühnen Frauen zu entführen.«
»Ich glaube nicht, dass du dir allzu große Gedanken darüber zu machen brauchst, dass dich Giancarlo und Massimo entführen. Also sag die Wahrheit. Du willst dich nicht kompromittieren, indem du spionierst, weshalb du mich die Drecksarbeit alleine machen lässt.«
»Gute Theorie, nur leider falsch. Vor die Wahl gestellt, ob ich lieber den ganzen Tag in der Sonne schmoren oder durch die schattigen Gassen von Siena schlendern will, kannst du dir doch wohl denken, wie ich mich entscheide.« Außerdem wäre ein Spaziergang durch die Straßen Sienas weniger gefährlich als die stundenlange traute Zweisamkeit mit Ren. Obwohl sie sich inzwischen längst dafür entschieden hatte, eine Affäre mit ihm zu beginnen, wollte sie sich doch noch eine Chance geben, wieder zu Verstand zu kommen und die Notbremse zu ziehen.
»Du bist die erstaunlichste Frau, der ich in meinem ganzen Leben je begegnet bin.«
Sie nahm eine Olive aus der Schale auf dem Tisch. »Weshalb willst du mich so dringend nach Siena schicken?«
Mit der Kante des Messers schob er einen Hühnerschenkel auf die Seite. »Muss ich dir das wirklich erst erklären? Nach ungefähr fünf Minuten in unserem Versteck würdest du anfangen, die Gräser abzustauben und die Blätter zu ordentlichen Stapeln aufzutürmen. Und dann würdest du anfangen, auch an mir herumzuzupfen, und dann müsste ich dich erschießen.«
»Ich kann mich durchaus entspannen. Wenn ich mich konzentriere.«
Er lachte. »Hast du die Absicht, rumzustehen und mich zu unterhalten, oder willst du lernen, wie man kocht?«
Gegen ihren Willen grinste sie. »Ich habe in der Tat bereits darüber nachgedacht, Kochstunden zu nehmen.«
»Warum extra Stunden nehmen, wenn ich hier bin?« Er wusch sich die Hände. »Fang schon mal an, das Gemüse klein zu schneiden, und dann schnippel die Pepperoni.«
Sie blickte auf das von ihm zerteilte Huhn. »Ich bin mir nicht sicher, dass ich etwas tun will, wozu man ein Messer braucht.«
Er lachte, doch als er ihr ins Gesicht sah, schlug seine Belustigung in beinahe schmerzliches Verlangen nach dieser Frau um. Er neigte seinen Kopf und gab ihr einen tiefen, sehnsüchtigen Kuss.
Sie schmeckte Wein auf seinen Lippen und etwas, was unverkennbar Ren war - Kraft, Gewitztheit und eine leichte Spur von Bosheit. Möglicherweise bildete sie sich Letzteres auch nur ein.
Er ließ sich Zeit, als er sich von ihr löste. »Bist du bereit, dich mit mir übers Kochen zu unterhalten, oder hast du die Absicht, mich weiter abzulenken?«
Sie schnappte sich eilig das kleine spiralgebundene Notizbuch, das sie auf den Tisch gelegt hatte. »Fang an.«
»Was in aller Welt ist das?«
»Ein Notizbuch.«
»Himmel, leg es wieder weg.«
»Du willst mich doch im Kochen unterrichten, oder? Zuerst muss ich die Grundprinzipien verstehen.«
»Oh, ich wette, dass du das musst. Okay, hier ist das oberste Prinzip: Nur die, die arbeiten, bekommen zu essen. Die, die sich Notizen machen, hingegen darben. Und jetzt leg das Ding zur Seite, und fang an, das Gemüse klein zu schneiden.«
»Bitte sprich nicht von ›schneiden‹, wenn wir beide allein sind.« Sie öffnete eine Schranktür. »Ich brauche eine Schürze.«
Seufzend griff er nach einem Geschirrtuch und schlang es ihr behände um die Taille. Als er fertig war, ließ er seine Hände auf ihren Hüften liegen und befahl ihr heiser: »Und jetzt zieh deine Schuhe aus.«
»Warum?«
»Willst du kochen lernen oder nicht?«
»Ja, aber ich verstehe nicht - okay.« Wenn sie protestierte, würde er nur wieder sagen, sie wäre furchtbar steif. Also stieg sie aus ihren Sandalen und stellte sie ordentlich unter den Tisch. Als er darüber grinste, fragte sie sich, was ihn daran amüsierte, wenn sie dafür sorgte, dass niemand aus Versehen über ihr Schuhwerk fiel.
»Und jetzt mach den obersten Knopf von deiner Bluse auf.«
»O nein. Wir werden nicht -«
»Ruhe.« Statt noch etwas zu sagen, streckte er die Hand aus und öffnete den Knopf persönlich. Der Stoff ihrer Bluse
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