Vorsicht, heiß!
„Ich habe etwas für dich.“ Er schob die Hand in die Tasche seines Smokings.
Ihr stockte der Atem, denn sie wusste, was sich darin befand: ein Ring. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Paulo fiel ohne jede Erklärung vor ihr auf die Knie.
Aufgewühlt und fassungslos sah sie ihn an. Ein Heiratsantrag bedeutete schließlich nicht, dass Paulo bereit für eine tiefe, ernsthafte Beziehung war. Er hatte schon einmal eine Frau geheiratet, und es hatte nichts bedeutet.
Plötzlich war die Panik wieder da, die sie erfüllte, wann immer er sich von ihr abwandte. Sie brauchte Paulo so sehr, doch die Vorstellung, dass er auch als ihr Mann auf Distanz bliebe, konnte Alyssa einfach nicht ertragen.
Obwohl er sie erst wieder zum Leben erweckt, ihr Selbstbewusstsein vermittelt und eine neue Sinnlichkeit geschenkt hatte, musste sie seinen Antrag ablehnen. Allerdings würde sie es nicht fertigbringen, Nein zu sagen.
Also drehte sie sich um und ging, als er die Schmuckschatulle aus der Tasche zog und aufklappte.
Paulo spürte den harten Granitboden unter dem Knie und das atemlose Staunen der Menschen um ihn.
Alyssa war einfach gegangen.
Das Gefühl, verlassen zu werden, kannte er nur zu gut. Aber der Schmerz, den er jetzt empfand, war einfach unerträglich.
Paulo schloss die Augen und klappte die Schmuckschatulle wieder zu. Die Gäste nahmen leise ihre Gespräche wieder auf. Doch noch immer konnte er sich nicht von der Stelle rühren.
Als er den Artikel im Miami Insider gelesen hatte, war sein Wunsch übermächtig gewesen, Alyssa in die Arme zu schließen und zu beschützen. Doch dieses Recht hatte er sich verspielt. Dabei wollte er der Mann sein, der es für sie mit der ganzen Welt aufnahm. Denn er sehnte sich nach einem gemeinsamen Leben mit ihr.
Wie hatte er nur so dumm sein können?
Paulo öffnete die Augen, blickte zur Tür und überlegte, ob er hinter ihr herrennen sollte. Wenn er sich wirklich öffnete und seine Gefühle herausließ und sie seinen Antrag dann wieder ablehnen würde – könnte er das jemals verkraften?
Mit aller Macht schob er diesen feigen Gedanken beiseite und stand auf.
Alyssa hatte sich unzählige Male ihren Ängsten gestellt, und er wollte es sich kein einziges Mal trauen? Das konnte doch nicht wahr sein! Wenn er nicht versuchte, sie umzustimmen, hatte er diese tolle Frau auch nicht verdient. Und er hätte sie für immer verloren. Ihr Lächeln, ihr Temperament, ihr Scharfsinn und die heiße Leidenschaft, die sie und ihn verband, wären dann nur noch schöne Erinnerungen.
Energisch schob er den Ring in die Tasche und eilte hinaus.
Eilig lief Alyssa den Fußweg entlang. Als sie jemanden hinter sich rufen hörte, stockte ihr der Atem. Paulo .
Schnell überquerte sie die mehrspurige Straße, denn die Autofahrer hatten gerade Rot. Auf dem palmenbewachsenen Mittelstreifen sanken ihre Absätze im Gras ein. Sie sah, wie Paulo sich näherte. Da die Ampel inzwischen auf Grün umgesprungen war, konnte sie nicht weglaufen. Sie atmete tief ein. Wenn er wirklich offen mit ihr über seine Gefühle reden wollte, konnten sie es genauso gut hier tun. Sie versuchte, sich zu sammeln und ihren tiefen Schmerz und die heftige Wut zu verdrängen.
Bei der nächsten Gelegenheit rannte er zwischen den fahrenden Autos hindurch zu ihr. „Du bist schon wieder weggelaufen!“
„Nein!“ Aufgebracht stampfte Alyssa mit dem Fuß auf, blieb aber mit dem Absatz im weichen Boden hängen. „Ich habe deinen Antrag abgelehnt, weil der nichts weiter war als eine leere Geste! Du ziehst einen Ring aus der Tasche, und damit soll alles gut sein? Ich will keinen Antrag in der Öffentlichkeit. Ich will Ehrlichkeit. “
„Ehrlichkeit?“ Paulo verschränkte die Arme. „Also gut. Es tut entsetzlich weh, wenn die eigene Frau einen verlässt, auch wenn man selbst daran schuld ist. Und eigentlich war ich fest entschlossen, mich nie wieder diesem Risiko auszusetzen.“
„Bianca hat dich wegen der Art und Weise verlassen, wie du mit ihr umgegangen bist.“
„Ja“, gab er zu.
„Warum solltest du dich diesmal anders verhalten?“
„Erstens, weil ich diesmal verliebt bin.“
Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen, doch sie wollte sich nicht einlullen lassen. „Das zählt aber nicht, wenn du dein Verhalten nicht entsprechend änderst.“ Alyssa hob das Kinn und fuhr fort: „Und du hattest recht: Ich habe es verdient, glücklich zu sein und richtig zu leben. Mit mehr werde ich mich nicht mehr zufriedengeben. Wenn du
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