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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Felsen und spähte vorsichtig in die Grube hinunter. Der rotbehaarte Rüssel zitterte, Blut lief aus dem Maul des Mammuts. Mit furchtsamen Augen starrte das Tier zu ihm hinauf.
    Bald würde die Kuh tot sein. Sie konnte nicht mehr atmen, das Gewicht ihres Körpers erdrückte sie.
    Aufstehen konnte sie mit den gebrochenen Gliedmaßen nicht mehr. Die Ohren zuckten, der Rüssel bewegte sich suchend.
    Singender Wolf rief: »Einen Augenblick lang dachte ich, sie erwischt dich.«
    Seufzend schloß Der der schreit die Augen. Er blickte auf das Tier hinunter. »Ja, Mutter, beinahe hättest du mich gekriegt, eh? Den Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen.«
    Singender Wolf stand auf einer Anhöhe ungefähr drei Speerwürfe weit entfernt und winkte mit den Armen. Das war das verabredete Zeichen für Grünes Wasser, Lachender Sonnenschein und die anderen zu kommen. Das Ausnehmen der Kuh war Gemeinschaftsarbeit. Das Fleisch des Tieres würde ihnen den langen Marsch zurück in Reihers Tal ermöglichen.
    Kopfschüttelnd blies Der der schreit die Backen auf und betrachtete das im Tod friedlich aussehende Tier. »Um Haaresbreite, Mutter. Fast hättest du mich zu rotem Brei gestampft. Heiliges Volk der Sterne, es muß doch eine weniger umständliche Methode geben.«
    Müde sank er auf einen Felsen.
    Lange blickte er hinunter auf das tote Mammut. Plötzlich fühlte er Trauer und Mitleid mit ihm.
    Trübsinnig stieg er zu dem toten Tier hinunter, kniete nieder und streichelte ihm liebevoll über den Kopf. Aus dem Beutel, den er um den Hals trug, nahm er die für diese Situation vorgesehenen Amulette, blies über sie und begann mit der Zeremonie. Singend begleitete er die Seele der Kuh hinauf zum Heiligen Volk der Sterne.
    Die neuen Spitzen hatten sich bewährt. Noch nie zuvor war es Der der schreit gelungen, eine Spitze so tief in das Fleisch eines Tieres zu treiben. Als sie die Vorderschäfte aus dem Kadaver entfernten, nickte Singender Wolf zufrieden. Die Tiefe der Wunden beeindruckte auch ihn.
    »Die Verbindungsstelle zum Schaft ist nach wie vor ein Problem. Kannst du die Spitze unten nicht noch ein wenig schlanker machen?«
    Nachdenklich rieb sich Der der schreit mit einem blutverschmierten Finger die platte Nase. »Nein, sonst bricht sie beim Aufprall zu leicht. Ich habe das schon versucht, erinnerst du dich nicht?«
    »Wie wär's mit einer längeren Spitze?« fragte Singender Wolf. »Sie muß ja nicht so breit sein wie diese, oder?«
    »Soweit ich mich erinnere, hast du einmal gesagt, bei unserem Volk sei nun einmal diese Art Spitze üblich.«
    Singender Wolf guckte ihn etwas einfältig an und zuckte die Achseln.
    Auf den Steinen lagen lange Fleischstreifen. Der der schreit arbeitete mit Grünes Wasser zusammen.
    Sie splitterten die langen Knochen und häuften das kostbare Mark auf ein fettiges Stück Haut.
    Tanzende Füchsin füllte vorsichtig flüssiges Fett in die Därme, wie Grünes Wasser es ihr beigebracht hatte. Es handelte sich um ein kompliziertes Verfahren. Das Fett mußte heiß genug sein, um eine flüssige Konsistenz anzunehmen, durfte aber andererseits keine Löcher in die Darmhaut brennen.
    »He!« schrie Singender Wolf, der gerade das dicke Fell zerschnitt. Ein Köter duckte sich unter seiner zum Schlag ausholenden Hand und rannte leichtfüßig und aufgeregt bellend mit seiner Beute davon.
    Die anderen Hunde liefen ihm nach. Gierig schnappten sie nacheinander und knurrten sich an, obwohl ihre vom vielen Fressen dicken Bäuche schon beinahe auf dem Boden schleiften.
    »Vielleicht waren wir ohne die doch besser dran«, brummte Singender Wolf und drohte den Tieren zum Schein wie wütend mit der Faust.
    Der der schreit grinste breit. »Willst du lieber wieder sämtliche Lasten auf deinem Rücken tragen?«
    Singender Wolf seufzte. »Nein, außerdem wittern die Hunde die Bären rechtzeitig, und wir brauchen nicht ständig Angst zu haben, bei lebendigem Leib gefressen zu werden.«
    Der der schreit nickte und blickte zu den dicken, von Nordwesten heraufziehenden Wolken empor.
    Einmal hatte es bereits geschneit, und das in diesem Jahr besonders üppige Gras wurde schon braun.
    Unter dem ein Fuß dicken Fett des Mammutrückens, den Singender Wolf freilegte, befand sich gut durchwachsenes Fleisch.
    Kopfschüttelnd schaute Grünes Wasser zu den Jägern hinüber und sagte leise flüsternd zu den Frauen, die mit ihr zusammenarbeiteten: »Wißt ihr, ich glaube Blaubeere. Auch wenn Rabenjäger behauptet, daß sie lügt.

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