Vorsicht Nachsicht (German Edition)
mir die Webseite gezeigt und erzählt, dass ihr noch einen Techniker sucht. Also habe ich eine E-Mail an Amy geschickt, und hier bin ich.«
»Wir sind froh, dich dabei zu haben.« Bo trank seinen Kaffee aus und stand auf. »Wenn du fertig bist, zeige ich dir dein Zimmer und dann können wir loslegen.«
Sam rückte mit einem zufriedenen Seufzer vom Tisch weg. »Jap, bin fertig. Das war wirklich lecker. Das Beste, was ich seit langem gegessen habe. Du bist ein hervorragender Koch!”
«Danke. Ist ‘ne Art Hobby von mir.” Bo lachte leise. »Ich glaube, das ist einer der Hauptgründe, warum meine Frau es hasst, wenn ich unterwegs bin: Sie muss in der Zeit selbst kochen. Sogar meine Kinder können irgendwann keine Tiefkühlpizza und kein Fast Food mehr sehen.«
Sam lachte, aber sein Herzschlag geriet ins Stocken. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hatte. Natürlich nicht. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Bo nicht nur Single wäre, sondern sogar noch Single und schwul. Er hatte jedoch langjährige Erfahrung darin, seine Gefühle zu verstecken, und schaffte es so, seine Enttäuschung nicht zu zeigen.
»Du lebst in Mobile, stimmt’s?«, fragte Sam, als er und Bo durch den Flur zurück zum Foyer gingen. Die anderen übernahmen in der Zwischenzeit das Aufräumen des Esszimmers und der Küche.
»Richtig. Ich bin in Lafayette, Louisiana, aufgewachsen und nach Mobile gezogen, als Janine und ich geheiratet haben. Ich hatte gerade erst angefangen, in Vollzeit paranormale Phänomene zu untersuchen, also war es nicht schwer, alle Zelte abzubrechen und mit meinen Plänen hierher zu ziehen.«
»Wie alt sind deine Kinder?« Sam hob unterwegs seine Reisetasche auf und stieg die breite, gewundene Treppe neben Bo nach oben.
Bo lächelte. »Zehn und sieben, beides Jungs. Was ist mit dir, hast du Familie?”
»Nur meine Mutter und meine Schwester.« Sam klang beiläufig und entspannt. Er war inzwischen Experte im Beantworten solcher Fragen.
»Keine Freundin?« Bo zwinkerte ihm zu.
Sam schenkte ihm ein lockeres Lächeln, als sie den oberen Flur erreichten. »Nein. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, da bleibt keine Zeit für sowas.«
Bo lachte. «Dann musst du dir die Zeit nehmen.”
»Irgendwann mach‘ ich das vielleicht...«
»Das solltest du.« Bo öffnete die letzte Tür auf der linken Seite und betrat vor Sam den Raum. »Das ist dein Zimmer. Das Bad ist auf der anderen Seite des Flurs, gleich die Tür gegenüber rein und drinnen auf der rechten Seite. Es gibt noch ein zweites, rechts bei der Treppe. Tut mir leid, dass wir nicht mehr Badezimmer zur Verfügung haben. Das Haus ist alt genug, dass man noch Plumpsklos draußen hatte, als es gebaut wurde. Fließendes Wasser und die Badezimmer im Haus wurden erst in den letzten 75 Jahren oder so eingebaut.«
»Kein Problem. Ich bin in einem Haus mit nur einem Bad aufgewachsen; ich bin ans Teilen gewöhnt.« Sam warf seine Tasche auf das Doppelbett und schaute sich im Zimmer um. Eine gläserne Doppeltür mit durchsichtigen, weißen Vorhängen führte auf die obere Veranda hinaus. Der Raum strahlte mit seinen blassgelb gestrichenen Wänden eine wunderbar friedliche Atmosphäre aus. »Das Zimmer ist toll.«
«Freut mich, dass es dir gefällt. Pack aus und komm dann einfach in die Bibliothek, wenn du fertig bist. Die Treppe runter und dann auf der linken Seite. Kannst sie nicht verfehlen.« Bo warf ihm einen durchdringenden Blick unter schweren Lidern zu, der Sams Knie weich werden ließ. »Bis gleich.«
Bo verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Kaum war Sam allein, ließ er sich aufs Bett sinken und wartete, bis seine Beine aufhörten zu zittern.
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