Vorsicht, heiß!
warfen.
„Was hat Alyssa überhaupt gesagt?“
„Die Kurzfassung? Dass ich ein Idiot bin.“
Nick lachte. „Ja, sie ist ziemlich scharfsinnig.“
„Allerdings“, bestätigte Paulo langsam.
„Und wie sieht jetzt dein nächster Schritt aus?“
Darüber hatte er schon viele Stunden nachgedacht, und einen Gedanken wurde Paulo dabei einfach nicht los: Er wollte Alyssa, er wollte, dass sie Teil seines Lebens war. Doch bei der Vorstellung, erneut ein solches Risiko einzugehen, hatte er das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Es machte ihm furchtbare Angst.
Was er zu bewältigen hatte, schien ihm fast unüberwindbar. Dann fielen ihm Alyssas letzte Worte wieder ein. „Zuerst werde ich mit meinem Bruder über den Treuhandfonds sprechen“, erklärte er schließlich.
Der Hauptsitz von Domingues International im Zentrum Miamis überragte sämtliche umliegenden Gebäude und war auch luxuriöser gestaltet. Paulo parkte seinen Wagen und ging durch die gläserne Drehtür hinein.
Unwillkürlich verspannte er sich, als im Aufzug Erinnerungen auf ihn einstürzten, denn er fuhr ins alte Büro seines Vaters – das jetzt seinem Bruder gehörte.
Als er hinausging, sagte jemand: „Was willst du denn hier?“
Marcos stand vor ihm, im perfekt sitzenden Anzug und mit finsterer Miene. „Willst du mir schon wieder Ärger machen?“
Paulo musste sich eingestehen, dass er diese nicht sehr herzliche Begrüßung vermutlich verdient hatte. „Nein“, sagte er nachdrücklich. „Ich will dir keinen Ärger mehr machen, sondern die Papiere für den Treuhandfonds unterschreiben.“
Eine kleine Ewigkeit sahen sie einander starr an. Dann nickte Marcos und ging voran in sein Büro.
Paulo folgte ihm in den großen Raum, der modern mit Möbeln aus Chrom und Glas eingerichtet war. Marcos nahm eine dicke Mappe vom Tisch und reichte sie ihm. Der Letzte Wille seines Vaters.
Eigentlich hatte er nur seinen Namen darunter setzen und das Gebäude gleich wieder verlassen wollen. Doch als Paulo die vertraute Unterschrift seines Vaters sah, wollte er dessen Handeln nachvollziehen können.
Schwer seufzend setzte er sich Marcos gegenüber an den Schreibtisch und begann, in der Akte zu blättern. „Hat Dad geglaubt, er könnte es fünf Jahre nach seinem Tod wieder gutmachen, dass er mich damals im Testament völlig übergangen hat?“
„Ehrlich gesagt habe ich Dads Beweggründe nie verstanden“, antwortete Marcos. „Als er mir allein das Unternehmen überließ, war ich genauso überrascht wie du.“
Paulo lachte heiser. „Wirklich? Dabei habe ich doch nie an dich herangereicht, egal, wie sehr ich mich bemühte. Jedes Mal, wenn mir etwas gelungen war, hat Dad mich zu sich ins Büro zitiert. Aber nicht um mich zu loben, sondern um meinen Erfolg mit deinem zu vergleichen.“ Paulo unterschrieb das Dokument, ohne überhaupt hinzusehen. „Und er ließ mich spüren, dass ich den Anforderungen niemals genügen würde.“
„Mit mir hat er dasselbe gemacht – in Bezug auf dich.“
Marcos’ Worte ließen ihn mitten in der Bewegung verharren. Langsam hob Paulo den Kopf und sah seinen Bruder an.
Dieser wirkte jetzt nachdenklich. „Weißt du noch, als ich die Hawthorne-Hotelkette gekauft habe? Zwei Jahre lang hatte Dad davon geredet, und ich habe ununterbrochen darauf hingearbeitet …“ Er atmete tief aus und fuhr fort: „Und als ich es dann geschafft hatte, sagte er nur, die Kette kleiner Luxushotels, die du vorgeschlagen hattest, würde viel mehr Wachstumspotenzial bieten.“
Paulo war wie vor den Kopf geschlagen. „Machst du Witze?“
„Leider nicht“, antwortete sein Bruder schroff.
Das brachte Paulos Sicht der Dinge völlig durcheinander. Er klappte die Akte zu und ließ den Blick durchs Fenster über Miamis Innenstadt gleiten. „Aber warum hat er uns so gegeneinander ausgespielt?“
„Vielleicht weil er einfach ein Mistkerl war“, antwortete Marcos trocken. „Bianca meint allerdings, dass er uns anspornen und auf die unbarmherzige Geschäftswelt vorbereiten wollte.“
„Du hast mit Bianca darüber gesprochen?“
„Natürlich, sie ist schließlich meine Frau.“
Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen. Paulo gingen all die Dinge durch den Kopf, die er hatte sagen wollen, als Bianca ihn wegen Marcos verlassen hatte. Er suchte nach einer Antwort, doch ihm wollte einfach keine einfallen.
„Sie hat dich nicht wegen des Geldes verlassen, Paulo“, sagte sein Bruder schließlich leise. „Sondern weil sie Angst
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