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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Fäustlingen vor Kälte. Vorsichtig löste er mit einer steinernen Speerspitze ein Stück blutiges Eis. Obwohl Wolfshaare daran klebten, kaute er es. Der Geschmack verriet ihm, daß es sich um Blut aus den Eingeweiden handelte. Er verzog das Gesicht.
    Essen. Zum erstenmal seit vier Tagen kam er in diesen Genuß.
    Vier Tage? Die magische Zahl der Träumer. Das wußte er von seiner Mutter. Ein Tag für jede Himmelsrichtung, damit sie ins Bewußtsein der Seele rückte.
    Er blieb stehen und betrachtete forschend die Gegend. »Du bist hier, Wolf. Ganz nah spüre ich deinen Geist.«
    Die weiße Einöde schimmerte während der Langen Finsternis dunkelblau. Entlang der riesigen Verwehungen krochen purpurrote Schatten. Nach Norden zu verlief das Land in wellenförmigem Auf und Ab. Zackige Gipfel leuchteten kahl im Licht des Volkes der Sterne.
    Die Augen unverwandt auf den Schnee gerichtet, umklammerte er seine Waffen: zwei Wurfspeere, beide so groß wie er, und den Atlatl, gesegnet mit dem Blut des Mammuts und Großvater Eisbär.
    Müde schleppte er sich weiter. Er ging gerade so schnell wie nötig, um sich einigermaßen warmzuhalten. Der Hunger verfolgte ihn ebenso unerbittlich wie er seine Beute.
    Vor seinen blutunterlaufenen Augen schwankten die vom Wind zu bizarren Formen aufgetürmten Schneemassen und verloren jegliche Kontur. Wie lange hatte er nicht mehr geschlafen? Zwei Tage?
    Hunger und Müdigkeit beeinträchtigten Geist und Sinne. Er taumelte und verlor beinahe das Gleichgewicht.
    »Ich muß dich kriegen, Wolf.«
    Die Seelenesser der Langen Finsternis näherten sich. Unheimliches Geflüster peinigte seine Ohren. Er biß die Zähne zusammen und rief: »Das Volk braucht Fleisch. Hörst du mich, Wolf? Wir verhungern!«
    Von weit her unterbrach das Gemurmel einer Stimme aus der Vergangenheit des jungen Jägers Gedanken. »Sonnenvater verliert Kraft. Wolkenmutter umhüllt Blauhimmelmann und saugt seine Wärme auf.« Der alte Schamane Krähenrufer, dessen eines Auge schwarz war, das andere weiß und völlig blind, hatte seinem Volk die Hungersnot vorausgesagt.
    Der alte Träumer hatte prophezeit, er sähe nur Schnee. »Dieses Jahr stirbt das Mammut. Der Moschusochse stirbt. Das Karibu bleibt mit dem Büffel weit im Süden. Das Volk wird untergehen.«
    Und so geschah es. Die Schneeschmelze während der Langen Helligkeit hatte kaum so lange gedauert wie eine Drehung von Mondfraus Gesicht, dann bedeckte Wolkenmutter bereits wieder den Himmel.
    Von Norden zogen Regen und Schnee heran und beendeten die Lange Helligkeit. Die Kälte lastete schwer auf dem kargen Land, wo Gras, Weiden und die Pflanzen der Tundra längst hätten wachsen sollen, um die Mammutherden zu ernähren.
    Krähenrufer sang und betete um eine Vision. Mit einer Falle fing der alte Schamane eine Möwe.
    Viermal drehte er dem Vogel den Hals um. Mit einem scharfen Obsidian öffnete er den Kadaver und untersuchte die Eingeweide. Er wollte herausfinden, welche Neuigkeiten die Möwe von den Eisbergen draußen auf dem großen Salzwasser mitgebracht hatte.
    »Zurück«, krächzte er. »Wir müssen nach Norden. Denselben Weg zurück, den wir gekommen sind.«
    Ängstlich sahen sich die Menschen an. Sie erinnerten sich an die gnadenlosen Verfolger, die sie nur die Anderen nannten. Es waren Mammutjäger wie sie, aber diese Männer mordeten und vertrieben das Volk aus den ergiebigen Jagdgründen im Norden. Konnten sie dorthin zurück? Konnten sie sich gegen diese zu allem entschlossenen Krieger erfolgreich zur Wehr setzen?
    Früher so erzählten die Alten hatte das Volk im Westen auf der anderen Seite der riesigen Berge gelebt. Dort hatte ihm Sonnenvater ein herrliches Land gegeben, in dem Flüsse durch fruchtbare grasbewachsene Ebenen strömten. Dann waren die Anderen gekommen und hatten sie nach Norden und Osten in Richtung auf das Salzwasser vertrieben. Sonnenvater in seiner Weisheit schenkte ihnen neues Land an der Mündung des Großen Flusses. Von dort aus konnten sie das Große Eis weit draußen auf dem Salzwasser sehen. Aber wieder folgten ihnen die Anderen nach und verjagten das Volk aus den Jagdgründen an der Mündung des Großen Flusses.
    Die Anderen zwangen das Volk immer weiter in den Süden. Nun lebte es in diesem Tal, im Westen von den Bergen bedrängt, im Osten vom Großen Eis, im Süden warteten gewaltige Erhebungen.
    Wohin sollte sich das Volk noch wenden? Hinter ihm rückten die Anderen nach und zwangen es immer höher hinauf in die unwirtlichen

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