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Vorstadtkrokodile

Vorstadtkrokodile

Titel: Vorstadtkrokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M von der Grün
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erwiderte Frank, »du Großmaul.«
    »Jetzt werd bloß nicht frech, du Affe.«
    »Jetzt werd du bloß nicht frech, du Angeber«, erwiderte Frank. Die Krokodiler, die der Unterhaltung der beiden Brüder schweigend gefolgt waren, grinsten sich an.
    Egon wollte noch etwas sagen, winkte dann aber den beiden anderen und sie fuhren knatternd den Feldweg entlang zur anderen Seite der Ziegelei, an der sich das große Einfahrtstor befand.
    Olaf sagte leise zu Kurt, ohne dass die anderen es hören konnten: »Vielleicht hast du doch Recht.«
    »Natürlich habe ich Recht, aber ich will es immer noch nicht glauben«, flüsterte Kurt.
    »Aber Recht haben genügt nicht, Kurt, beweisen müssen wir es, sonst glaubt uns doch keiner«, flüsterte Olaf zurück.

    Olaf schob den Rollstuhl allein. Die Krokodiler liefen voraus. Da fragte Kurt: »Und wenn wir Recht haben und es auch beweisen können, was ist dann mit Frank, er ist schließlich Egons Bruder.«
    »Was hat Frank mit seinem Bruder zu tun, Frank hat doch nicht eingebrochen und auch nicht geklaut.«
    »Das nicht, aber er müsste dann gegen seinen eigenen Bruder aussagen, wenn wir sie anzeigen. Möchtest du das?«, fragte Kurt.
    »Nein, ich würde auch nicht gegen meinen eigenen Bruder aussagen, wenn ich einen hätte, ich würde auch nicht gegen Maria aussagen. So eine verdammte Scheiße«, erwiderte Olaf.
    »Frank tut mir Leid, der kann ja nichts dafür«, sagte Kurt.
    Vier Männer der Sprengkolonne verluden Geräte auf einen Lastwagen, der vor dem Gelände stand, und als sie mit dem Beladen fertig waren, verschlossen sie das Einfahrtstor mit der dicken Kette und dem schweren Vorhängeschloss. Gleich darauf fuhren sie ab. Von den Mopedfahrern war allerdings nichts mehr zu sehen.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Maria.
    Alle sahen sie an, als habe sie etwas Unerhörtes gesagt.
    »Na ja, wir müssen doch jetzt was machen?«, fragte Maria.
    »Jetzt?«, fragte Rudolf nach einer Weile und baumelte sein Schnappmesser an der Kette. »Jetzt gehen wir nach Hause. Auf das Gelände können wir heute ja doch nicht mehr.«

    »Wieso kann denn dein Bruder da sein«, fragte Peter, »muss er denn nicht arbeiten? Oder hat er einen Krankenschein?«
    »Weiß ich doch nicht«, erwiderte Frank heftig, »frag ihn doch selber.«
    »Lass doch Frank in Ruhe«, sagte Kurt.
    »Achtung! Das Rennen geht los!«, rief Otto und schwang sich auf sein französisches Zehngangrad. Er machte auf dem Sattel einen Kopfstand und raste den Hügel hinunter. Alle fuhren ihm hinterher, wenn auch nicht auf so halsbrecherische und wilde Weise.
    Maria, die bei Kurt geblieben war, sagte: »Eines Tages wird sich der Otto noch mal den Hals brechen.«
    »Ich könnte auch Fahrrad fahren, wenn ich eins hätte«, sagte Kurt.
    »Was? Du? Fahrrad fahren?«, fragte Maria.
    »Sicher. Ein dreirädriges Spezialfahrrad. Da werde ich am Oberkörper und an den Beinen angeschnallt, da sind besonders angeschraubte Pedale. Aber meinen Eltern ist so ein Spezialfahrrad zu teuer, kostet über tausend Mark, die Krankenkasse zahlt das nicht und die Sozialhilfe auch nicht, die sagen einfach, das wäre Luxus.«
    »So viel Geld?«, fragte Maria.
    »Ja, so viel Geld kostet so ein Fahrrad«, antwortete Kurt. Als sie aus dem Wald herausfuhren, sahen sie vor dem Minigolfplatz die Invaliden stehen und miteinander reden. Der Besitzer des Platzes, der einige Straßen weiter wohnte, kam aufgeregt angelaufen.
    Die Krokodiler waren am Waldrand stehen geblieben,
um auf Maria und Kurt zu warten. Sie beobachteten von einem Gebüsch aus, was sich nun ereignen würde.
    Der Besitzer las das Schild, riss es vom Zaun und schrie: »Denen werde ich es geben … so eine Frechheit!«
    Dann schloss er das Tor zum Golfplatz auf und verschwand mit der Tafel in dem Häuschen, in dem die Golfschläger und Bälle verwahrt wurden und die Eintrittskarten gekauft werden mussten.
    Kurt fragte Frank plötzlich: »Sag mal, Frank, verdient dein Bruder eigentlich viel in der Werkstatt, wo er arbeitet?«
    »Weiß ich nicht. Jedenfalls hat er immer Piepen auf der Hand. Warum fragst du?«
    »Ach, nur so«, erwiderte Kurt.
    »Komische Fragen hast du manchmal«, sagte Frank.
    Dann fuhren sie nach Hause.
     
    Am darauf folgenden Sonntag fand das große Waldfest statt, das jedes Jahr von den Vereinen der Papageiensiedlung ausgerichtet wurde: Schützenverein, Gesangsverein, Kegelklub, Turnverein und Handballverein. Im Wald waren Tische und Bänke aufgeschlagen, Buden und Zelte, an denen

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