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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mich aufzuspießen drohten, deshalb griff ich eben nach dem Speer. Ich dachte, das wäre das Sicherste. Aber ich hatte mich verschätzt. Die Stelle, an der die Spitze am Schaft befestigt ist, ist zu dick. Sie bildet eine Art Knoten, und deshalb dringt die Spitze nicht tief genug ein.«
    »So?« Verständnislos zog Grünes Wasser eine Augenbraue hoch. »Und was bedeutet das?«
    »Eine Menge neuer Kleider.« Lachend hob Hüpfender Hase den schmutzigen, zerrissenen Mantel von Der der schreit hoch und hielt sich die Nase zu. Der Geruch von Büffelblut hing unangenehm in der Luft.
    Der der schreit brummte und warf ihm unter halbgeschlossenen Lidern einen zornigen Blick zu. »Ich muß eine bessere Spitze machen.«
    »Unser Volk verwendet seit ewigen Zeiten solche Spitzen«, wies ihn Singender Wolf aufgebracht zurecht. »Speerspitzen macht man nun mal so.«
    »Warum?«
    »Weil man sie eben so macht, darum.«
    Der der schreit kratzte sich am Kinn und starrte auf die Spitze. »Das Problem ist die Verbindung zum Schaft. Die Stelle ist zu dick.«
    »Das habe ich dir schon einmal gesagt«, erinnerte ihn Hüpfender Hase.
    »Mach doch den Schaft dünner.«
    »Dann ist er zu schwach«, meinte Der der schreit. »Unsere Speere brechen ohnehin schon zu schnell.
    Weiden und Zwergbirken sind lausiges Material.«
    »Du mußt die Verbindungsstelle schmäler machen«, beharrte Hüpfender Hase.
    »Eine schlankere Spitze?« Der der schreit ging hinüber zum Feuer, kniff ein Auge zu und schielte hinunter auf die von ihm gefertigten Rohformen.
    »Dünne Spitzen macht unser Volk nicht«, erklärte Singender Wolf mit Nachdruck. »Es ist schon schlimm genug, daß Der im Licht läuft alles verändern will. Jetzt kommst du daher und willst auch noch die Speerspitzen umgestalten!«
    Der der schreit ignorierte diese Bemerkung und hob nachdenklich eine der Rohformen auf.
    »Machst du einen Spaziergang?«
    Der im Licht läuft erstarrte, griff nach seinen Speeren und blickte überrascht zu den kantigen grauen Felsen hinauf.
    »Wenn ich Großvater Braunbär wäre, hätte ich dich zum Abendessen verspeist.« Gebrochener Zweig schmatzte mit ihren zahnlosen Kiefern.
    »Aber wenn ich dich so ansehe, wäre es wohl eine recht armselige Mahlzeit geworden. Du willst ein Jäger sein? Na, ich weiß nicht. Du läufst herum und siehst und hörst nichts.«
    Er atmete tief durch. Die Angst wich, und er entspannte sich.
    »Was machst du denn hier?«
    »Ich? Was machst du hier?« Kichernd ließ sie sich nieder und rutschte auf dem glatten Fels hinunter.
    Wortlos streckte er ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Ihre Hand fühlte sich an wie eine Vogelkralle. Als sie sicheren Boden unter den Füßen hatte, seufzte sie erleichtert. Ihre braunen Augen blickten ihn scharf an.
    »Gehst du zurück?« fragte er. Er fürchtete, sie würde wieder über den Wolfstraum reden, aber zu seiner Erleichterung war das nicht der Fall.
    »Reihers Teich hat mich zwar um zehn Jahreszeiten jünger gemacht, aber trotzdem tun mir die Beine weh. Außerdem bin ich schon oft genug bei der Erneuerungszeremonie gewesen. Ich habe genug getanzt. Wenn Sonnenvater noch immer nicht weiß, wie dankbar ich ihm bin, begreift er es nie. Für mich gibt es dort nichts mehr zu erledigen.«
    Belustigt sah er sie an. Der Wind zerrte an ihren grauen Haaren.
    »Und du? Wohin des Wegs?«
    Er zögerte. Schließlich wußte er es selbst nicht genau. Er fühlte sich wie ein Blatt im Wind, in wilden Pirouetten gewirbelt von der Laune einer unbekannten Macht. »Ich …«
    »Ich glaube, du folgst den Spuren deines Volkes«, sagte sie und blickte ihn prüfend an. »Du hast einen langen Weg vor dir, jedenfalls einen längeren, als diese alte Frau noch zurückzulegen gedenkt.«
    Er senkte die Augen. Seine Hände umklammerten die Speerschäfte so fest, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    »Hast aufgegeben, wie? Kannst den Gedanken nicht ertragen, daß deine Träume Wirklichkeit werden?
    Läßt dich lieber wieder von Krähenrufer herumkommandieren? Willst du Zielscheibe des Spottes werden?« Mißbilligend schüttelte sie den Kopf. »Der Wolf hätte wirklich eine bessere Wahl treffen sollen.«
    »Was ich mache, Großmutter, geht nur mich etwas an.«
    »Vermutlich.« Sie wedelte mit den Händen, als wolle sie ihn verscheuchen. »Geh schon. Mach dich auf den Weg. Ich, ich muß ein paar wichtige Dinge erledigen. Ich habe noch nicht mit dem Leben abgeschlossen.«
    Mit diesen Worten humpelte sie auf dem Weg zurück, den er

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