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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Schiefer mit der langen, scharfen Oberkante war kein ideales Versteck, stellte aber für das verletzte Mammut ein nur schwer zu überwindendes Hindernis dar.
    Die Kuh konnte den Felsen nur im Kreis umgehen und mußte dabei vermeiden, in die von der Erosion am Felsfuß gegrabene enge Rinne zu stürzen. Fiel sie dort hinein, starb sie schneller als durch die Steinspitzen von Der der schreit.
    Gebückt lugte Der der schreit durch eine Felsspalte. Prustend und keuchend arbeitete er sich aus dem Schutz des Schieferfelsens hervor. Als er seine Chance erkannte, sprintete er los, holte den langen Speerschaft und brachte sich sofort wieder hinter dem Felsen in Sicherheit.
    Die Kuh mußte die Bewegung wahrgenommen haben, denn sie schrie auf vor Wut. Sie stürmte in seine Richtung. Ihr riesiger Körper beschleunigte schnell. Vor der engen Rinne am Felsfuß hielt sie abrupt an. Suchend schwenkte sie den Rüssel. Als er den Schaft zum erstenmal geholt hatte, hätte sie ihn beinahe erwischt.
    Der der schreit wartete. Er glaubte, sein vor Aufregung hämmerndes Herz müsse gleich seine Rippen sprengen. »Ich muß sie aufstacheln, sie muß rasend werden vor Wut.«
    Lachend und tanzend löste er eine handgroße flache Steinplatte vom Felsen und warf sie ihr aufs Maul. Ein schriller Trompetenschrei schmetterte zu ihm herüber. Johlend und pfeifend schlüpfte er rasch zur Seite. Er sprang über eine abgeschrägte Steinplatte und rollte sich ab. Die wütende Mammutkuh rannte im Kreis und riß mit den Stoßzähnen den Boden auf. Moos und Gras flogen hoch durch die Luft.
    Brüllend näherte sich die Kuh dem Felsen. Mit einem Bein trat sie über die enge Rinne und stellte es auf den Schieferfels. Sie hob den Rüssel, nahm seinen Geruch auf, streckte den Kopf weit vor und suchte mit dem Rüssel den Stein ab.
    Der Fels bröckelte unter dem Gewicht ihres schweren Fußes, und sie taumelte. Sofort zog sie sich zurück.
    Mit heftig klopfendem Herzen wartete Der der schreit in einer kleinen Felsnische. Als der Rüssel über ihn hinwegschwenkte, duckte er sich noch tiefer. Die Kuh kreischte wütend und versuchte den Felsen zu umgehen und ihn einzukreisen. Rasch befestigte er den letzten Vorderschaft, machte den Speer fertig und prüfte die Verbindung des Schaftes. Noch einmal atmete er tief durch. Der letzte Wurf.
    »So ist's recht!« reizte er sie. »Fang mich doch! Komm schon! Nicht nachdenken! Du bist ganz schön verrückt, Mutter! Du siehst rot vor Wut!«
    Jetzt hatte er genügend Platz. Er schwenkte die Arme, um sie auf sich aufmerksam zu machen, schrie und jauchzte. Die Kuh blieb stehen. Erneut riß sie mit wildem Schnauben den hartgefrorenen Boden auf.
    Der der schreit sprang hoch, nahm die letzte Speerspitze in die Hand und legte sie in die Rille des Schaftes. Er warf. Mit dem Atlatl erreichte er etwa zweihundertmal die Wucht eines Wurfes aus der bloßen Hand.
    Ein guter Wurf. Die Spitze blieb in der dünneren Haut neben ihrem Kiefer stecken der Vorderschaft trieb sie tief hinein. Der hintere Schaft sprang ab und rollte geräuschvoll klappernd vor ihre Füße. Die Kuh drehte durch. Mit hocherhobenem Kopf und ausgestrecktem Rüssel raste sie vorwärts.
    Entsetzt brüllte Der der schreit auf, warf den Atlatl beiseite und rannte unbewaffnet um den Felsen.
    Nicht einmal drehte er sich zu der wutschnaubenden Kuh um, unter deren stampfenden Füßen die Erde erbebte. Sein einziger Gedanke war die Flucht.
    Er schaffte es. Hurtig sprang er über die Felsausläufer auf den Stunden zuvor ausgekundschafteten Pfad. Seine Beine arbeiteten bewundernswert präzise. Er durfte in keine seiner vorbereiteten Fallen geraten. Noch ein letzter Sprung, und er erreichte sicheren Boden.
    Schweratmend blickte er sich um. Die Kuh kam gerade um eine Biegung. In ihren Augen flackerte Angst auf, als der Schacht unter ihren Füßen nachgab.
    In harter Arbeit hatten Der der schreit und Singender Wolf Fallgruben in den Boden gegraben. Die Kuh schwankte und versuchte, mit wild peitschendem Rüssel das Gleichgewicht zu halten. Ein so schweres Tier fiel zuerst langsam. Ihr blieb Zeit genug, um vor ihrem Sturz noch einen letzten Schrei auszustoßen, ehe sie völlig den Halt verlor.
    Der gewaltige Körper riß die Erde auf und ließ den Boden unter Der der schreit erzittern. Das Geräusch brechender Knochen dröhnte in seinen Ohren. Endlich war es vorbei. Ein Schaben ähnlich knirschendem Eis drang aus den mächtigen Lungen der Kuh.
    Der der schreit kletterte zurück über die

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