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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ich es beendet.«
    »Und was dann?«
    Erstaunt starrte er sie an. »Was meinst du?«
    »Kannst du jemals …« Sie verstummte. Bevor sie weitersprach, schloß sie die Augen. »Wirst du jemals wieder ein normaler Mann sein?«
    Verwundert legte er den Kopf schief. »Normal?«
    In der folgenden langen Pause sah sie ihm an, wie er angestrengt nachdachte.
    »Wirst du jemals wieder imstande sein zu lieben?« fragte sie in rückhaltloser Offenheit. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Ein strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ich liebe, Tanzende Füchsin. Liebe ist Teil des Großen Einen, verstehst du. Ich …«
    »Aha.« Ihr drehte sich fast der Magen um.
    Er lächelte unentwegt. Sein jungenhaftes Gesicht strahlte unpersönliche Freundlichkeit aus. »Du meintest etwas anderes, nicht wahr? Du wolltest wissen, ob ich jemals wieder eine besondere Art von Liebe empfinden werde so wie früher.« Nachdrücklich schüttelte er den Kopf. »Solche Gefühle sind trügerisch. Sie haben Reiher getötet. Sie erlaubten es ihr nicht, den ganzen Weg zu gehen. Der Mittelpunkt ihrer Seele wollte sich nicht ausliefern, sondern weigerte sich, zum Nichts zu werden.«
    Diese Worte wischte sie mit einer verächtlichen Handbewegung beiseite. »Du redest nichts als Unsinn.«
    »Unsinn? Eine treffende Bezeichnung. Etwas, wo es keinen Sinn gibt. Nicht mich, nicht dich. Nicht schwarz, nicht weiß. Nur den Pulsschlag des Großen Einen und Nichts.« Liebevoll sah er sie an.
    »Verstehst du?«
    »Ja«, krächzte sie bestürzt. Sie verstand kein Wort.
    »Ich liebe dich mehr als je zuvor«, sagte er mit sanfter Stimme und strich ihr zärtlich über den Arm.
    »Weil ich dich nicht… dich nicht mehr will.«
    »Nicht mehr will.«
    »Ich erkenne deine Seele, so wie sie wirklich ist. Rein und schön. Dieselbe wie meine.« Er breitete die Arme aus und atmete tief ein. »Dieselbe wie bei allem und allen. Die Menschen möchten sich nur von einander unterscheiden. Aber du und ich, wir sind eins.«
    Sie seufzte. Geschlagen und verwirrt erhob sie sich. »Kann ich davon ausgehen, daß du mit meinen Vorschlägen für unser Volk einverstanden bist? Ich meine, was das Lager und die Menschen betrifft.«
    Er nickte. »Ich wüßte nicht, wer das besser machen könnte als du.«
    Sie ging zur Felltür und wandte sich noch einmal um. »Heute nacht hat es geschneit. Das Wasser ist gefroren und nicht wieder getaut. Ich bringe die Alten zum Loch im Eis. Führst du sie hindurch?«
    »Ich tue alles, was du von mir verlangst.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem bösen Lächeln. Mit rauher, schmerzender Kehle flüsterte sie:
    »Wohl kaum.«
    Die Hoffnungslosigkeit drückte wie eine zentnerschwere Last auf ihre Seele, als sie hinunter zum Lager ging.
    Im Zelt herrschte fast völlige Dunkelheit. Der Wind trug den Geruch nach Feuchtigkeit durch die Türöffnung. Im Dämmerlicht des verlöschenden Feuers starrten sich die in tiefster Seele verwundeten Männer blutrünstig an.
    »Ich begreife nicht, wie das geschehen konnte!« verteidigte sich Walroß mürrisch. Er saß mit hängenden Schultern in der hintersten Ecke. »Ich fühlte mich wohl, aber dann …«
    »Dann bist du eingeschlafen, und der Feind konnte in aller Ruhe das Fell stehlen!« Roter Feuerstein raste vor Wut. Mit großen Schritten ging er auf und ab.
    Eisfeuer fletschte die Zähne und krallte die Hände in das Türfell, das der Wind hin und her schlug.
    »Von allen …« Heftig schüttelte er den Kopf. »Es ging dir gut, als ich dich verließ. Wir sprachen über die Jagd und über weitere mögliche Angriffe des Feindes, wie er sich wohl verhält, wenn sein Anführer tot und begraben ist. Ich fragte dich noch, ob alles in Ordnung ist. 'Sicher', hast du gesagt.
    'Der macht uns keinen Ärger mehr.' Und du hast gelacht. Folglich ging ich beruhigt in Roter Feuersteins Zelt und legte mich schlafen.«
    Walroß' Gesicht drückte absolute Verständnislosigkeit aus. Sein Selbstvertrauen war vollkommen erschüttert. Einen winzigen Augenblick lang zog sich Eisfeuers Herz vor Mitleid zusammen. Dieser kühne Krieger hatte Besseres verdient. Er hatte ihm übel mitgespielt.
    »Walroß war nicht der einzige, der sich übertölpeln ließ«, erinnerte Gelbes Kalb und schielte zu den vier jungen Männern hinüber, die abseits saßen und schamerfüllt auf den Boden starrten. Sie wagten nicht, die Köpfe zu heben. Gelbes Kalb zeigte anklagend auf die vier. »Das sollen die besten unserer jungen Männer sein? Diese … diese

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