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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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entspricht.«
    »Harte Worte«, erwiderte Richard. »Und was ist mit dem medizinischen Fortschritt, der dadurch erreicht wird? Dem Leiden, das die Ärzte von Genet, die besten innerhalb der Solaren Welten, zu lindern vermögen?«
    »Wir wiederholen unsere Diskussionen von früher«, gab Dan zurück. »Ich glaube nicht, dass du deshalb hier her gekommen bist.«
    Dan bedachte Richard mit einem Blick, der zu sagen schien: Ich weiß alles über dich. Jeder Gedanke, der dir nur flüchtig durch das Gehirn zu schnellen scheint, jede Regung, jedes Gefühl …
    Manchmal war es Richard unheimlich vorgekommen, dass Dan stets genau zu wissen schien, was in seinem Gehirn vor sich ging, wie er sich fühlte und was er als Nächstes sagen würde. Die Erklärung dafür sah Richard in der sehr wachen Beobachtungsgabe seines Bruders. Diese Begabung, Menschen einzuschätzen und mitunter sogar ihre Verhaltensweisen vorherzusagen, hatte sich noch verstärkt, seit Dan sich ein Herz gefasst und dem Orden der Christophorer beigetreten war.
    Nein , dachte Richard. Beigetreten ist nicht das richtige Wort. Aber wie sollte man es sonst ausdrücken? Zu sagen, er hätte seinem Beitritt schließlich zugestimmt, wäre wohl passender – aber das klingt ziemlich seltsam.
    Dan hatte Richard einmal anvertraut, dass es umgekehrt gewesen war. Der Orden war auf ihn aufmerksam geworden. Nachdem eine gewisse Zeit vergangen war und er sich diversen spirituellen Prüfungen unterworfen hatte, war aus Dan Leslie schließlich Bruder Daniel geworden.
    Richard erinnerte sich noch an die Einsegnungsfeier auf Sirius III, an der auch Verwandte und Freunde hatten teilnehmen dürfen. Eric Leslie senior und seine Frau Jarmila hatten sich entschuldigt. Angeblich waren sie beide unabkömmlich, da die Eric Leslie Ltd. in Verhandlung mit einem wichtigen Kunden stand, der eine firmeninterne Frachtlinie nach Alpha Centauri einrichten wollte.
    Richard vermutete jedoch, dass der Grund für die Abwesenheit der beiden ein anderer gewesen war. Nachdem ihre beiden ältesten Söhne Richard und Eric II. relativ früh klar gemacht hatten, dass sie sich ein Leben als Betreiber einer Raumfrachtfirma einfach nicht vorstellen konnten, war mit Dans Einsegnung ihre Hoffnung, dass doch noch einer ihrer Söhne die Firma eines Tages übernehmen würde, vollends gestorben.
    Für Dad muss das ein schwerer Schlag gewesen sein! Vielleicht schwerer, als wir alle ahnen.
    Er hatte sich in der Folgezeit wenig anmerken lassen. Immerhin, so hatte er bei der nächsten Familienzusammenkunft anlässlich von Jarmilas Geburtstag gewitzelt, seien die Christophorer ja wenigstens kein Orden, der das Zölibat praktiziere, sodass noch Hoffnung auf Enkelkinder bestehe, die das Erbe eines gut gehenden Raumfrachtgeschäfts vielleicht besser zu würdigen wüssten.
    »Wie lange wirst du bleiben?«, fragte Dan.
    »Bis übermorgen.«
    »Nicht länger?«
    »Ich muss wieder an Bord meines Schiffes. Der Geburtstag meiner Mutter ist nicht unbedingt etwas, wofür man eine wichtige Mission aufschieben könnte. Ich habe mit Lieutenant Commander Soldo einen sehr guten Ersten Offizier – nur deswegen konnte ich meinen Urlaub noch um einen Tag verlängern.«
    »Natürlich.«
    Er weiß, dass das nicht stimmt. Ihm ist bewusst, dass der wahre Grund für meinen frühen Aufbruch darin besteht, dass ich mir nicht dauernd sagen lassen möchte, wie schön es wäre, wenn ich in die Geschäftsführung von Leslie Ltd. einstiege … Es ist wohl unvermeidlich, dass Dad auf diesen Punkt zu sprechen kommen wird.
    Aber Richard J. Leslie hatte nun einmal einen anderen Weg gewählt. In dem Moment, als er die anthrazitfarbene Uniform des Star Corps zum ersten Mal angelegt hatte, war ihm klar gewesen, dass es kein Zurück gab. Es genügte ihm einfach nicht, immer wieder die Linie Sirius-Sol-System zu fliegen. Ihn drängte es nach mehr.
    Und er wollte außerdem etwas tun, das für die Menschheit wichtig war – und nicht nur für ihn selbst.
    Finanziell war diese Entscheidung zugunsten des Star Corps mit Sicherheit ein Fehler gewesen. Aber materieller Wohlstand war nicht alles. Immerhin in dieser Hinsicht schien sich die Einstellung der Leslie-Söhne auf frappierende Weise zu ähneln.
    »Wir werden es durchstehen«, sagte Dan. Sein Tonfall war zwar sanft – doch seine Worte drückten in diesem Augenblick eine Stärke aus, die Richard seinem jüngeren Bruder früher niemals zugetraut hätte. Dan lächelte. »Eine Kutte, eine Uniform … Ich glaube,

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