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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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Trostpflaster gibt, lässt sich für eine alte Dame wirklich sehen. Ich bedanke mich artig und helfe ihr noch aus dem Stuhl. Der Gast ist eben König.
    »Du bist echt eine harte Nuss«, behauptet Kilian, als ich noch einmal an ihm vorbei eile. Ich nicke nur und gehe weiter. Diesmal hält er mich nicht zurück, denn ich balanciere ein schweres Tablett vor mir her. Doch auf dem Rückweg habe ich keine Chance mehr, ihm zu entgehen.
    »Wie sieht es nach den zwei Wochen aus?«, erkundigt er sich. Einer seiner Finger hat sich in meinem Gürtel verfangen. Natürlich könnte ich mich ganz einfach losreißen, aber das ist mir dann doch zu dämlich. Abrupt bleibe ich stehen und sehe etwas ungeduldig auf ihn herab. »Warum?«
    »Ist das so schwer zu erraten?«, fragt er lächelnd zurück. »Aber wenn du schon so guckst, sollte ich vielleicht einfach aufgeben. Du scheinst nicht in bester Laune zu sein – verständlicherweise bei dem Stress.«
    »Hm«, brumme ich zustimmend.
    »Okay, kann ich zahlen? Ich muss zur Arbeit«, erklärt er resigniert und sieht mich durchdringend an.
    Ich nicke. »Klar, brauchst du einen Bon? Ansonsten vier Euro achtzig, bitte.«
    Er zahlt sie mir so. Zehn Euro. Stimmt so. Sagte ich, dass ich Stolz besitze? Nun, was sein Trinkgeld angeht offensichtlich nicht. Ich bekomme lediglich warme Ohren, murmle ein Dankeschön und bin weg. Als wäre ich käuflich. Das bin ich nicht. Sein Problem, wenn bei ihm die Scheine so locker sitzen. Deshalb rufe ich trotzdem nicht bei seiner Sendung an.
     
     

Kapitel 2
     
    Samstag ist die Hölle los. Ich muss sogar noch länger arbeiten als gewöhnlich, weil die normale Besatzung dem Ansturm nicht standhalten kann. Von neun bis ein Uhr nachts – voraussichtlich. Ein Marathon, aber mein Chef hat versprochen, für die zusätzlichen Stunden extra etwas draufzulegen. Daher habe ich zugesagt, obwohl ich wusste, worauf ich mich einlasse.
    Zudem ist auch noch Torben da. Mein Cousin zweiten Grades. Er ist das absolute Gegenteil von mir. Allerdings auch der einzige schwule Freund – wenn man Verwandte als Freunde bezeichnen kann –, den ich habe. Und sofort hat er wieder etwas an mir auszusetzen.
    »Himmel, Ruben, wie siehst du denn aus? So ziehst du ja nie einen Kerl an Land.«
    »Ich habe auch keine Zeit für sowas«, knurre ich müde. Inzwischen bin ich seit zwölf Stunden auf den Beinen. Eigentlich darf man das gar nicht, glaube ich. Verdammt, meine Füße verbieten es jedenfalls. Ich habe keine Lust, mich jetzt auch noch von Torben und seinen Freunden aufziehen zu lassen.
    Das scheint dem allerdings völlig egal zu sein. Er ist sogar aufgestanden und wurschtelt in meinen Haaren herum. Ich bin todunglücklich und gebe mir keine Mühe, es zu verbergen.
    »Du musst unbedingt zu mir kommen und dir die Strähnen nachziehen lassen. Man sieht ja schon die Ansätze«, stellt er kritisch fest. Er ist nicht nur mein Cousin und Freund, sondern auch mein Friseur. Ich bin eins seiner liebsten Versuchsobjekte, weil ich mich selten wehre. Ausgeflippte Frisuren sind okay, dann kann ich wenigstens vortäuschen nicht ganz so langweilig zu sein, wie ich eigentlich bin.
    »Ich arbeite noch die ganze Woche Doppelschichten. Wenn du irgendwas nachfärben willst, musst du das tun, während ich schlafe«, brumme ich resigniert. »Was wollt ihr denn haben?«
    »Kannst du uns etwas empfehlen? Oder ein Sonderangebot machen?« Torben lächelt mich einnehmend mit flatternden Wimpern an. Allerdings hat er damit wegen des verwandtschaftlichen Aspekts keine Chance bei mir. Er lässt mich völlig kalt.
    Stoisch gucke ich zurück. »Nein. Nehmt den Cocktail des Tages oder wartet noch zwei Stunden bis zur Happy Hour.«
    »Wie lange arbeitest du denn noch?«, will einer von Torbens Freunden wissen.
    »Bis eins.«
    »Kannst du uns die Drinks, die wir jetzt bestellen, nicht auf die Happy Hour anrechnen?«, fragt der Schlaumeier.
    Nein, kann ich nicht. Wenn das rauskommt, bin ich den Job los und das kann ich mir nicht leisten. Ich seufze. »Nehmt immer zwei von einer Sorte, dann guck ich, was ich machen kann. Aber ich verspreche nichts, okay? Wenn mein Chef kommt, müsst ihr normal zahlen.«
    »Bist ein Schatz«, flötet Torben und gibt mir einen flüchtigen Kuss. Ich würde sagen, das ist mein erster Kuss seit über sechs Monaten. Verdammt, bin ich armselig.
    Ungeduldig notiere ich ihre Bestellung und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Als ich mich umdrehe, laufe ich prompt gegen einen anderen Gast. Es

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