Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers
Sturz auf, wiegte ihn, während die dunstige Wärme ihn umhüllte wie Wolken die Berggipfel.
»Was ist geschehen? Wo bin ich?«
Aus den warmen Dunstschwaden formte sich das Bild eines Mannes, dessen schimmerndes Gesicht von innen heraus zu leuchten schien. Über seiner ebenmäßigen Nase funkelten schwarze, tiefgründige Augen, die ihn mitfühlend anblickten.
Kleiner Tänzer verschlug es den Atem; noch nie hatte er einen so schönen Mann mit so einfühlsamen Augen gesehen. Noch nie war er von einer Macht dermaßen gefesselt gewesen. »Wer bist du?«
Der Mann lachte. Bei diesem Laut kräuselte sich der Dunst, Schwaden bewegten sich mal hierin, mal dorthin, wie er es bei gelehrigen Elritzen im Moon River gesehen hatte. Unter seinem Lachen schien die Luft zum Leben zu erwachen, und Kleiner Tänzers Seele begann zu prickeln.
»Ich bin Wolfsträumer, der Mann, den ihr den Ersten Mann nennt.
Ich habe mich entschieden, früher einmal jetzt mußt du dich entscheiden. Vielleicht war in jenen lang zurückliegenden Tagen die Entscheidung weniger schwierig als heute.«
»Warum bin ich hier?«
»Du stirbst, Kleiner Tänzer. Dein Körper erfriert, und deine Seele entfernt sich.«
Der ihn einhüllende warme Dunst verwandelte sich für einen Augenblick in windgepeitschte Schneeflocken. Dicht unter sich erkannte er die Umrisse seines Körpers wie einen Hügel im Schnee, bereits mit der sich bildenden Schneewehe verschmelzend.
»Du siehst, die Wahl liegt bei dir. Lebe, und dir bleibt noch ein wenig Zeit mit deiner Reizende Wapiti« Das Bild veränderte sich, und Kleiner Tänzer blickte hinunter in die Vertrautheit von Hungriger Bulles Höhle. Er sah Reizende Wapiti in unruhigem Schlaf. Zwei Rauchwolken starrte zu ihm herauf, als könne er ihn sehen.
Sein Blick kehrte zurück zu Reizende Wapiti, und die Liebe wallte in ihm auf. Er versuchte, sich ihre zarten Gesichtszüge einzuprägen, die feinen Linien ihrer weichen Wangen und ihrer kräftigen Kiefer.
Den üppigen Reichtum ihrer langen Haare, die sich über die Decken ausbreiteten und ihre auffallende Schönheit einrahmten.
»Ich gebe dir soviel Zeit, wie ich kann. Die Spirale vollendet sich. Ich habe Schwerer Biber erst einmal festgenagelt. Eine Weile kann ich deine Leute noch schützen, dir ein wenig Zeit geben.
Du bist noch so jung, aber Klares Wasser hat sich damals sehr lange widersetzt. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, sich von Blutbär berühren zu lassen.«
»Blutbär? Er ist tatsächlich mein Vater?«
»Du brauchtest seine Kraft, seinen unbeugsamen Mut man könnte es auch Unbesonnenheit und Rücksichtslosigkeit nennen. Oh, ich habe sehr viele Gedanken über dich und dein Leben gemacht. Ich habe dir gegeben, was ich konnte - außer dem Willen, das zu tun, was getan werden muß.«
»Dem Willen?«
»Ja. Der Große Weise im Himmel - der Schöpfer - erschuf das Universum absichtlich so. Die Kreise der Sterne, der Welten und der Insekten, ja sogar der Sandkörner können ihren eigenen Weg gehen.
Der Schöpfer erlaubte den freien Willen, damit sich die Dinge wandeln können. Was du wahrzunehmen wünschst, wird da sein.
Du schaffst dir die Welt, die dich umgibt, selbst. Was würdest du sagen, wenn ich behaupte, das, was aussieht wie fester Stein, sei nur leerer Raum?«
»Die Welt als Illusion?«
»Weißes Kalb hat dir die Wahrheit gesagt - nur begreift sie die Tragweite ihrer Erkenntnis noch nicht.
Die daraus entstehenden Muster sind faszinierend, drehen sich, verändern sich ständig.
Das wahre Wesen des Universums ist wie ein sich zusammenbrauender Sturm. Es ist so schwierig, diesen Sturm zu ignorieren, sich des Beobachtern zu enthalten, sich nicht zu fragen…«
Der Wolfsträumer lächelte gedankenverloren. Ein dumpfer Schmerz erfüllte seine Augen, deren Macht Kleiner Tänzer in Tränen ausbrechen ließ.
»Ich bin nicht perfekt, kleiner Freund - nichts an der Schöpfung ist perfekt. Auch ich habe meine Fehler. Ich … Ich habe zuviel Liebe in meinem Geist. Auf ihre Weise ist zuviel Liebe ebenso schrecklich wie zuviel Haß. Beide Gefühle verletzen. Würde alles in Harmonie existieren, würde sich nichts verändern. Das Universum würde stagnieren - und sterben.
Aber du mußt dich schnell entscheiden. Wählst du das Leben? Oder den Tod? Entscheidest du dich für das Leben, halte ich bis zuletzt zu dir. Ich lasse dir soviel Freude, wie ich kann. Aber wir brauchen dich alle brauchen dich. Schwerer Bibers falscher Weg hat die Spirale aus dem
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