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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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erschöpft war und keine Wärme mehr erzeugen konnte?
    Er blinzelte stumpfsinnig, wankte über die vom Schnee glitschig gewordenen Wurzeln einer Föhre und schrie auf, als sich eine eisige Schneelast über ihn ergoß. Seine Arme arbeiteten wie Keulen. Wie besessen kämpfte er sich durch den Schnee und taumelte erschöpft weiter.
    Plötzlich begann sich die Welt zu drehen, und er stürzte mit dem Gesicht voran in den Schnee. Mit schlotternden Gliedern richtete er sich auf Händen und Füßen wieder auf. Die Kälte hielt ihn umklammert wie die mächtigen Kiefer eines Bären einen Wapitiknochen.
    Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, ihm war, als blicke er durch einen Schleier silberner Tränen.
    Wo bin ich? Wohin gehe ich? Warum bin ich hier draußen? Wo ist das Lager? Ich bin… verloren …
    verloren … Reizende Wapiti? Ein schluchzender Schrei stieg ihm in die Kehle. Die schmelzenden Schneereste in seiner Kapuze krochen wie Finger aus Eis seinen Rücken hinab.
    Fast bewußtlos zwang er sich wieder auf die Beine, stolperte drei Schritte weiter und fiel erneut auf das Gesicht.
    Trotz der Schmerzen und der Erschöpfung kämpfte er sich noch einmal hoch.
    Langsam begann ein Gefühl der Wärme durch seine tauben Hände und Füße zu strömen - eine köstliche Wärme. Er wurde unendlich müde. Wenn er sich doch nur für einen Moment hinlegen könnte … schlafen … nur einen Moment…
    Das rotorangene Licht des Feuers warf tanzende Schatten auf die unregelmäßige Oberfläche der Felswände.
    Keuchend richtete sich Reizende Wapiti in ihrem Bett auf.
    »Was ist los?« fragte Zwei Rauchwolken, der das Feuer in dem mit süßlich riechenden Wurzeln gefüllten Herdloch bewachte.
    Reizende Wapiti versuchte, ruhig zu atmen. Ihr hübsches Gesicht zeigte reinste Panik. »Ich …« Sie vergrub den Kopf in den Händen.
    Zwei Rauchwolken erhob sich und schleppte sich vorsichtig, um die Schlafenden nicht zu stören, mit seinem verkrüppelten Bein zu ihr hinüber und ließ sich auf ihrem Bett nieder. Er legte einen Arm um die Schultern der leise schluchzenden jungen Frau.
    »Schsch. Na, was ist los? Nun komm schon. Hier ist der alte Zwei Rauchwolken. Sag mir, was los ist.
    Ein Traum?«
    Sie schnüffelte, wischte sich die Tränen ab und nickte.
    »Ganz ruhig. Du bist in Sicherheit. Du bist in der Höhle, es ist warm, und du bist umgeben von Menschen, die dich lieben. Was hat dir Angst eingejagt? Was war das für ein schrecklicher Traum?«
    Sie sah auf. Ihre verzweifelten Augen hielten seinem Blick stand.
    »K-Kleiner Tänzer«, stöhnte sie. »Er ist… O nein… er ist tot.« Und wieder brach sie in Tränen aus.
    Zwei Rauchwolken öffnete den Mund, um etwas zu sagen, zog es aber vor, zu schweigen. Er hielt sie fest und tätschelte ihr beruhigend den Rücken. Voller Unbehagen fiel sein Blick auf das in den Fels gemeißelte Wolfsbild.
    Eine Macht war heute nacht unterwegs. Er spürte ihre Nähe fast körperlich und empfand dieses seltsame Ziehen, denselben heftigen, ruckartigen Schmerz wie in der Nacht, als das Wolfsbündel geschändet worden war.
    Ihm blieb fast das Herz stehen. Er hätte schwören können, daß die Augen des Wolfes einen winzigen Augenblick lang geleuchtet hatten. Und es war ein Aufleuchten des Triumphs gewesen.
    »So knapp«, flüsterte das Wolfsbündel. »Wir hängen an einem seidenen Faden. Mußt du so gefährlich mit den Leidenschaften der jungen Leute spielen?«
    »Das Mädchen Tangara hat eigenmächtig gehandelt. Ich hob all meine Kraft für den Sturm auf.
    Hoffen wir, daß es reicht. Ich mußte dazu die Spirale aus dem Gleichgewicht werfen.« Wolfsträumer klang erschöpft. »Vielleicht habe ich Zeit gewonnen. Vielleicht kann ich Kleiner Tänzer erreichen.
    Der Beobachter ist bereit.«
    »Vielleicht hast du uns auch schon verurteilt.«
    »Von nun an bleibt alles dem eigenen freien Willen überlassen. Dem Willen von Schwerer Biber… und dem des Jungen.

KAPITEL 19
    Schwerer Biber starrte wütend auf die Schneeflocken, die unaufhörlich auf das Lager herabfielen und alles unter sich begruben. Von den Buffalo Mountains herunter blies ein eisiger Wind. Er heulte um die vorstehenden Felsen der langen, scharfen Bergkämme, tobte über die Ebenen und stürzte über das Salbeidickicht herein, wo er kleine, rautenförmige Verwehungen bildete. Die Gegend bot ein gespenstisches Bild zu dieser Jahreszeit.
    Er leckte sich die Lippen, schmeckte die kalten Flocken und fühlte die Kristalle gegen seine Haut schlagen. Mit

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