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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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für mich beansprucht und niemand hat meinem Anspruch widersprochen.«
    »Weil es dem alten Großkapitän zu dieser Zeit bereits sehr schlecht ging!«, rief ihm Katreen unnachgiebig in Erinnerung. Ihren Widerstand gegen die pure Existenz dieser technischen Gegenstände innerhalb der Hütten des STURMTROTZERs hatte Magoon von Anfang an gespürt.
    Aber er hatte sich entschlossen darüber hinweggesetzt. Die Neugier war einfach stärker.
    Und im Übrigen war einfach nicht wahr, dass die Überlieferung den Besitz von Maschinen als Frevel ansah. Sie wies lediglich auf die Gefahren hin – genau so, wie sie auch nicht grundsätzlich den Gebrauch von Zeichen untersagte, aber sehr eindringlich darauf verwies, wie unsicher die Archivierung von Wissen in einem Zeichensystem sein konnte. Das hatte die Geschichte der J'arakor schließlich eindrucksvoll gezeigt.
    Schließlich war die alte Zeit, von der manche der Überlieferungen noch berichteten, damit zu Ende gegangen, das plötzlich keinerlei technische Gerätschaften mehr funktioniert hatten und die Datenspeicher nicht mehr verfügbar gewesen waren.
    Das einzige Speichermedium für die Ewigkeit ist die Erinnerung der SEELE ALLER , so hieß ein Axiom aus der Überlieferung. Jedes Individuum der Gemeinschaft musste die Überlieferung verinnerlichen, sie in sich tragen und ihr in seinem Bewusstsein eine zumindest zeitweilige Herberge geben, ehe er sie an die nächste Generation weitergab. Solange es das Volk von Arakor gab, gab es auch die Überlieferung, so viel war sicher.
    »Vielleicht können uns diese Gegenstände helfen«, sagte Magoon. Er berührte eines der gebogenen Strahlenrohre, hob es an und legte schließlich die Hand um den Griff, der erkennbar nicht für die Hand eines J'arakor geschaffen war.
    »Es macht mir Angst, was du sagst«, erklärte Katreen. »Du solltest in dich gehen und zur SEELE ALLER beten, damit sie deinen Geist erleuchte.«
    Magoon schwang den rohrförmigen Gegenstand in der Hand. Er war überraschend leicht. Es interessierte ihn, aus welchem Material er bestand. Es war kalt wie das Metall, das die J'arakor mühsam in ihren Siedehütten, die es an Bord ausgewählter Segler gab, erzeugten.
    Aber es musste sich um ein Metall handeln, das die J'arakor bislang nicht kannten. Zumindest war die Verarbeitung eine völlig andere, als Magoon sie je bei einem Schmiedemeister der J'arakor gesehen hatte.
    »Leg es weg, Magoon. Um der SEELE ALLER willen!«
    Die Stimme seiner Gefährtin drang wie aus weiter Ferne in sein Bewusstsein. Warum eigentlich? Haben nicht unsere Vorfahren auch Maschinen beherrscht, bevor der Tag des Unglücks kam, über den so viele Geschichten ausführlich berichten? Warum sollten wir es nicht erneut lernen können! Und was die SEELE ALLER angeht, so hat sie sich niemals so eindeutig dazu geäußert, wie Katreen und viele andere behaupten …
    »Was treibt dich diesen Dämonen in die Arme, Magoon?«, fragte Katreen. »Ist es der Ruf nach Macht? Willst du Blitze erschaffen können, wie es die vogelartigen Fremden vermögen?«
    »Katreen!«
    »Bedenke, dass sie Ausgeburten des Bösen sind.«
    »Das mag sein.«
    »Die SEELE ALLER hat sie jedenfalls verdammt.«
    »Sie haben die Ordnung missachtet, das ist wahr.«
    »Ist das nicht dasselbe.«
    »Katreen, so einfach sind die Dinge nicht.«
    »Ich glaube schon. Du willst es nur nicht wahrhaben. Und du willst auch nicht wahrhaben, was dich in Wirklichkeit antreibt!«
    Er sah sie an und runzelte die Stirn. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass zwischen ihnen eine Furche entstand. »Was sollte das denn deiner Ansicht nach sein, Katreen?«
    Die Augen aller waren nun auf sie gerichtet. Magoon war nicht nur Katreens Gefährte, sondern auch ihr Kapitän und Großkapitän, und es war unüblich, diesen Autoritäten so vehement zu widersprechen. Selbst und gerade für deren enge Familienangehörige und Gefährtinnen.
    Pandoon und Tragoon, die beiden gerade zu jungen Männern herangereiften Söhne Magoons, verfolgten das Wortgefecht mit großem Interesse. Sonst war es völlig still in der Kapitänshütte. Von draußen drang nur das Heulen des Sturms und das Schlagen eines nicht ordnungsgemäß vertäuten Segels herein, das nun unaufhörlich gegen die Außenwandung des STURMTROTZERs schlug.
    Katreen sah ihn an.
    Sie hatte rötlich braune Augen. Das Haar fiel ihr lang über die Schultern. Die Kapuze ihres Anoraks war zurückgeschlagen und bildete einen hohen Kragen. Katreens gebärfähige Jahre

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