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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vollkommen grau. Das Antigrav-Pak auf Sun-Tarins Rücken war kaum noch dazu in der Lage, ihn zu stabilisieren. Der Kridan schwebte zu Boden.
    Sein Nom-Tanjaj hatte ihm den Befehl gegeben, die letzte Position von Re-Lims Gruppe aufzusuchen, während er selbst mit dem Rest seiner Tanjaj den Rückweg zum Beiboot angetreten hatte.
    Sun-Tarin war bewusst, dass die Aufgabe, die sein Vorgesetzter ihm übertragen hatte, alles andere als ungefährlich war. Aber es entsprach der Tradition der Kridan, notfalls den Jüngsten zu opfern, um die anderen zu retten. Insofern wäre ihm niemals eingefallen, sich mit einem Hinweis auf seine geringe Erfahrung gegen diesen Befehl zu wenden oder deswegen auch nur einen ärgerlichen Gedanken zuzulassen.
    Als Tanjaj-Rekrut war er viel leichter zu ersetzen als ein Nom-Tanjaj oder ein noch höherer Offizier. Schließlich ging es niemals in erster Linie um die Interessen des Individuums, sondern um die Errichtung der Göttlichen Ordnung im Universum. Der Wille Gottes, verkündet durch dessen Stellvertreter auf dem Thron in Madanor auf Kridania, zählte – und sonst gar nichts. Milliarden kridanischer Eierlegerinnen waren unablässig mit der Reproduktion neuer Tanjaj beschäftigt, die den Blutzoll, den der Heilige Krieg und die permanente Expansion kosteten, ausgleichen konnten.
    Die Thermostiefel des Tanjaj sanken einen halben Zentimeter in den frisch gefallenen Schnee ein, der sich unter der Last seines eigenen Gewichts nach und nach zu Eis verdichtete, das dem Panzer, der diese Welt umgab, eine weitere Schicht hinzufügte.
    Auf dem Temperaturanzeiger sah Sun-Tarin, dass es innerhalb der letzten Kridania-Stunde noch wesentlich kälter geworden war. Im Display seiner Schutzbrille blinkte ein Warnsignal, das ihn darauf hinwies, dass es unerlässlich war, die Heizfunktion seines Thermoanzugs an die Gegebenheiten anzupassen. Außerdem wurde ein Überblick über den Energiestatus des Anzugs eingeblendet.
    Sun-Tarin regulierte die Heizfunktion und konzentrierte sich anschließend wieder auf die Anzeigen seines Ortungsgerätes. Er hatte nach Signaturen der technischen Geräte gesucht, aber nichts gefunden. Weder von den Hand-Grasern noch von den Funkgeräten oder den Ortungsgeräten. Gerade bei Letzteren war die Abschirmung in Bezug auf elektromagnetische Emissionen noch stark verbesserungsfähig, was andererseits aber auch die Ortung und vor allem die eindeutige Identifikation erheblich erleichterte.
    Sun-Tarin musste sich gegen eine besonders heftige Windböe stemmen, die ihn beinahe zu Boden gerissen hätte. Der Sturm würde in Kürze eine Intensität erreichen, die einen Aufenthalt im Freien zu einer ziemlich gefährlichen Angelegenheit machten. Aber Sun-Tarin dachte nicht daran, jetzt aufzugeben und zum Beiboot zurückzukehren. Er hatte einen Auftrag bekommen. Einen Befehl. Und für einen Tanjaj war der Befehl eines Vorgesetzten mittelbar der Wille Gottes und musste unbedingt erfüllt werden, denn der Raisa war der Stellvertreter des Höchsten und seine Tanjaj-Offiziere und Priester wiederum die Stellvertreter des Stellvertreters.
    Wenigstens die Signatur der Anzüge müsste zu orten sein – und wenn deren Energiestatus auf Null steht, müsste das Material sofort auffallen. Es sei denn, sie sind gar nicht mehr hier und jemand hat sie gefangen genommen!
    Dieser Planet barg ohne Zweifel unbekannte Gefahren, die offenbar schon der ersten kridanischen Expedition zum Verhängnis geworden waren. Dass die schnabellosen Eingeborenen etwas damit zu tun hatten, war in Sun-Tarins Augen sehr unwahrscheinlich, da ihr technischer Standard nach allem, was man darüber wusste, primitiv war.
    Vielleicht suche ich einfach nach der falschen Sache , ging es Sun-Tarin durch den Kopf, während er die Einstellungen seines Ortungsgerätes veränderte.
    Und dann wurde er fündig. Er ortete kalkhaltiges, organisches Material.
    Der Schreck fuhr dem Tanjaj in die Krallenarme.
    Knochen!
    Er ging ein paar Schritte, bis er einen Hügel erreichte. Eine kleine Schneeverwehung hatte sich gebildet.
    Mit den in widerstandsfähigen Thermohandschuhen steckenden Pranken, die die kälteunempfindlichen Krallen freiließen, begann der Kridan zu graben und wurde schnell fündig.
    Er legte den ersten Knochen frei. Die Analyse ließ nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass es sich um Kridan-Knochen handelte. Mit Hilfe des Ortungsgerätes erfasste Sun-Tarin den genetischen Code und verglich ihn mit der Gen-Datenbank seiner Einheit. Es

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