Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
hatte.
    In der Mitte der Hütte brannte ein Feuer. Die dunklen Karbonknollen, die es in Brand hielten, glühten. Brennstoff war glücklicherweise eines der wenigen Dinge, die unter den J'arakor wohl niemals knapp wurden, zumindest solange es Treiber gab, die geschickt genug waren, um Vielbeiner dazu abzurichten, sich in die Tiefe bis zu dem Ozean durchzubeißen.
    Die Vielbeiner stiegen in die Tiefe hinab und holten die Karbonknollen vom Meeresgrund empor. Man musste nur wissen, wo sich diese Karbonfelder befanden und wo der Eispanzer dünn genug war, dass sich die Vielbeiner innerhalb einer vertretbaren Zeitspanne auf den Weg in die Tiefe machen konnten und sich nicht so weit entfernten, dass die Treiber die Kontrolle über sie verloren.
    Schwieriger war es, die langen karbonhaltigen Pflanzenfasern an die Oberfläche zu bringen, aus denen die Eissegler gefertigt wurden. Dazu bedurfte es des ganzen Talents der Treiber, denn auf sich gestellt, wären die Vielbeiner nicht intelligent genug gewesen, um einen festen Karbonstamm durch den Eispanzer zu bringen.
    Neben dem Feuer lagen die Stücke, die man von den Fremden erbeutet hatte, nachdem die Vielbeiner sich an ihrem Fleisch gütlich getan hatten. Einige vorwiegend rohrförmige, leicht gebogene Stücke waren darunter. Sie bestanden aus Metall und vermochten tödliche Strahlen auszustoßen, wie man aus dem ersten Zusammentreffen mit den vogelartigen Fremden wusste. Allerdings war unklar, wie diese Strahlen ausgelöst oder gebändigt werden konnten.
    Bei den anderen Geräten handelte es sich um Schutzbrillen, auf denen Bilder und Zeichen erschienen, sowie kleine quaderförmige Geräte mit glatter Oberfläche. Außerdem gab es noch Reste ihrer Kleidung, die sich noch verwenden ließen, und Geräte, die wie ein Rucksack getragen wurden und von denen Magoon glaubte, dass sie die Vogelköpfigen dazu befähigten, sich in die Lüfte zu erheben.
    Alles Dinge, die uns nützen könnten. Warum sollte es nicht auch uns gelingen, die Funktionsweise dieser Maschinen zu verstehen? Sind wir dümmer als die Schnabelträger? Ich glaube kaum …
    »Es ist Frevel gegen die SEELE ALLER, diese Dinge aufzubewahren!«, drang eine weibliche Stimme an Magoons Ohr. Sie gehörte seiner Gefährtin Katreen, die es von Anfang an verurteilte, dass Magoon diese Gegenstände sichergestellt hatte, nachdem es mit den Fremden erneut zu einem Konflikt gekommen war. Ein Konflikt, an dem sie alle die Schuld trugen. Denn sie hatten die Warnung missachtet, die Magoon ihnen im Auftrag der SEELE ALLER hatte zukommen lassen.
    Sie hatten bitter für ihre Arroganz bezahlen müssen – mit ihrem Fleisch, das, von den Vielbeinern verdaut, später als Ausscheidung den Boden des verborgenen Meeres düngen würde. So war in allem Schlechten letztlich auch etwas Gutes; genau so, wie es die Überlieferung der Ahnen und die Lehre der SEELE ALLER propagierte.
    »Es ist kein Frevel«, erwiderte Magoon ruhig. »Außerdem bin ich der Kapitän – nicht nur der STURMTROTZER, sondern auch Großkapitän des Verbundes .«
    Diese Ehre war Magoon erst vor kurzem zuteil geworden. Von den Kapitänen der anderen Eissegler seines Verbundes , zu dem etwa fünfundzwanzig Segler unterschiedlichster Größe gehörten, war er zum Großkapitän gewählt worden, nachdem die SEELE ALLER seinen Vorgänger in diesem Amt in der ersten Nacht des Sturmes zu sich gerufen hatte.
    Die Wahl hatte keinen Aufschub geduldet und war sofort durchgeführt worden. Es war undenkbar, dass ein Verbund ohne Großkapitän dastand, denn im Augenblick der Gefahr war es notwendig, schnell und koordiniert zu handeln. Die Natur von Arakor verlangte einem Volk in dieser Hinsicht viel ab.
    Magoon war stolz auf das Vertrauen, das ihm die anderen Kapitäne entgegengebracht hatten. Ihm, der doch einer der Jüngsten war. Nur durch die Wahl eines Jungen bestand die Aussicht, dass der neue Großkapitän im Laufe der arakorischen Sonnenumläufe genug Erfahrung sammelte, um sich ehrenvoll in die Folge der beinahe schon mythischen Großkapitäne einreihen zu können, die die Geschichte seines Verbundes über Generationen hinweg geprägt hatten.
    »Als du diese Gegenstände an dich nahmst, warst du nur Kapitän des STURMTROTZERs«, gab seine Gefährtin Katreen zu bedenken, die ihm eine Reihe von Kindern geboren hatte, von denen zwei Söhne bereits das Erwachsenenalter erreicht hatten. »Erst danach hat man dich in dieses Amt berufen.«
    »Ich habe sie als Kapitän des STURMTROTZERs

Weitere Kostenlose Bücher