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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gekommen war.
    Der im Licht läuft knirschte laut mit den Zähnen. Sein Herz schlug heftig. Mit Mühe unterdrückte er einen Brechreiz. Er drehte sich um und beeilte sich, um sie einzuholen.
    »Geh doch«, knurrte sie. Ihr gekrümmter Körper schwankte bei jedem Schritt. »Wirf dich doch Krähenrufer zu Füßen. Mir geht's gut. Ich bin schon über diese Hochebenen gestolpert, da hat deine Mutter noch nicht einmal richtig ins Leben geblickt.«
    »Aber ich …«
    »Was? Sprich lauter, Jungchen. Windfrau malträtiert meine Ohren bereits so lange, daß ich schon fast taub bin.«
    »Ich habe meine Mutter nie gekannt«, sagte er etwas lauter. Er wollte, daß sie weiterredete, denn er brauchte Unterstützung bei der Entscheidung, die seine Seele zu zerreißen drohte. Woher sollte er wissen, was richtig war?
    »Du hast nie … Nein, natürlich nicht! Sie starb, weil sie deinem nichtsnutzigen Bruder das Leben schenkte. Schon damals war er hinterhältig. Er kam mit den Füßen zuerst auf die Welt. Die wie eine Möwe fliegt hat vergeblich versucht, ihn umzudrehen. Seit seiner Geburt macht er nichts als Ärger.
    Eine Zeitlang dachte ich, du hättest einen guten Einfluß auf ihn, aber da habe ich mich geirrt. Er neigt zur Gewalttätigkeit.«
    »Er war schon immer aggressiver als ich …«
    »Ja, das weiß ich. Die alte Möwe wußte das auch. Du hast sie an ihre verstorbene Tochter erinnert. Mit dem Mädchen stimmte es von Geburt an nicht. Ein Teil ihres Rückens war offen. Das Rückenmark lag frei, weder Haut noch Knochen drüber. Das Kind konnte nie seine Beine gebrauchen. Ist schon früh gestorben. Möwe hat sie sehr geliebt. Sie war überglücklich, als sie euch beide bekam.«
    »Gebrochener Zweig«, begann Der im Licht läuft zögernd. »Wußtest du, daß Rabenjäger und ich nur halb zu unserem Volk gehören?«
    Achselzuckend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. »Manche von uns ahnten es, aber deine Mutter verriet nichts, und im Grunde war es uns egal.«
    »Wieso nicht?« rief er ungläubig. »Die Anderen sind unsere Feinde!«
    »Weil unser Volk sich über jede Geburt freut, die unsere Art am Leben erhält. Ihr gehört zu uns, nicht zu den Anderen. Wir wollten euch.«
    Er seufzte. Tief in seinem Innern focht er einen schweren Kampf gegen seine Ängste aus. Ein stummer Schrei stieg in seine Kehle.
    Aus den Augenwinkeln schielte sie zu ihm hinüber. »Wie lange bedrückt dich das schon?«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Seit Reiher es mir gesagt hat.«
    »Ach, vergiß das. Nachdem du fünfmal eine Lange Finsternis überlebt hattest und eine menschliche Seele in dir einzog, da war es die Seele eines Angehörigen unseres Volkes. Diese Seele hatte mit den Anderen nichts zu tun.«
    »Trotzdem fließt in meinen Adern Blut der Anderen.«
    »Wenn es dir hilft, dann betrachte dich einfach als Mittler zwischen zwei Welten.«
    »Als Mittler zwischen …« Die Worte hallten in seinem Kopf wider:
    Mittler… zwischen… Welten…
    »Natürlich mußt du dich eines Tages damit auseinandersetzen. Teile dein Blut. Wie die alte Möwe ihre Milch zwischen euch Brüdern.«
    In seinem Kopf drehte sich alles, und er stolperte. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder auf; ein blutiges Netz erstreckte sich von seiner Brust zum Lager der Anderen und schlang sich um einen großen Mann mit silbrigem Haar. Der Mann wandte sich um und starrte ihn atemlos an.
    »Das rote Netz«, keuchte er. »Ich sehe Teile …«
    »Was?« fragte Gebrochener Zweig scharf.
    Die Vision brach ab. Er schnappte hörbar nach Luft und riß die Augen auf. »Ein Netz, das sich ausbreitete wie …«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich weiß nicht. Es erschien aus dem Nichts und spannte sich aus zwischen mir und einem Mann der Anderen.«
    »Wie willst du jemals die Bedeutung deiner Visionen herausfinden?«
    Ein tiefer Abgrund klaffte in seiner Seele. Sie wollte wissen, ob er jemals bereit war, die Verantwortung für seine Visionen zu übernehmen und tiefer in sich hineinzusehen, um ihre Wurzeln zu entdecken.
    »Du weißt, warum du die Bedeutung nicht kennst, nicht wahr? Ich habe viele Träumer gesehen, Dutzende!«
    »Warum?«
    »Weil du nur Brei in deinem Kopf hast.«
    Nach einer Pause sagte sie: »Halte dich an Reiher, sie hat sich dir doch als Lehrerin angeboten, oder nicht?«
    Er nickte.
    »Eine bessere kannst du dir nicht wünschen. Vergiß diesen Narren Krähenrufer. Er ist ein Schwindler, der aus reiner Machtgier irgend etwas erfindet. Dabei ist ihm jedes Mittel

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