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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Hufe trocken. »Sie ist meine Tochter.«
    Zwei Rauchwolken sagte nun nichts mehr. Er senkte die Augen, faltete die Hände über seinem Bauch und dachte über seine Gräsersammlung nach.
    Die Türbehänge teilten sich und Reizende Wapiti trat ein. Sie schüttelte den Schnee aus dem Haar und ging wortlos zu dem Lederbeutel, in dem die erst vor kurzem geholten Wurzeln aufbewahrt wurden.
    Nachdem sie über die rangelnden Kinder hinweggestiegen war und den Mahlstein geholt hatte, scheuerte sie mit einer Handvoll hartem Gras den Schmutz von der Oberfläche der Wurzeln. Dann nahm sie den Mörser, um die dicken Wurzeln vor dem Mahlen zu zerstampfen. Das monotone Raspeln und Schlagen des Mörsers hallte hohl von den Wänden des Raumes zurück.
    Während sie arbeitete, hing sie mit angespanntem Gesicht ihren Gedanken nach.
    Sie bearbeitete die holzigen Wurzeln wütend mit dem Mahlstein, als könne sie sich dadurch an der Welt, die ihr so viel zumutete, rächen.
    Nur Zwei Rauchwolken bemerkte die Träne, die ihr langsam über die Wange rollte.
    Kleiner Tänzer kauerte zitternd vor Kälte in der Wurzelmulde eines umgestürzten Baumes. Über ihm streckten sich die dünnen Enden der Wurzeln wie knochige Finger in den stürmischen Himmel hinauf.
    Wo die Wurzeln dicker wurden, hielten sie in den Zwischenräumen Steine, Erde und anderen Schutt umklammert. Das so entstandene Dach bot ein wenig Schutz vor dem endlosen Tanz der Schneeflocken.
    Er blinzelte und schlang die Arme noch enger um seinen Körper. Er fror erbärmlich und fühlte einen bohrenden Schmerz in seinen Schläfen. Dumm, idiotisch … von allen törichten Kraftakten, die er jemals vollbracht hatte, war das mit Abstand der dümmste. Er hätte es besser wissen müssen. Nie hätte er in einem solchen Sturm weitergehen dürfen. Er hätte sofort umkehren und zu Weißes Kalb zurücklaufen oder in einem selbstgebauten Unterschlupf an wärmendem Feuer abwarten müssen.
    Nichts dergleichen hatte er getan. Lockende Bilder von Reizende Wapitis Gesicht hatten ihn weitergedrängt. Begierige Gedanken an ihren Körper, heiß an den seinen gepreßt, hatten ihn in den Sturm getrieben, ihn auf einem Pfad weitergehen lassen, den er erst zweimal gegangen war. Eine Zeitlang hatte er sich eingeredet, dies sei lediglich einer der üblichen Frühjahrsstürme - naß, wild und schnell vorbei der seine Schneelast abladen und gleich weiter hinaus auf die Ebenen im Osten brausen würde. Statt dessen hingen diese Wolken über den Bergen wie ein geduldiger Rotluchs, der auf ein in die Ecke getriebenes Kaninchen lauert.
    Schließlich war er auf den Grat hinaufgestiegen in der Annahme, dort habe der Wind den Schnee weggeblasen, so daß er besser vorankommen könne. Doch der Grat hatte ihn genarrt. Er war auf den Überhang einer Schneewächte getreten und nichts befand sich unter ihm, was sein Gewicht hätte tragen können. Er erinnerte sich an das Schlingern in seinem Magen, an seine hilflos wedelnden Arme und den Sturz …
    Wie lange hatte er wohl bewußtlos im Schnee gelegen? Zum Glück war er bald wieder zu sich gekommen. Blinzelnd war er erwacht und hatte den beißenden Frost auf den Händen und im Gesicht gefühlt.
    Er blickte sich um. Ein greller Schmerz marterte sein Gehirn, auf seiner Wange brannte ein von geronnenem Blut verschorfter Schnitt.
    Etwas Blut war auch in den Schnee getropft und gefroren. Seine Speere waren verschwunden, ebenso seine Rückentrage. Jetzt konnte er nur noch auf ein Wunder hoffen.
    Stöhnend blickte er zwischen den Wurzeln hindurch zum bedrohlieh düsteren Himmel. Die dunklen Wolken ließen ihren endlos scheinenden Vorrat an riesigen Flocken durch die Luft tanzen.
    Leise raunend fielen die weißen Schneekristalle auf die Erde.
    »Muß mich … mich bewegen. Warm machen.«
    Er biß die Zahnt zusammen, um nicht laut aufzuschreien, und kam taumelnd auf die Füße. Ein pulsierende Stechen in seinem Bein gemahnte ihn schmerzhaft an den harten Sturz. Es schien nichts gebrochen zu sein, aber sein Oberschenkel war so dick geschwollen, daß sich seine Jagdhosen ausbeulten. Fast brach er wieder zusammen, seine Füße waren völlig taub.
    Unkontrolliert zitternd, die Arme fest auf die Brust gepreßt, stolperte er vorwärts. Er mußte sich bewegen, um warm zu werden, gleichgültig, welch fürchterliche Qualen ihm sein Bein bei jedem Schritt bereitete. Wie lange war es her, daß er etwas anderes gegessen hatte als Schnee? Wie lange würde es dauern, bis sein Körper völlig

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