Vorsicht, heiß!
entgangen, die vor fünf Jahren in den Lokalzeitungen standen, zum Beispiel im Miami Insider .“
Paulo lehnte sich auf dem Motorradsitz zurück und zwang sich, ruhig zu wirken. „Journalisten schmücken ihre Texte sehr gern aus, besonders die Klatschreporter.“ Er zuckte betont gelassen die Schultern. „Dramatische Ereignisse verkaufen sich eben gut. Deswegen beantworte ich auch keine Fragen von Reportern.“
„Nie?“
Paulo ließ den Motor der Ducati an. „Nein, nie.“
Alyssa sprach lauter, um das Motorengeräusch zu übertönen. „Ich möchte dir nur eine Frage stellen.“
Er spielte mit dem Gedanken, einfach wegzufahren. Ein ganzes Jahr lang hatten ihm wegen dieses einen Tages Paparazzi und andere Journalisten nachgestellt und aufgelauert. Auf keinen Fall wollte er jetzt damit anfangen, Fragen zu beantworten.
In der Hoffnung, Alyssa abzulenken, warf er ihr einen vielsagenden Blick zu und ließ ihn über das schicke Kostüm bis zu den Designerschuhen und wieder hinaufgleiten. Ob ihr dabei ebenso heiß wurde wie ihm? „Also gut, ich beantworte deine Frage – wenn du mit diesem Motorrad fährst.“
Sie zögerte nur einen winzigen Moment. „Abgemacht“, sagte sie dann.
„Du wirst die Ducati fahren.“ Seine Feststellung klang eher wie eine Frage, wie er selbst merkte.
„Ja. Unter einer Bedingung. Du zeigst mir, wie das geht.“ Ein besorgter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Und ich habe noch eine Bedingung: keine Küsse.“
Paulo, der das ebenfalls für ratsam hielt, lächelte leicht. „Einverstanden – keinen einzigen Kuss.“
Neugierig, wie Alyssa wohl mit dem Motorrad zurechtkommen würde, verschränkte er die Arme vor der Brust. Ob sie dabei vornehm den kleinen Finger abspreizte und gleichzeitig ununterbrochen leise fluchte? „Also, wie lautet deine Frage?“
„Stimmt es, dass die Polizei dich wegen einer Auseinandersetzung mit Marcos aus dem Country Club geworfen hat?“
Als sie den Namen seines Bruders nannte, stieg Zorn in ihm auf. „Verhaftet worden bin ich nicht.“
„Du bist davongekommen, weil du reich bist.“ Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Kann sein. Aber ich bin nicht wegen des Streits rausgeflogen.“ Er antwortete nur deshalb so gelassen, weil er jahrelange Übung darin hatte. „Sondern weil ich mich geweigert habe, Sakko und Krawatte anzuziehen.“
Eingehend betrachtete Alyssa sein Gesicht. Sie schien nicht überzeugt zu sein. „Damit, dass deine Frau dich gerade wegen deines Bruders verlassen hatte, hatte es also nichts zu tun?“
Er war nicht verlassen, sondern hintergangen worden. Die tiefe Wunde von damals war noch immer nicht verheilt.
Ausgelaugt nach den Jahren härtester Arbeit für Domingues International hatte Paulo geglaubt, es wäre nett, abends Gesellschaft zu haben. Eine Beziehung mit einer Freundin aus seiner Kindheit – der Patentochter seines Vaters, die seine Familie kannte und wusste, mit welchem Ernst diese sich dem Unternehmen widmete – schien die ideale Lösung zu sein. Im Rückblick ein fataler Trugschluss.
Drei Monate nach der Hochzeit mit Bianca hatte er gewusst, dass er einen Fehler begangen hatte. Er und Bianca hatten einander zwar etwas bedeutet, doch sie waren beide unglücklich gewesen, und ihre Zuneigung war dahingeschwunden. Aber er hatte nun einmal ein Versprechen abgelegt. Hätte Bianca ihn um die Scheidung gebeten, weil er sich nicht ihrem Kleidergeschmack unterwerfen wollte, hätte er das Ganze als lehrreiche Erfahrung verbucht und wäre weitergezogen.
Stattdessen hatte sie ihn verlassen, als er damit drohte, Domingues International den Rücken zu kehren. Und sie war ausgerechnet eine Beziehung mit seinem Bruder eingegangen – dem Mann, der das Unternehmen erben würde. Da hatte Paulo endlich begriffen: Bianca war lediglich auf den Namen, das Vermögen und das Ansehen seiner Familie aus gewesen.
Er hegte immer noch einen tiefen Groll, doch Paulo zwang sich zu einem gelassenen Gesichtsausdruck. „Nein, der Vorfall im Country Club hatte nichts damit zu tun, dass Bianca mich verlassen hat. Marcos und sie haben einander verdient.“ Seit damals hatte er mit keinem von ihnen gesprochen. Wozu auch?
Zum ersten Mal wirkte Alyssa leicht verunsichert. „Das tut mir leid.“
Es schien sie wirklich traurig zu machen, dass der einzige Mensch, dem er je etwas bedeutet hatte, ihn verlassen hatte. Doch in Wahrheit war er Bianca nie wirklich wichtig gewesen.
„Das ist nicht nötig.“
„Bist du deshalb von
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