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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wenig benommen. »Der Zauber war nicht gegen uns gerichtet. Zuerst hatte ich Angst.
    Ich fürchtete das Netz des Träumers. Aber schließlich ja, schließlich hat es mich wärmend eingehüllt.
    Es zog mich. Immer weiter nach Süden zog es mich zu den … zu den …« Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf.
    »War die Beobachterin wieder da? Hat sie dir das angetan?« Beunruhigt blickte Roter Feuerstein den Freund an.
    »Nein, nicht die Beobachterin. Ihre Gegenwart spürte ich nicht.«
    »Nein? Überleg weiter. Versuch dich zu erinnern, alter Freund«, bat Roter Feuerstein inständig.
    Ratlos sah Eisfeuer ihn an. »Ich kann nicht. Ich erinnere mich nicht mehr. Die Vision brach ab.«
    »Nach Süden.« Ein blutrünstiges Lächeln erschien auf dem mordlustigen Gesicht von Wieherndes Pferd. »Zum Feind.«
    Eisfeuer sah ihn an. Eine Vorahnung bemächtigte sich seiner. »Nimm dich in acht, Wieherndes Pferd.
    Die Dinge sind anders, als du sie siehst.« Sie sind anders, wenn die mächtigen Fäden der Zauberkraft das Leben und die Seelen der Menschen umschlingen.

KAPITEL 25
    Gebrochener Zweig und Der im Licht läuft kletterten hintereinander den Felsenpfad hinauf zu Reihers Hügel. Oben stand die alte Träumerin und beobachtete sie.
    Als die beiden auf sie zukamen, wandte sie sich an Gebrochener Zweig. »Wieder zurück? Willst du dir doch noch deine gerechte Strafe abholen, Alte?«
    »Ach was, halt den Mund«, murrte Gebrochener Zweig und reckte den dürren Hals, um der Träumerin Auge in Auge gegenüberzustehen. »Wenn du willst, dann töte mich, aber bitte während ich in deinen heißen Quellen liege und meine schmerzenden Knochen labe.«
    Reiher brach in schallendes Gelächter aus. Mit vergnügtem Augenzwinkern sagte sie: »Na los, geh dich laben. Sobald ich etwas Zeit habe, komme ich und töte dich.«
    »Mir wär's recht, wenn wir uns vorher noch ein wenig unterhalten könnten«, meinte Gebrochener Zweig mit sanfter Stimme. »Außer uns erinnert sich niemand mehr an die alten Zeiten. Mir fehlen unsere Gespräche sehr.«
    Reiher lächelte wehmütig und senkte die Augen. »Mir geht's genauso.«
    »Und bring diesem Jungen bei, was es mit den Bildern in seinem Kopf auf sich hat.« Gebrochener Zweig deutete mit dem Daumen auf ihn. »Er wird noch verrückt, wenn er das nicht bald lernt.«
    Unter Reihers Blick begann sein Herz aufgeregt zu flattern. Eine Flamme brannte in ihren Augen. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    »Du bist nun nicht mehr Der im Licht läuft. Ist dir das klar?«
    »Ja«, murmelte er. Die Angst raubte ihm die Stimme. »Das habe ich inzwischen begriffen.«
    In der darauffolgenden Nacht saßen die drei um Reihers Feuer. Die Höhlenwände leuchteten im weichen Licht. Der im Licht läuft fühlte sich von den Schädeln in den Ecken mißtrauisch beobachtet ganz so, als zweifelten sie an seinen guten Vorsätzen. Ihm war nicht wohl in seiner Haut. Unruhig rutschte er hin und her, zog die Knie an und stützte sein Kinn darauf. Über drei Stunden hatte er der alten Träumerin zugehört, sogar sehr aufmerksam zugehört, aber verstanden hatte er nur wenig. Ihm gegenüber am Feuer saß Gebrochener Zweig. Sie hatte sich die ganze Zeit schweigend mit der Zubereitung eines Hasen beschäftigt, den sie ein paar Stunden zuvor mit einer Schlinge gefangen hatte.
    »Magie? Die Welt ist voll davon. Aber dieser Zauber ist nicht so, wie du ihn dir vorstellst«, erläuterte Reiher. »Ich kann keine Felsen verrücken. Ich kann keine Toten zum Leben erwecken. Die Welt ist bestimmten Regeln unterworfen. Die vorgegebene Weltordnung hält alles zusammen. Ein Träumer muß sich fallen lassen, in die Welt versinken, bis sie ihn verschluckt, bis er aufhört zu existieren.« Mit großem Ernst sah sie ihn an. »Hörst du mir auch zu?«
    »Ja, natürlich.«
    »Was geschieht deiner Meinung nach, wenn du die Tiere rufst und sie deinem Ruf folgen?«
    »Sie hören mich und …«
    »Falsch.« Reiher beugte sich weit vor und blickte ihm tief in die Augen. Er schluckte nervös.
    »Was denn dann?«
    »Sie hören nicht dich. Sie hören ihre eigene Stimme. Sie ruft sie in den Tod.«
    »Was soll das heißen?« fragte er verwirrt und stocherte unruhig mit einem langen Stock im Feuer.
    »Das heißt, aller Zauber oder, wenn dir das lieber ist, jeder Traum basiert auf einer Grundregel, und diese lautet: Es gibt nur Ein Leben.« Mit einer unvermutet raschen Bewegung warf sie noch ein Holzscheit ins Feuer. Ein Funkenregen stob auf.
    Ihre Augen leuchteten.

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