Vorsicht, heiß!
abwenden. Und sofort wurde sie wieder von jener heftigen Sehnsucht erfüllt. Das Eis krampfhaft umklammernd spürte sie, wie ihr der Wind das Haar ins Gesicht blies.
„Ich fühle mich von Ihnen nicht angezogen, sondern Sie gehen mir auf die Nerven“, sagte sie bemüht selbstbewusst.
Paulos Augen wurden dunkel. „Tatsächlich?“ Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und ließ die Finger auf ihrer Wange ruhen.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, löste die Spannungen in ihrem Nacken und machte ihr das Denken schwer. Benommen nahm sie wahr, wie ihr etwas Eis auf die Finger tropfte. Ihr wurde heiß, als Paulo den Blick zu ihren Lippen gleiten ließ.
„So einer Herausforderung kann ich unmöglich widerstehen“, sagte er leise.
Ihr stockte der Atem, denn nun neigte Paulo den Kopf – so langsam, als würde er es sich noch einmal überlegen. Doch als sein Mund dann ihren berührte, schien er aufzuwachen und drängte ihre Lippen auseinander. Kühn ließ er die Zunge in das seidige Innere gleiten und nahm sich, was er wollte. Die stumme Aufforderung, sich ihm hinzugeben, fachte ihre Sehnsucht noch mehr an.
Alyssa neigte sich ihm entgegen. Süße Vanille und intensives Schokoladenaroma mischten sich, als ihre Zungen miteinander zu tanzen begannen. Heiße Wellen der Erregung durchfluteten ihren Schoß, bis sie das Gefühl hatte dahinzuschmelzen …
Die Sehnsucht nach mehr war so überwältigend, dass Alyssa leise aufstöhnte und die Finger in sein Hemd krallte.
Dann löste Paulo sich schwer atmend von ihr. Seine Augen wirkten fast schwarz, als er fragte: „Seit wann untersagst du dir noch mal Verabredungen mit Männern?“
Alyssa war viel zu verwirrt, um zu merken, dass er zur vertraulichen Anrede übergegangen war. Sie ließ sein Hemd los, strich sich mit zitternden Fingern das Haar hinters Ohr und täuschte über ihre Nervosität hinweg, indem sie mit einer Serviette ihre Eiswaffel abwischte. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, blickte sie ihn wieder an. „Auch das geht dich nichts an.“
„Da bin ich anderer Meinung.“ Vielsagend zog er eine Augenbraue hoch. „Dein Akzent, den ich ziemlich sexy finde, ist nämlich auch dann ziemlich deutlich zu hören, wenn du erregt bist.“
Der Kuss hatte wirklich nichts bedeutet.
Alyssa blickte starr in ihren Kühlschrank. Trotz der kalten Luft, die ihr entgegenströmte, war ihr noch immer heiß. Sie hatte keinen Appetit auf Frühstück, und schließlich machte sie die Tür wieder zu.
Nein, der Kuss war nicht bedeutungslos gewesen, wie sie sich nun widerstrebend eingestand. Aber dieser einmalige Ausrutscher würde sich nicht wiederholen. Offenbar war ihre Enthaltsamkeit nicht ohne Wirkung geblieben.
Zum Glück war Paulo schon nach wenigen Songs zu dem Schluss gekommen, dass sich die Band perfekt für die Eröffnungsfeier eignete. Es hatte sie nervös gemacht, so nahe neben ihm zu sitzen, sodass sie erleichtert nach Hause gefahren war. Leider war sie nach dem erotischen Erlebnis so angespannt gewesen, dass an Schlaf nicht zu denken gewesen war.
Wenn ich nicht aufpasse, leidet mein Unternehmen noch unter der Sache, dachte Alyssa.
Ihr Handy klingelte. „Elite Events“, meldete sie sich.
„Hallo, Lyssa“, begrüßte Cherise Hunt sie.
Da Gespräche mit ihrer Mutter immer eine Weile dauerten, begann Alyssa, ihre Sachen für die Arbeit zusammenzusuchen.
„Ich war gestern im Samba , aber der Hotelmanager sagte mir, du seist schon weg. Wirklich ein reizender Mann, wenn auch ein wenig zu ernst. Ich habe ihn ermahnt, ja gut mit meinem Schatz umzugehen.“
Alyssa schloss die Augen. Ihre Mutter hatte schon immer eine sehr direkte Art gehabt. Durch jahrelanges Kellnern in einer Country and Western Bar waren ihre Umgangsformen noch rauer geworden. Und jetzt hatte sie offenbar Paulos Hotelmanager Charles zurechtgewiesen, noch bevor Alyssa ihn kennengelernt hatte. Sie seufzte resigniert.
„Keine Sorge, Lyssa, wahrscheinlich dachte er, ich mache nur Spaß“, beruhigte ihre Mutter sie und fuhr etwas melodramatisch fort: „Mich macht dein neuer Job einfach nervös.“
„Paulo Domingues weiß über meine Vergangenheit schon Bescheid“, sagte Alyssa und warf ihre Schlüssel in ihre Handtasche.
„ Darüber mache ich mir nun wirklich keine Gedanken. Zweimal Ladendiebstahl ist doch wirklich keine große Sache!“
Alyssa war einen Moment lang fassungslos. Die nur vierzehn Jahre ältere Cherise Hunt lebte in ihrer eigenen Welt. Ihre forsche Persönlichkeit
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