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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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herab, um Fische zu fangen. Eine tiefe Sehnsucht erfüllte seine Brust, als er den Flug der Vögel verfolgte.
    »Seit vier Tagen beobachtest du jetzt schon die Schneegänse«, bemerkte Roter Feuerstein, der eben zu ihm heraufgekommen war. Er blieb hinter ihm stehen.
    Eisfeuer drehte sich nicht um. »Vögel sind wundervolle Geschöpfe. Stell dir vor, was sie von dort oben alles sehen können.« Er ließ seinen Blick zum fernen Horizont im Süden schweifen. Der Ruf schlummerte tief in seinem Innern, unbewußt, drängend.
    »Sie machen allerdings auch eine Menge Lärm. Sie kreischen und schreien, und dumm sind sie obendrein. Wenn du mit Gras ausgestopfte Schneegansattrappen auslegst, fallen sie darauf herein und fliegen dir geradewegs ins Netz.«
    Eisfeuer wandte den Kopf und beäugte den Freund unter halbgeschlossenen Lidern hervor. »Ich hoffe, du hast einen ausreichenden Grund für diese Störung. Ich will in Ruhe nachdenken.«
    »Seit zwei Tagen hast du nichts gegessen. Mondwasser macht sich Sorgen um deine Gesundheit.«
    »Deine Tochter macht sich ständig Sorgen um meine Gesundheit. Und du denkst, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde sie sich um meine Kinder kümmern.«
    Ohne eine Miene zu verziehen, spreizte Roter Feuerstein die Finger. »Sie braucht dich nicht zwanzig Jahre jünger.«
    Eisfeuer konzentrierte sich wieder auf die Gänse, die nach Süden abdrehten. »Ich hatte eine Frau und danach einmal eine Vision. Das reicht mir an Frauen für mein ganzes Leben.«
    Roter Feuerstein trat unruhig von einem Bein aufs andere. Seine Stiefel scharrten über das lose Geröll.
    »Ich weiß.« Das klang fast unterwürfig. Mit gedämpfter Stimme fuhr er fort: »Ich meinte das mit Mondwasser nicht ernst. Aber sie schon, das weiß ich. Sie betet dich seit ihrer Kindheit an. Damals hast du sie hoch in die Luft geworfen und ihr Geschichten erzählt.«
    Bei der Erinnerung an das kleine rundgesichtige Mädchen, dessen Haare flogen, wenn er sie hochwarf und wieder auffing, mußte er lachen. »Sie soll sich nach einem jungen Mann umsehen.«
    »Genug jetzt von Mondwasser. Du bist anderweitig in Anspruch genommen.« Roter Feuerstein setzte sich auf den kleinen Fels unter Eisfeuers Ausguck. »Was ist los, Ältester? Was siehst du hier draußen?
    Was müssen wir wissen?«
    Eisfeuer schlang die Hände um die Knie, lehnte sich zurück und blickte gen Süden. Seit Tagen betete er zum Großen Geheimnis. Er bat um eine Vision und eine Erklärung für den wachsenden Druck in seiner Brust. Aber bisher hatte er keine Antwort erhalten.
    »Ich kann es dir noch nicht sagen. Nur«, flüsterte er und legte seine wettergegerbte Hand aufs Herz, »ich fühle es hier drin. Die lange Wartezeit ist fast vorbei, alter Freund.«
    »Ist das gut?«
    Eisfeuer lächelte grimmig. »Nein, aber auch nicht schlecht.«
    »Was dann?«
    »Das Große Geheimnis erschafft den Weg und zeigt ihn uns. Ob gut oder schlecht, wer weiß das schon? Was zählt ist, daß sich die Dinge ändern. Auch wir werden uns ändern. Wir werden nie mehr dieselben sein.«
    Aufmerksam hörte Roter Feuerstein zu. Er nickte unmerklich, aber sein runzliges Gesicht zeigte Zweifel. »Wenn ich dich so reden höre, verstehe ich zwar deine Worte, aber ich weiß nie, was sie bedeuten.«
    Eisfeuer lächelte ihm herzlich zu. Beruhigend legte er eine Hand auf den Arm des Freundes und sagte:
    »Ich weiß es auch nicht genau. Aber das macht nichts. Im Grunde sind wir dem Lauf der Dinge gegenüber machtlos.«

KAPITEL 23
    Verzweifelt und von panischer Angst erfüllt, bemühte sich Der der schreit durchzuhalten. Der Büffel wirbelte mit unglaublicher Geschwindigkeit im Kreis herum. Die Fliehkraft lockerte den Griff des Jägers, dessen Hände trotz aller Anstrengung am Holz des Schafts entlangglitten. Seine stählernen Muskeln dehnten sich bis zum Zerreißen, seine Finger drohten, aus den Gelenken zu springen, aber er kämpfte zäh und verbissen. Sein Herz pumpte in hämmerndem Stakkato. Plötzlich verschwand die Welt hinter einem Nebelschleier, und seine Füße verloren den festen Halt.
    Der Büffel war auf dem Eis zu Boden gegangen und hatte den Jäger mit sich hinuntergezogen. Fast riß ihm die Wucht des Sturzes den Speerschaft aus den Händen. Seine Lungen keuchten und brannten.
    Irgendwann blieb Der der schreit, zu keiner weiteren Bewegung fähig, wie betäubt liegen. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, denn der Büffel kam wieder auf die Beine und übersprühte ihn mit einem Regen eisiger

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