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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nickte. »Ich hatte gehofft, bereits weg zu sein, wenn er zu sich kommt.«
    Der der schreit kicherte. »Du darfst dich nicht drücken. Du bist zu wichtig für uns geworden.«
    Kopfschüttelnd machte sie sich auf Weg. Lachende Kinder und bellende Hunde liefen ihr vor die Füße. Der der schreit marschierte eifrig neben ihr. Um überhaupt etwas zu sagen, meinte sie: »Ich nehme an, es geht ihm besser.«
    »Er ist gesund wie ein Moschusochse in der Brunft. Ich …« Als er ihr wie aus Stein gemeißeltes Gesicht sah, fügte er rasch hinzu: »Ein dummer Vergleich.«
    Sie winkte ab. Sprechen konnte sie nicht. Sie fürchtete, sonst in Tränen auszubrechen.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Der der schreit etwas beschämt fort, »er hat alles gut überstanden. Ist einfach aufgewacht, hat sich umgesehen und gesagt, er habe Hunger. Gegessen hat er wie ein Mammutbulle im Frühjahr. Dann stand er auf und ging hinaus an die Luft. Er kletterte einen Felsen hinauf und blieb einen Tag dort oben sitzen. Vermutlich träumte er. Aber er sagte, er wäre ›Eins‹ gewesen.«
    »Träume«, knurrte sie, um ihre aufgewühlten Gefühle zu verbergen.
    Vor dem Eingang zur Höhle blieb sie kurz stehen. Sie war unsicher. Ihr Selbstvertrauen schwand, während sie auf das zerschlissene Türfell starrte. Doch plötzlich wurde ihr leicht ums Herz. Er war da.
    Hinter diesem räudigen Fell. Die ausweglose Zwiespältigkeit ihrer Gefühle machte ihr zu schaffen. So nah und doch so endlos weit entfernt.
    Sie schloß die Augen. Ich muß ihn nicht sehen. Ich kann nein sagen und weggehen.
    »Geh rein«, drängte Der der schreit freundlich.
    Sie nahm all ihre Kraft zusammen, hob das Fell hoch und trat ein. Ein helles Feuer prasselte im Innern der Höhle. Er sah auf. Ihre Blicke begegneten sich. Die Flammen warfen einen rötlichen Schimmer auf sein schönes Gesicht und seinen ockerfarbenen Umhang aus gegerbtem Leder. Sein hüftlanges Haar hing ihm offen über Schultern und Brust und berührte den schmutzigen Boden.
    »Wie ich höre, führst du die Aufsicht über das Lager«, begrüßte er sie. Seine Miene strahlte Wärme und Zuneigung aus.
    Sie zuckte zusammen und versuchte, in ihm nicht ihren Geliebten, sondern den Träumer des Volkes zu sehen. Das Sprechen über die alltäglichen Schwierigkeiten schien ihr wie eine Zuflucht. »Das größte Problem sind Rabenjägers Krieger. Die jüngeren versuchen immer wieder, sich davonzuschleichen.
    Sie wollen die Anderen überfallen.«
    »Und die Anderen?«
    »Nach allem, was wir wissen, konzentrieren sie sich völlig auf die Jagd. Sie brauchen Fleisch für den Winter.«
    »Willst du dich nicht setzen?« fragte er.
    Zögernd ließ sie sich auf ein Karibufell nieder. Ihre Muskeln verkrampften sich. Sie faltete die Hände, um ihre Unruhe zu verbergen, und blickte verstohlen zu ihm hinüber. Sein hochgewachsener Körper war in den vergangenen Monaten eher noch wohlproportionierter geworden. Jede seiner Bewegungen strahlte Gelassenheit und Würde aus. Und seine Augen … Wenn er sie ansah, schien er in Gedanken weit über sie hinauszusehen.
    »Ich habe deine Vorschläge geprüft. Ich weiß, Vier Zähne dient dir nur als Sprachrohr. Auf Singender Wolf und Der der schreit kannst du dich dagegen blind verlassen. Ich wußte nicht…« Er lächelte wehmütig. »Ich wußte nicht, was Träume aus einem Menschen machen können. Wie sie Geist, Körper und Seele beeinflussen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich dir geholfen.«
    »Das weiß ich«, flüsterte sie. Ihr Herz schlug dumpf. Wenn ich doch nur die Hand ausstrecken und dich berühren könnte.
    »Ich danke dir, daß du dich an meiner Stelle um das Volk gekümmert hast.«
    »Wie geht es weiter?« fragte sie und gab sich Mühe, ihre Stimme sachlich klingen zu lassen.
    Ein Schatten glitt über sein Gesicht, aber sofort erschien wieder die gleichbleibend freundliche Miene.
    »So bald wie möglich gehen wir nach Süden. Darüber hinaus sehe ich nichts außer kataklystischen Nebeln am Horizont.«
    »Kataklystische Nebel?«
    »Ja.« Er biß sich auf die Unterlippe. »Gegensätze kreuzen sich und kommen ins Gleichgewicht.
    Vereinigung.«
    »Wovon sprichst du?«
    Er hob die Hände und lehnte sich zurück. »Für Träume sind Worte ohne Bedeutung.«
    Sie nickte, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wovon er sprach. »Ist das Ritual mit den Pilzen zu Ende?«
    Gequält sah er sie an. »Nein, noch ein einziges Mal muß ich es machen. Auf der anderen Seite. Bei der Vereinigung. Dann habe

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