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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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dämmrigen Himmel die Spitze des Bogens verriet.
    Der Bogen war ein Bauwerk der Hypothetischen und entsprach folglich ihren unvorstellbaren Größenordnungen. Auf der Erde fußte er im Grund des Indischen Ozeans und schwang sich über die irdische Atmosphäre hinaus. Seine äquatorianische Entsprechung war genauso groß und möglicherweise sogar dasselbe Artefakt. Ein Bogen, zwei Welten. Lange nach Sonnenuntergang reflektierte seine Spitze immer noch das Licht: eine silbrige Spur hoch über uns. Zehntausend Jahre hatten nichts daran geändert. Treya blickte unverwandt empor und wisperte etwas in ihrer eigenen Sprache. Als sie fertig war, fragte ich sie, ob das ein Lied oder ein Gebet gewesen sei.
    »Vielleicht beides. Du würdest wohl Gedicht dazu sagen.«
    »Kannst du es übersetzen?«
    »Es handelt von den Zyklen des Himmels, vom Leben der Hypothetischen. Das Gedicht sagt, dass es keinen Anfang und kein Ende gibt.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Ich fürchte, du weißt vieles nicht.«
    Ihr Gesicht ließ keinen Zweifel daran, wie unglücklich sie war. Ich sagte ihr, dass ich zwar nicht wisse, was mit Vox-Core passiert sei, aber dass mir ihr Verlust sehr leidtue.
    Sie lächelte traurig. »Und mir tut dein Verlust leid.«
    Hatte ich denn auch etwas verloren? Ja, sie hatte recht: Ich war unwiderrufliche zehn Jahrtausende von zu Hause entfernt. Ich hatte alles verloren, was mir bekannt und vertraut war.
    Die meiste Zeit meines Lebens hatte ich versucht, eine Wand zwischen mich und meine Vergangenheit zu schieben – vergebens. Manches wird einem genommen, manches lässt man zurück, manches trägt man mit sich. Eine Welt ohne Ende.
    Am nächsten Morgen gab mir Treya eine weitere Spritze aus ihrem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Arzneien. Mehr Trost hatte sie nicht anzubieten – ich nahm ihn dankbar entgegen.
    5.
    »Wenn sie Hilfe losgeschickt hätten, hätte sie mittlerweile hier sein müssen. Wir können nicht ewig warten. Wir müssen zu Fuß gehen.«
    Nach Vox-Core, meinte sie. Zur brennenden Hauptstadt ihrer schwimmenden Nation.
    »Geht das denn?«
    »Ich denke schon.«
    »Hier sind alle unsere Vorräte. Und wenn wir nahe bei der Kapsel bleiben, sind wir leichter zu finden.«
    »Nein, Turk. Wir müssen in Vox-Core sein, bevor Vox durch den Torbogen fährt. Aber es ist nicht nur das. Das Netzwerk ist immer noch stumm.«
    »Ist das so schlimm?«
    Ich wusste inzwischen, was es bedeutete, wenn sie die Stirn derart in Falten legte: Sie suchte verzweifelt nach englischen Worten für etwas, was ich nicht kannte. »Das Netzwerk ist nicht nur eine passive Verbindung. Mein Körper und mein Verstand sind teilweise darauf angewiesen.«
    »Inwiefern? Du funktionierst doch ganz gut.«
    »Die Medikamente, die ich mir verabreiche, helfen. Aber die Wirkung lässt nach. Ich muss unbedingt nach Vox-Core, glaub mir.«
    Sie beharrte darauf, und ich war nicht in der Position, mit ihr zu streiten. Vermutlich hatte sie recht, was die Medikamente anging: Heute früh hatte sie zweimal welche geschluckt, und es war nicht zu übersehen, dass sie ihr weniger halfen als tags zuvor. Also schnürten wir so viel Nützliches zusammen, wie wir tragen konnten, und machten uns auf den Weg.
    Im Laufe des Morgens fanden wir einen gleichmäßigen Rhythmus. Es gab nichts, woraus man hätte schließen können, dass der Angriff noch im Gange war. (Der Gegner unterhalte keine Stützpunkte auf Äquatoria, sagte Treya, und der Angriff sei ein letzter verzweifelter Versuch gewesen, sie am Übergang zu hindern. Vox habe einen Vergeltungsschlag gestartet, bevor die Verteidigung zusammengebrochen sei, und der leere blaue Himmel sei vermutlich ein Zeichen dafür, dass dieser Gegenschlag seine Wirkung nicht verfehlt hatte.) Das wellige Land legte uns keine Hindernisse in den Weg, und so hielten wir auf die Rauchsäule zu, die noch immer am Horizont stand. Um Mittag erklommen wir einen kleinen Hügel, von wo wir die ganze Insel überblicken konnten: auf drei Seiten Meer und windwärts ein Buckel, der offenbar die nächste Insel in der Kette war.
    Doch nichts sprang so ins Auge wie die Türme, die vor uns aus dem Wald ragten: vier fensterlose schwarze Artefakte, um die zwanzig oder dreißig Stockwerke hoch. Die Türme lagen meilenweit auseinander – um nur einen aufzusuchen, hätten wir einen beträchtlichen Umweg machen müssen. Sollte es dort aber Menschen geben, überlegte ich laut, könnten wir sie um Hilfe bitten.
    »Nein!« Treya schüttelte energisch

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